Eintritt nur durchs FußgängertorDie SZ begleitet die letzten Wehrpflichtigen

Herr Möller, Herr Zyzik, was ist Ihnen am ersten Tag beim Bund besonders aufgefallen?Timo Möller: Dass hier wirklich sehr viel Wert auf Ordnung gelegt wird. Als ich ankam, bin ich durch das große Tor für Fahrzeuge in die Kaserne gegangen. Aber ich wurde direkt zurückgeschickt, ich sollte durch das Fußgängertor gehen. Klare und einfache Regeln

 Patrick Zyzik (links) und Timo Möller sind vor knapp zwei Wochen in die Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach eingerückt. Foto: Hartmann Jenal

Patrick Zyzik (links) und Timo Möller sind vor knapp zwei Wochen in die Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach eingerückt. Foto: Hartmann Jenal

Herr Möller, Herr Zyzik, was ist Ihnen am ersten Tag beim Bund besonders aufgefallen?

Timo Möller: Dass hier wirklich sehr viel Wert auf Ordnung gelegt wird. Als ich ankam, bin ich durch das große Tor für Fahrzeuge in die Kaserne gegangen. Aber ich wurde direkt zurückgeschickt, ich sollte durch das Fußgängertor gehen. Klare und einfache Regeln.

Patrick Zyzik: Dasselbe bei mir auch. Da hieß es von der Wache: Wir haben extra für Sie eine Tür eingebaut.

Was ist denn anders, als Sie es sich vorgestellt haben?

Timo Möller: Der wenige Schlaf! Wir müssen früh raus. Viertel vor fünf stehen wir auf, 5.05 Uhr ist Antreten.

Wie werden Sie denn geweckt?

Patrick Zyzik: Viele haben einen Wecker, und dann geht die Tür auf und es wird überprüft, ob wir auch wirklich aufstehen.

Wie fing denn Ihre erste Woche an?

Timo Möller: Wir wurden unseren Kameraden und unseren Ausbildern vorgestellt, in unsere Zimmer eingewiesen und gleich verpflegt. Da konnte man sich nicht beklagen.

Patrick Zyzik: Stimmt, das Essen hier ist sehr gut, auch in der Kantine.

Timo Möller: Später wurden wir eingekleidet, in Zweibrücken. Und die zweite Woche war komplett Waffenausbildung, Pistole zerlegen, Sicherheitsprüfung und so weiter.

Und, passen die Sachen?

Patrick Zyzik: Ist was Neues, ein bisschen ungewohnt. Aber es passt. Ich bin überrascht, die Schuhe, Springerstiefel, sind echt bequem. Ich hatte keine Blasen nach dem Eingewöhnungsmarsch von fünf Kilometern.

Was sind Ihre wichtigsten ersten Eindrücke?

Timo Möller: Man fühlt sich hier mit den Kameraden verbunden. Beim Sport zum Beispiel hatten wir Schubkarrenlauf: Jemand wird an den Beinen genommen und läuft auf den Händen. Nicht jeder ist gleich stark in den Armen. Einer schaffte den Rückweg nicht. Aber die Kameraden drumherum haben ihn angefeuert. Wirklich ein Team.

Patrick Zyzik: Die Kameradschaft hier gibt es wirklich. So etwas habe ich noch nicht kennengelernt, schon nach ein und zwei Wochen.

Wie viele sind Sie auf der Stube?

Patrick Zyzik: Im Augenblick fünf.

Warum sind Sie überhaupt zur Bundeswehr gegangen?

Patrick Zyzik: Mich hat die Kameradschaft gereizt, ich bin ein Gruppenmensch. Auch der Sport, und ich glaube, dass das hier kein eintöniger Job wird.

Sie denken auch an einen Weg als Offizier. Warum sind Sie nicht gleich Zeitsoldat geworden?

Patrick Zyzik: Man hört viel, aber ich will mir selbst ein Bild machen, um das nicht falsch einzuschätzen.

Herr Möller, als FWDL könnten Sie - freiwillig - in den Auslandseinsatz. Wollen Sie?

Timo Möller: Ehrlich gesagt, das weiß ich jetzt noch nicht.

Wie war der erste Stubendurchgang?

Patrick Zyzik: Unsere Stube war sauber, nur in den Schränken hat's nicht gepasst. Uns war nicht so wirklich klar, dass der eine Schrank wie der andere aussehen muss. Da war dann noch mal alles auf DIN-A-4-Falten angesagt.

Ziemlich streng, die Disziplin?

Patrick Zyzik: Naja, wir haben ja noch Welpenschutz, haben sie uns gesagt, bis Ende der Woche. < wird fortgesetzt

Lebach. Sie sind die Letzten, die "zum Bund müssen": Die Wehrpflichtigen, die am 3. Januar in die Kasernen eingerückt sind. Danach, ab 1. Juli, ist die Wehrpflicht ausgesetzt. Bis dahin werden seit 1957 laut Verteidigungsministerium 8 427 288 Grundwehrdienstleistende und freiwillig länger Wehrdienstleistende (FWDL) einberufen worden sein. Die FWDL verlängern ihren Wehrdienst von derzeit sechs Monaten auf 23 Monate.

Die SZ begleitet zwei der 251 letzten Wehrpflichtigen der Saarlandbrigade in ihrer sechsmonatigen Dienstzeit: Timo Möller, 20, aus Dillingen, gelernter Maler und Lackierer, sowie Patrick Zyzik, 21, Abiturient aus Aachen. Beide gehören zu den jungen Männern, die eingezogen wurden, sich ohnehin aber für die Bundeswehr interessieren. Möller ist "FWDL", wie 17 weitere in seiner Ausbildungskompanie, der 6./261 in Lebach.. Zyzik, selbe Einheit, hat sich unabhängig vom Wehrdienst für eine Offizierslaufbahn beworben.

Drei Monate dauert die Grundausbildung in der "Sechsten" in Lebach (fast komplett Saarländer), bei der 5./262 in Zweibrücken (71 Wehrpflichtige, 70 Prozent Saarländer) und der 6./263 in Zweibrücken (98 Wehrpflichtige, davon 16 Saarländer).

 Patrick Zyzik (links) und Timo Möller sind vor knapp zwei Wochen in die Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach eingerückt. Foto: Hartmann Jenal

Patrick Zyzik (links) und Timo Möller sind vor knapp zwei Wochen in die Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach eingerückt. Foto: Hartmann Jenal

Zyzik, Möller und ihre Lebacher Kameraden werden ihre Grundausbildung als "Sicherheits- und Wachsoldaten" beenden. Danach: weitere drei Monate in die Stammeinheit: meist in Lebach oder Saarlouis. Die SZ wird sie, die letzten Wehrpflichtigen der Bundesrepublik, regelmäßig nach ihren Eindrücken befragen. we

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