Einsiedler kämpft gegen Hochmoselübergang

Longkamp · Friedmunt Sonnemann wohnt seit 23 Jahren im Wald. In einer Lehmhütte, ohne Strom und Wasseranschluss. Jetzt sieht der Ökobauer seine Existenz bedroht: Die Trasse des Hochmoselübergangs entsteht nur ein paar hundert Meter von ihm entfernt.

Friedmunt Sonnemann ist mit wenig zufrieden. Seit 23 Jahren lebt der Ökobauer in einem abgelegenen Waldstück bei Longkamp (Kreis Bernkastel-Wittlich) in einer Lehmhütte - ohne elektrischen Strom und ohne Wasseranschluss. Sein Leben sind die Pflanzen, die er liebevoll rund um sein Häuschen hegt - und das Saatgut, das er daraus gewinnt. "Ich vermisse hier nichts", sagt der 47-jährige hagere Einsiedler, der langes Haar und einen langen Bart trägt.

Doch mit dem Idyll könnte es bald vorbei sein. Nur wenige hundert Meter von Sonnemann entfernt entsteht die Trasse (B 50n) zum derzeit größten Brückenbauprojekt Europas - dem Hochmoselübergang. Die Straße, für die bereits eifrig gerodet und geebnet wird, soll eines Tages zur 1,7 Kilometer langen und 160 Meter hohen Hochmoselbrücke zwischen Ürzig und Rachtig führen, die seit 2011 im Bau ist. "Das Projekt bedroht meine Existenz", sagt Sonnemann, der seit Jahren dagegen kämpft.

Denn er verkauft das biologische Saatgut, das er züchtet. "Ich habe mir diesen Standort ausgesucht, weil es ein gesunder Standort ist. An einem kranken Standort kann man keine gesunden Sorten hervorbringen", sagt er. Und krank, befürchtet er, könnte sein Fleckchen Erde werden, wenn das 375-Millionen-Euro-Bauprojekt wie geplant bis 2016 von der rot-grünen Landesregierung durchgezogen wird.

Denn in dem Berg der Trasse lagern seiner Kenntnis nach "seit Milliarden Jahren jede Menge giftige Schwermetalle". Diese würden bei Erdarbeiten aufgewühlt und vom Regen ausgespült. "Keiner kann genau wissen, wo diese Schwermetalle dann hingelangen", sagt der gebürtiger Bonner, der sein Wasser aus einer 200 Meter entfernten Quelle holt. Derzeit lebt der Einsiedler mit zwei Gleichgesinnten auf seinem kleinen Bauernhof.

Sorgen macht ihm auch der Autolärm, den die Trasse mit sich bringen wird. Denn viele junge Leute aus aller Welt kämen zu ihm zu Workcamps, um das naturverbundene Leben kennenzulernen. Er sei optimistisch, dass die Hochmoselbrücke am Ende nicht gebaut werde. Denn sie könne nie standsicher sein. Auf der Eifelseite gebe es eine "Verwerfung der Erdkruste" - es sei 60 Meter tief gebohrt und kein fester Grund gefunden worden, meint er. Schlimm sei nur, dass die B 50n zur Brücke trotzdem noch gebaut würde - bevor das Projekt gestoppt werde, sagt er. Seit Jahren protestieren Anwohner und Winzer dagegen.

Das Projekt stehe "keinesfalls" infrage, sagt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Der Hochmoselübergang sei von Anfang an geplant worden - mit dem Wissen, dass man sich auf geologisch schwierigem Untergrund befinde. "Und das bedeutet, Sicherheit war von Anfang an eine der allerobersten Prioritäten." Auch der Landesbetrieb Mobilität hält die umstrittene Brücke trotz des Untergrundes für sicher.

Bei dem Mega-Projekt sei es selbstverständlich, dass auch immer wieder neue Gutachten erforderlich seien, sagt Dreyer. Das hydrogeologische Gutachten, das nun zum Thema Sickerwasser in dem sogenannten Rutschhang auf der Eifelseite entstehen soll, sei da einzuordnen. "Das Einzige, was danach noch resultieren kann, ist, dass die ein oder andere Maßnahme noch zusätzlich ergriffen wird", sagt Dreyer. Zuletzt hatte der Direktor des Landesamtes für Geologie und Bergbau, Harald Ehses, ein solches Gutachten gefordert. Er hatte gesagt, er könne mit den bisherigen Informationen nicht bewerten, ob der Bau zu risikoreich sei oder nicht.

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