Polizei im Saarland Junge Polizisten üben riskante Einsätze

Göttelborn · Das neue Einsatztrainingszentrum in Göttelborn zur Aus- und Fortbildung saarländischer Polizisten wurde gestern eröffnet.

 In Göttelborn ist gestern das neue Einsatztrainingszentrum der saarländischen Polizei eingeweiht worden. Dort werden unter anderem Trainingsszenarien live per Video in die Seminarräume übertragen.

In Göttelborn ist gestern das neue Einsatztrainingszentrum der saarländischen Polizei eingeweiht worden. Dort werden unter anderem Trainingsszenarien live per Video in die Seminarräume übertragen.

Foto: BeckerBredel

Saarländische Kommissaranwärter üben künftig Bedrohungsszenarien in einem neuen Einsatztrainingszentrum (ETZ) auf dem Campus in Göttelborn. Ziel ist, insbesondere in Risikosituationen ein professionelles Handeln der Polizeibeamten zu gewährleisten. Am Donnerstag hat Innenminister Klaus Bouillon (CDU) das Gebäude offiziell eröffnet.

Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Räumen der Fachhochschule für Verwaltung (FHSV), in der die Anwärter ihre theoretische Ausbildung erhalten. Die FHSV zeichnet sich auch verantwortlich für die Ausstattung und den Betrieb des neuen Zentrums. Rund eineinhalb Jahre dauerten die Baumaßnahmen an dem Gebäude, das zu Bergbauzeiten noch der Veredlung der Rohkohle diente. 4,8 Millionen Euro waren als Baukostenobergrenze veranschlagt. „Dieses Ziel wird mit den vorliegenden, tatsächlichen Baukosten in Höhe von etwa 4,3 Millionen Euro deutlich unterschritten“, sagte Bouillon. Für Technik und Ausstattung kamen einmalig noch 750 000 Euro dazu. Bauträger ist die Strukturholding Saar (SHS). Sie vermietet das Gebäude mit 2000 Quadratmeter Nutzfläche an das Innenministerium respektive die Fachhochschule. Die Jahresmiete beträgt nach vorläufigen Berechnungen rund 360 000 Euro.

Als einen zweiten Quantensprung in der Ausbildung der saarländischen Polizei bezeichnet Corinna Müller, Rektorin der FHSV und Hausherrin, das neue Trainingszentrum. Ersterer sei die Zentralisierung der FHSV auf dem Campus in Göttelborn gewesen. Bis 2012 war die Fachhochschule noch auf die drei Standorte in Dudweiler, Jägersfreude und dem Polizeiareal auf dem Wackenberg in Saarbrücken verteilt.

Auf sechs Ebenen können mit den neuen technischen und sachlichen Ausstattungen im Trainingszentrum Szenarien nahezu jeder Bedrohungslage nachgestellt und geübt werden. So gibt es etwa im Budo-Bereich spezielle Matten, auf denen die Anwärter gemeinsam mit ihren Trainern Abwehr- und Zugriffstechniken trainieren. Hier lernen die jungen Beamten, wie sie jemanden festnehmen ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten. Im Kfz-Bereich in der untersten Ebene werden Fahrzeugkontrollen nachgestellt. Auch das Treppenhaus wird für Übungszwecke genutzt.

Weitere Besonderheiten seien die Audio- und Videotechnik sowie die teilmöblierte Szenenfläche, sagte Rektorin Müller. Die Räume können durch verschiebbare Wandelemente beliebig vergrößert oder verkleinert werden. Dadurch können Einsätze bei Bedrohungslagen in einer Privatwohnung, einem Büro oder einem Klassenzimmer geübt werden. Die Polizisten benutzen modifizierte Waffen und spezielle Farbmunition. Außerdem werden sie mit grellen Lichtern, Dunkelheit, Nebel, lauten Geräuschen und anderen, in der Realität häufig vorkommenden Gegebenheiten konfrontiert. Der Trainer steuere dies über ein Tablet. So könne er direkt bei seiner Trainingsgruppe bleiben, ohne im weiter entfernten Regieraum zu sitzen, erklärte Müller. Gleichzeitig werde das Training per Video in die Seminarräume übertragen, wo eine weitere Gruppe junger Beamte die Übung mitverfolge und diskutiere.

Ältere Kollegen haben die Möglichkeit in Fortbildungen ebenfalls Einsätze beispielsweise bei Amokläufen oder Terroranschlägen zu trainieren. Auch für spezielle Einsatzkommandos stehen die Räume zur Verfügung.

„Die Terrorlage ist nicht entschärft. Die Bedrohung steigt“, sagte Innenminister Bouillon. Umso wichtiger sei eine „situationsspezifische Aus- und Fortbildung. Insbesondere für die Zielgruppe, die als erste am Einsatzort ankommt, wie die örtlichen Kräfte der Vollzugspolizei“. Letztlich gehe es um „nicht mehr und nicht weniger als das Überleben – sowohl der Opfer und der Einsatzkräfte als auch der Straftäter“, sagte Hugo Müller, Vizepräsident des Landespolizeipräsidiums. Dies mache sich an den gesetzlichen Befugnissen, den Techniken, Einsatzwerkzeugen und Sicherheitsausstattungen sowie vor allem an der Handlungssicherheit der Beamten fest.

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