"Einmal Saarländer, immer Saarländer"

Herr Peter, vor einem Jahr sind Sie nach gut 25 Jahren in den USA ins Saarland zurückgekehrt. Fühlen Sie sich daheim?Peter: Einmal Saarländer, immer Saarländer. Im Ausland scheinen Deutsche insbesondere zweier Regionen sehr mit Ihrer alten Heimat verbunden zu sein: Berliner und Saarländer

Herr Peter, vor einem Jahr sind Sie nach gut 25 Jahren in den USA ins Saarland zurückgekehrt. Fühlen Sie sich daheim?Peter: Einmal Saarländer, immer Saarländer. Im Ausland scheinen Deutsche insbesondere zweier Regionen sehr mit Ihrer alten Heimat verbunden zu sein: Berliner und Saarländer.

Was haben Sie in den USA gemacht, wie haben Sie dort gelebt?

Peter: Zuerst lebte ich im Navajo Reservat unter Navajo, Hopi und Paiute Indianern. Dann in Tucson, Arizona, nahe der mexikanischen Grenze. Zuletzt in Minneapolis, Minnesota, mit Freunden, die waren jüdisch, schwarz oder skandinavisch. Die letzten 18 Jahre habe ich Politikwissenschaften an einem College unterrichtet.

Was haben Sie in den USA vom Saarland vermisst, was vermissen Sie jetzt?

Peter: Saar-Lor-Lux - eine Form der Globalisierung also, die verschiedene kulturelle Identitäten wahrt und trotzdem durchlässig ist, wo man sich gegenseitig besucht. Ich vermisse die Kanufahrten auf den Seen Minnesotas.

Sie gehören einer Politikerfamilie an. Wo sehen Sie ihre politische Zukunft? Streben Sie selbst ein Amt an?

Peter: Ich hatte noch nie ein Amt. Ich bemühe mich, im Rahmen der Partei Die Linke im Saarland das Thema Mitarbeiterbeteiligung und Genossenschaften, also Wirtschaftsdemokratie, voranzubringen. Denn die Heilserwartungen, die an mehr Staatsbürokratie oder mehr ungezügelter Markt geknüpft waren, haben sich erschöpft.

Wie geht es mit der Zukunftswerkstatt, die Ihr Vater Rudi Peter ins Leben rief, weiter?

Peter: Wir haben die Zukunftswerkstatt Saar letztes Jahr wiederbelebt. Wir bemühen uns, das Ökologische mit dem Sozialen zu verknüpfen. Mit unseren Ideen für 2012 werden wir demnächst an die Öffentlichkeit treten.

Sie haben sich in den USA mit bürgerschaftlichem Engagement beschäftigt. Was davon könnten wir uns in Deutschland zum Vorbild nehmen?

Peter: Das angelsächsische Demokratieverständnis hat uns viel zu bieten. Die Betonung von "community", also Gemeinsinn, die Kooperativen, die Bedeutung der direkten Demokratie, die solidarische Ökonomie, die Occupy-Wall-Street-Bewegung sind nahe dran an unseren Diskussionen zu Wutbürgern, gute Arbeit und Zusammenleben mit Menschen, die von woanders herkommen.

Wenn Sie das heutige Amerika mit drei Schlagwörtern bezeichnen sollten, welchen?

Peter: Marktfundamentalismus, Pursuit of Happiness (die Suche nach dem persönlichen Glück), ein zunehmend politisch gespaltenes Land.

Wie heißen, glauben Sie, die nächsten Regierungschefs der USA und des Saarlandes?

Peter: Ersteres wird stark von den Arbeitslosenzahlen im Herbst abhängen. Im Saarland? Von der Kompetenz, dem Charme und der Lockerheit wünsche ich mir meine kleine Schwester Simone. Aber die ist bei den Grünen jugendlicher Leichtsinn? Wer weiß.

Worin ähneln und worin unterscheiden sich Deutsche und Amerikaner am meisten?

Peter: Die Deutschen haben ein Gefühl von Geschichte - die Kultur hier besteht seit Langem. Die Amerikaner sind etwas naiver und optimistischer. Trotzdem ist es eine Wertegemeinschaft. Wir sind entfernte Cousins, aber doch Cousins.

Was würden Sie jemandem mit auf den Weg geben, der in den USA leben und arbeiten möchte?

Peter: Eine gute Mischung aus Naivität und Enthusiasmus. Foto: Gerhard Alt

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