Eingekeilt zwischen Tanklaster

Winterbach · Sieben Stunden war am Samstag die Winterbacher Ortsdurchfahrt dicht: Ein mit 4500 Litern Heizöl beladener Gefahrenguttransporter war umgestürzt. Eine Marpingerin fuhr mit ihrem Auto in den Lastzug.

Winterbach. War der Fahrer eines Tanklasters zu schnell unterwegs? War dies der Auslöser für den gefährlichen Zwischenfall im St. Wendeler Stadtteil Winterbach am Samstagnachmittag? Das zumindest habe laut Feuerwehrsprecher Stefan Grevener der Sachverständige Michael Adler am Unfallort in der Dorfmitte noch am selben Tag analysiert. Ein Unfall, der hätte dramatisch enden können - Polizei-Einsatzleiter Frank Pusse (48) dazu am Sonntag, 24 Stunden später: "Hier haben viele verdammt viel Glück gehabt."

Stopp nach 100 Metern

Was war passiert? Gegen 15.30 Uhr steuerte ein Tholeyer den Gefahrguttransporter von Alsweiler in Richtung Kreisstadt über die Winterbacher Ortsdurchfahrt. Wie Feuerwehr und Polizei übereinstimmend melden, geriet der Lastzug in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn. Zuerst bretterte der Auflieger, dessen Tank mit 4500 Litern Heizöl gefüllt war, durch einen Vorgarten. Dann kam er einem Haus am Straßenrand bedrohlich nahe und touchierte es. Pusse: "Dabei beschädigte er aber nur ein Fallrohr der Regenrinne." Der Anhänger mit der flüssigen Fracht kippte, drehte sich und blieb nach 100 Metern quer zur Straße liegen. Die Zugmaschine mit Fahrerkabine blieb indes stehen. Dadurch kam der 40 Jahre alte Brummifahrer mit einem Schock davon.

Dramatisch: Zur gleichen Zeit näherte sich eine Marpingerin mit ihrem dunklen Opel-Astra aus Richtung St. Wendel der Unglücksstelle. Der 45-Jährigen gelang es nicht mehr, dem umgestürzten Laster auszuweichen. Sie fuhr zwischen Tank und Fahrerstand. Ihr Wagen wurde dabei völlig eingeklemmt. Laut Grevener retteten Anwohner das Opfer aus dem Wrack. Polizeihauptkommissar Pusse: "Die Frau blieb unverletzt, kam aber zur Sicherheit nach St. Wendel ins Marienkrankenhaus." Das habe sie kurze Zeit später schon wieder verlassen.

Länger dauerte der Einsatz von Feuerwehr mit 14 Fahrzeugen, Technischem Hilfswerk (THW), Rettungsdienst samt Notfallhelikopter Christoph 16, Behördenvertretern und Polizei mit zusammen 100 Beteiligten vor Ort: Denn um den Transporter zu bergen, mussten zwei Spezialkräne her, die den gestürzten Tank aufrichten sollten. Derweil dichteten Feuerwehrleute umliegende Kanäle ab, damit auslaufendes Heizöl nicht ins Abwasser gelangte. Doch trotz des gravierenden Sturzes war der Tank nicht beschädigt worden, berichtete Grevener.

Nächstes Problem: Der Unfall hatte sich genau dort abgespielt, wo eine Überlandstromleitung herführte, die nun die Arbeit der hohen Kräne behinderte. Mitarbeiter der St. Wendeler Stadtwerke kappten darum die Kabel. Was bedeutete, dass der bis in die Abendstunden dauernde Einsatz von THWlern ausgeleuchtet werden musste. Gleichzeitig wurde das Heizöl in einen georderten Ersatz-Tanklaster gepumpt. Da Heizöl nach Feuerwehrangaben nur schwer entflammbar ist, ging von ihm kaum Gefahr aus. Allerdings sei das verunglückte Auto ein Unsicherheitsfaktor gewesen.

Gegen 22.30 Uhr war die bis dahin gesperrte Strecke wieder frei. Einige wenige Anwohner hatte die Feuerwehr in ihrem Gerätehaus bis dahin betreut, die wegen des Einsatzes nicht zu ihren Wohnungen kamen.

Zur genauen Unglücksursache äußerste sich Frank Pusse am Sonntag nicht. Erst müsse die Tachoscheibe des Tanklastzuges ausgewertet werden.

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