Einer, der Menschen zusammenbringt

St. Arnual/Alt-Saarbrücken. Manchmal beginnt es damit, dass Axel Egler die Anstandsregeln erklären muss. Das Wort mit "A" am Anfang und "och" am Ende wird zum Beispiel in seiner Gegenwart nicht benutzt - und damit ist nicht das Wort "Aschermittwoch" gemeint

 Axel Egler vor seinem Haus, an dem seit 2007 das Schiedsmann-Schild hängt. Foto: Oliver Dietze

Axel Egler vor seinem Haus, an dem seit 2007 das Schiedsmann-Schild hängt. Foto: Oliver Dietze

St. Arnual/Alt-Saarbrücken. Manchmal beginnt es damit, dass Axel Egler die Anstandsregeln erklären muss. Das Wort mit "A" am Anfang und "och" am Ende wird zum Beispiel in seiner Gegenwart nicht benutzt - und damit ist nicht das Wort "Aschermittwoch" gemeint. Auch wenn sich Menschen jahrelang gegenseitig beschimpft haben, wenn sie vor ihm, dem Schiedsmann für St. Arnual und Alt-Saarbrücken sitzen, geht das nicht. Denn bei allen Meinungsverschiedenheiten, manchmal über Generationen bestehender Abneigung: Ein Mindestmaß an Respekt erwartet Egler.Den Streithähnen, die bisher vor ihm gesessen haben, hat das offenbar nicht schlecht getan. 36 Schiedsverhandlungen hat Axel Egler in den vergangenen dreieinhalb Jahren abgeschlossen. 24, also exakt zwei Drittel davon, haben mit einem Vergleich geendet. In den anderen Fällen kam es zu keiner Einigung, und die Streitparteien haben ihren Konflikt vor Gericht fortgesetzt.

Meistens, sagt Egler, geht es um einen Nachbarschaftsstreit. Bevor diese Dinge vor Gericht verhandelt werden, wird der Schiedsmann eingeschaltet. Dass er zwei Drittel seiner Fälle bisher einvernehmlich regeln konnte, sei "eine gute Quote", sagt Egler. Aber das sei nicht ausschließlich sein Verdienst. "Wenn die beiden Parteien nicht wollen, gibt es keine Einigung", sagt er.

Menschen zusammenbringen - das tut Axel Egler nicht nur als Schiedsmann. Der gelernte Groß- und Einzelshandelskaufmann, der lange in der Landesverwaltung gearbeitet hat, ist Vorsitzender der Gemeinschaft der St. Arnualer Vereine, ist Vorsitzender der St. Arnualer Sänger, einer der beiden Sprecher des Ältestenrats der Saarbrücker Zeitung, und er organisiert das Daarler Dorffest.

Als einer der ersten saarländischen Schiedsmänner wurde Axel Egler nun als Mediator zertifiziert. Davor hat der 66-Jährige sich in Fortbildungen mit Straf- und Zivilrecht beschäftigt und sich von Profis erklären lassen, wie man als neutraler Mittler Konflikte entschärfen, womöglich sogar lösen kann.

Das Ganze ist nicht nur viel Arbeit. Es mache auch Spaß, sagt Egler. Deshalb will er sich im kommenden Jahr erneut für eine fünfjährige Amtszeit als Schiedsmann bewerben. Er hofft, dass der Bezirksrat Mitte ihn wie 2007 erneut mit dieser Aufgabe betraut.

Wenn Axel Egler davon spricht, dass ihm sein Ehrenamt Spaß macht, dann erzählt er gerne eine Geschichte, die mit eben jenem "A"-Wort begann und vor einer Kneipe am Daarler Markt endete. "Mit diesem A.... rede ich nicht", habe einer der Streithähne gleich zu Beginn des Gesprächs gesagt, erinnert sich Egler. "Ich habe einige sehr klare Worte gesprochen", sagt er. Am Ende des Gesprächs kam es zu einem Vergleich. Und etwas später am Abend seien die Kontrahenten "Arm in Arm angeheitert aus der Kneipe gekommen". Seitdem werde das A-Wort nicht mehr verwendet - jedenfalls von den beiden nicht.

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