Eine Wahl, die eigentlich keine ist

Sulzbach. Wer sich in einem Verein ehrenamtlich engagiert, der kennt das Problem: Immer dann, wenn Vorstandswahlen anstehen, muss man in der Mitgliederversammlung ganz genau aufpassen, wann man sich am Kopf kratzt. Einmal nicht aufgepasst - und schon hat man ein Vorstandsamt "an der Backe"

Sulzbach. Wer sich in einem Verein ehrenamtlich engagiert, der kennt das Problem: Immer dann, wenn Vorstandswahlen anstehen, muss man in der Mitgliederversammlung ganz genau aufpassen, wann man sich am Kopf kratzt. Einmal nicht aufgepasst - und schon hat man ein Vorstandsamt "an der Backe".In etwa vergleichbar mit den Aufgaben eines Vereinsvorstandes sind die des Sulzbacher Presbyteriums, allerdings mit "ein bisschen mehr Verantwortung", wie der Pfarrer der Sulzbacher, Karl-Heinz (genannt: Carlo) Holzmann, veranschaulicht: "Sowohl in geistlicher Hinsicht als auch in Themen wie Finanzen, also die Aufstellung des Haushalts oder Personalfragen. Diese Dinge entscheidet das Presbyterium. Und das ist mit einer Sitzung pro Monat nicht getan."

In der Vergangenheit hätten sich immer genug Ehrenamtliche zur Wahl gestellt, wenn es im üblichen Vier-Jahresrhythmus darum ging, vier Presbyterstellen neu zu besetzen oder die Amtsinhaber wiederzuwählen. In diesem Jahr ist das anders. Seit etwa zwei Wahlperioden werden nicht nur vier Personen des achtköpfigen Gremiums in Sulzbach neu gewählt, sondern gleich alle acht. Damit eine ordentliche Wahl stattfinden kann, müssen neun Kandidaten auf der Vorschlagsliste stehen - in Sulzbach sind es derzeit aber nur acht, weiß Holzmann.

"Anderen Kirchengemeinden passiert es schon länger, dass die nicht mehr genug Leute zusammenkriegen. Für uns ist es das erste Mal", sagt Pfarrer Holzmann und erklärt diese Premiere damit, dass früher nur fünf und heute neun Kandidaten für eine Wahl gefunden werden müssen. "Enttäuscht bin ich nicht, aber es wird für uns immer schwieriger, Leute für das Presbyterium zu finden", sagt der für 2100 Gemeindeglieder zuständige Pfarrer und ergänzt: "Es hat sich auch das Verhalten der Menschen in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement verändert. Junge Paare, bei denen beide Partner arbeiten, haben kaum noch Zeit für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe."

Obwohl eine Person für eine ordentliche Wahl fehlt, dürfte die Besetzung eines neuen Presbyteriums für Sulzbach nur noch eine Formsache sein. Vorausgesetzt, der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises beschließt, dass die acht Kandidaten als gewählt gelten, was Pfarrer Holzmann auch beantragt hat.

Eine andere Möglichkeit wäre die zeitliche Aufschiebung der Wahl und damit die Möglichkeit, doch noch einen neunten Kandidat oder eine Kandidatin zu finden. Bis es soweit ist, sei die Presbyteriumsarbeit "gesichert und findet weiterhin statt", erklärt Holzmann, dem es womöglich lieber gewesen wäre, jemand hätte sich zur rechten Zeit am rechten Ort "am Kopf gekratzt".Archivfoto: Maurer

Hintergrund

Das Presbyterium ist in Gemeinden der Evangelischen Kirchen im Rheinland, zu der auch Sulzbach zählt, die Kirchengemeindeleitung und führt deren Geschäfte. In Sulzbach gehören dem Gremium aufgrund der Gemeindegröße (2100 Glieder) acht Presbyter an: Detlef Zell, Peter Gluting, Walter Schwingel, Birgit Poss-Rohr, Waltraud Trautwein, Reiner Grub, Christiane Siewert und Volker Rauch. Mit Christiane Siewert und Peter Gluting scheiden zwei Personen aus. Für sie stellten sich Catrin Broh und Walter Siewert zur Verfügung. Um sich für eine Presbyteriumswahl stellen zu können, muss man zwischen 18 und 75 Jahren alt und konfirmiert sein und seit mindestens drei Monaten in der Gemeinde wohnen. zen

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