Eine Spur der Verwüstung

Quierschied. Samstagmorgen. Auf dem Wochenmarkt am Quierschieder Marktplatz und in der Marienstraße herrscht geschäftiges Treiben. Die Quierschieder kaufen ein fürs Wochenende. Blau-weiß wölbt sich der Himmel über den Ort. Schon um 9 Uhr ist das Thermometer auf über 20 Grad geklettert. Ein herrlicher Sommermorgen. Doch die Idylle trügt

Quierschied. Samstagmorgen. Auf dem Wochenmarkt am Quierschieder Marktplatz und in der Marienstraße herrscht geschäftiges Treiben. Die Quierschieder kaufen ein fürs Wochenende. Blau-weiß wölbt sich der Himmel über den Ort. Schon um 9 Uhr ist das Thermometer auf über 20 Grad geklettert. Ein herrlicher Sommermorgen. Doch die Idylle trügt. Die unwetterartigen, knapp vierstündigen Regenfälle vom Freitagnachmittag sind das Hauptgesprächsthema.

Mit den Auswirkungen werden viele Bürger und die Gemeinde noch lange zu kämpfen haben. Unzählige Keller sind vollgelaufen, Pumpen laufen die ganze Nacht. Überall in der Gemeinde sind die Auswirkungen zu spüren. Regen und Hagel hatten aus den harmlosen Wasserläufen Kohlbach, Lasbach und Fischbach reißende Flüsse gemacht. Das Quierschieder Freibad wurde binnen weniger Minuten komplett überflutet. Das Wasser ergoss sich in die Straße In der Humes. Dort standen Autos unter Wasser. "Uns ist es Gott sei Dank gelungen, alle heil aus dem Bad zu bekommen", zeigte sich Schwimmmeister Lothar Simon erleichtert. Bis in die späten Abendstunden am Freitag beseitigen er und viele Mitarbeiter die Schäden. Am Samstagmorgen ging die Aufräumaktion weiter. "Das Becken sieht aus wie ein riesiges Moorbad", meinte einer der Helfer.

Besonders hart waren einige Anwohner in der Straße Am Schwimmbad betroffen. Viele Keller liefen voll, standen fast bis zur Decke unter Wasser. Elektrogeräte, Möbel und Autos gingen kaputt. Noch am Freitagabend räumte Rudi Marx mit Freunden und Bekannten den ganzen Keller seines Hauses leer. "Nichts mehr ist zu gebrauchen", sagte er niedergeschlagen. "Solche Katastrophen kannten wir bisher nur aus dem Fernsehen", meinte sichtlich niedergeschlagen Rudis Vater Ignaz. Ähnlich sah es bei Dieter Keßler im Grubenweg aus. Das Wasser hinterließ eine Spur der Verwüstung: nasser Keller, kaputtes Motorrad, zerstörter Garten. Die Aufräumarbeiten dauerten den ganzen Samstag. Verwandte, Freunde und Bekannte halfen.

Besonders schlimm hat es das Quierschieder Rathaus erwischt. Hagelkörner verstopften die Abflüsse auf dem riesigen Flachdach. Das Wasser suchte sich seinen Weg nach unten. "Es kam aus den Wänden, aus den Türrahmen, ist durch den Fahrstuhlschacht und das Treppenhaus gelaufen", beschreibt Thomas Spaniol die Katastrophe. Er bekam sie als einer der Ersten hautnah mit. Noch am Samstagmorgen tropfte Wasser von den Decken. In allen Büros feuchte Teppiche und nasse Akten. Die Computer hatten die Mitarbeiter noch am Freitagnachmittag in den Kultursaal geschafft - der hatte nichts abbekommen.

Am Samstagmorgen ging's weiter mit dem Aufräumen. Auch Inge Poss und Roman Loch beseitigten die Schäden der Flut. Ihnen gehört das Haus mit dem wunderschönen Garten gegenüber dem Markant-Markt am Mühlenberg. Ein reißender Sturzbach, der aus dem Lasbachtal kam, riss ein Loch in ihr Grundstück und ergoss sich in ihren Garten. "Das wird Wochen und Monate dauern, alles wieder herzurichten", meinte Inge Poss. Einen vollgelaufenen Klassensaal und Wasser in den Räumen der Nachmittagsbetreuung beklagte die Lasbachschule. Hier verhinderten Schulleiterin Hiltrud Heimes-Vogel und Hausmeister Markus Will mit Hilfe von Lehrern und Eltern Schlimmeres. Verheerend sah es auch in Fischbach aus. Die Waldparkanlage war eine riesige Seenplatte. Im Quierschieder Weg und in der Rußhütter Straße wurden Gärten verwüstet, und Keller liefen voll. Auf den Tennisplätzen lag am Samstagmorgen zentimeterdick Schlamm. Wasser stand auch im erst kürzlich sanierten Turnsaal des Kindergartens.

Auch in Göttelborn gab es einige volle Keller. Auf einem kleinen Teil des Kunstrasenplatzes rollte eine Schlammlawine. So gut wie möglich entfernten Helfer noch am Samstagmorgen den Schlamm, damit das geplante Jugendturnier stattfinden konnte. Die Quierschieder Bürgermeisterin Karin Lawall: "Das Ausmaß dieser Katastrophe können wir zurzeit noch nicht abschätzen." Allerdings habe sie überall eine große Welle der Hilfsbereitschaft festgestellt. Das mache Mut, meint Lawall. > Seite C 5: Weiterer Bericht

Hintergrund

Betroffen vom Unwetter über Quierschied war auch das Kraftwerk Weiher. Regen schwemmte Kohle vom Lagerplatz ins Kraftwerk. Der Löschteich lief über. Die Berufswehr, die Feuerwehr Quierschied und das Technische Hilfswerk aus Friedrichsthal und Illingen waren im Einsatz. Betriebsleiter Marc Scheller informierte die Experten vom Bergamt und vom Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz. Scheller. "Wir haben das Kraftwerk geordnet heruntergefahren. Eine Gefahr für die Umwelt bestand zu keiner Zeit." ll

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