Eine sanfte Offensive in Saarbrücken

Saarbrücken. Unglaublich flauschig und weich ist das Fell, das die Handinnenfläche berührt. Dazu der Blick in die schier riesigen Augen - und schon ist es um einen geschehen. Alpakas üben eben einen ganz eigenen Reiz aus. Auch Christiane Groß und Rainer Frenkel erlagen einst dem Charme der südamerikanischen Herdentiere

 Der Saarbrücker Rainer Frenkel (links) und die Hamburgerin Christiane Groß (Zweite von links) haben die Farm gegründet. Foto: Iris Maurer

Der Saarbrücker Rainer Frenkel (links) und die Hamburgerin Christiane Groß (Zweite von links) haben die Farm gegründet. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Unglaublich flauschig und weich ist das Fell, das die Handinnenfläche berührt. Dazu der Blick in die schier riesigen Augen - und schon ist es um einen geschehen. Alpakas üben eben einen ganz eigenen Reiz aus.Auch Christiane Groß und Rainer Frenkel erlagen einst dem Charme der südamerikanischen Herdentiere. Doch wo andere mit einem zufriedenen Grinsen wieder in ihren Alltag gehen, machten die beiden weiter: Im Jahr 2009 zogen die Hamburgerin und der Saarbrücker nach St. Arnual. Dort, am Erbeldinger Hof, gründeten sie ihre Saar Alpaka Farm.

Seitdem hat sich viel getan. Die Tierschar auf ihrer Farm ist von neun auf 27 angewachsen - darunter sind zwei Junghengste, die bei einer Zuchtschau im März einen ersten und einen dritten Preis eingeheimst haben. Weitere Fohlen werden erwartet. Außerdem leben drei Lamas bei Christiane Groß, 44, und Rainer Frenkel, 49. Es sollen noch mehr werden.

Nicht nur die Größe der Herde hat sich verändert. Auch der Umfang der Angebote wuchs, weil es immer wieder neue Anfragen gab. Mittlerweile organisieren die beiden nicht nur Wanderungen mit den Tieren, sondern richten auch Kindergeburtstage aus, bieten Alpaka-Erlebniswochenenden und -tage an und verkaufen in ihrem Hofladen vor allem Produkte aus Alpaka-Wolle, teilweise auch selbst gestrickt. Immer wieder gern demonstriert die Farm-Chefin, wie weich Alpakawolle doch im Vergleich zu Schafswolle ist - ein Aha-Erlebnis. Besonders die Veranstaltungen mit Kindern erfreuten sich wachsender Beliebtheit, sagt Groß. Das liege wohl an dem putzigen Aussehen der Tiere und ihrem sanftmütigen Wesen. Da trauen sich auch eher ängstliche Kinder, die Tiere mit Möhrchen zu füttern.

Kaum zu glauben, dass Groß und Frenkel auch noch "normale" Jobs haben - sie ist Inspizientin am Saarländischen Staatstheater, er Technischer Leiter bei der Mannheimer Firma BB Promotion. Doch in der verbleibenden Zeit spielen die Paarhufer die Hauptrolle. Christiane Groß schaut liebevoll lächelnd zu den flauschigen Tieren, die alle klingende Namen wie zum Beispiel "Neville", "Luna" oder "Nené" haben: "Wir fragen uns immer, was wir ohne die Alpakas gemacht haben." Nun - sicherlich hatten sie etwas mehr Freizeit. Denn wenn Alpakas auch längst nicht so arbeitsintensiv sind wie Pferde oder Kühe, so müssen auch sie regelmäßig gefüttert, auf verschiedene Weiden geführt und ihre Kotplätze regelmäßig gereinigt werden. Kürzlich leistete die Farm-Chefin sogar Geburtshilfe für ein Fohlen, ein ganz neues Erlebnis für das frühere "Stadtkind".

Auch Hütehund Bootsmann und viele Kaninchen wollen versorgt sein. Und außerdem betreiben die beiden eine Ferienwohnung. Aber das alles, so sagt Christiane Groß, "ist keine Arbeit, das macht total Spaß." Und wenn sie mal gestresst ist, dann setzt sie sich einfach zu ihren Alpakas auf die Wiese, schaut den Fohlen bei "Wettrennen" zu: "Das ist so entspannend".

Neue Ideen rund um die Tiere haben die Züchter zur Genüge. Die Arbeit mit Behindertengruppen wollen sie gerne ausweiten. Tiergestützte Therapie finden sie gut, suchen dazu Fachleute. Auch andere Tierarten sind im Gespräch. "Sehr zufrieden und überrascht" sind die beiden jedenfalls, wie gern und häufig auch andere an ihrem Traum teilhaben möchten.

Hintergrund

Die Heimat der Alpakas ist Südamerika. Seit den 1980er Jahren gibt es sie auch in Europa. Sie sind mit Kamelen und Lamas verwandt. Die Herdentiere werden etwa 20 Jahre alt. Weiß, beige, braun, grau, schwarz: Das Fell kann verschiedene Farbtöne aufweisen. Es besteht aus weichen Fasern, die hohl sind, was gleichermaßen wärmt und kühlt. Den Züchtern zufolge werden die Alpakas im Frühjahr geschoren. Aus der Wolle lassen sich weiche Sachen stricken. Die Vierbeiner werden als "sanftmütig, intelligent, ausdauernd und genügsam" beschrieben. Sie fressen Gras, Heu und Möhren, da ihre Mägen sehr empfindlich sind. up

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