Eine Rede zum Gedenken

Homburg. "Liebste Kitty..." So persönlich und so nah war unsere erste Begegnung mit einer Geschichte, die sich so unfassbar grausam entwickelte. "Das Tagebuch der Anne Frank" ist eine Geschichte voller Emotionen, voller Angst, aber auch voller Hoffnung. Unser Interesse war geweckt. Wir wurden Ausstellungsbegleiter der Anne-Frank-Ausstellung in Homburg

 Das Tagebuch der Anne Frank bewegt die Gemüter. Foto: SZ

Das Tagebuch der Anne Frank bewegt die Gemüter. Foto: SZ

Homburg. "Liebste Kitty..." So persönlich und so nah war unsere erste Begegnung mit einer Geschichte, die sich so unfassbar grausam entwickelte. "Das Tagebuch der Anne Frank" ist eine Geschichte voller Emotionen, voller Angst, aber auch voller Hoffnung. Unser Interesse war geweckt. Wir wurden Ausstellungsbegleiter der Anne-Frank-Ausstellung in Homburg. Doch unsere Spurensuche ging noch viel weiter und führte uns nach Amsterdam ins Anne-Frank-Haus und zu ihrem Cousin Buddy Elias nach Basel. Gebannt lauschten wir seinen Geschichten einer frechen und lebensfrohen Anne Frank und waren fasziniert von den bewegenden Fotografien, die er uns zeigte. Und es sollte nicht unsere letzte Begegnung mit Buddy Elias sein. Nachdem wir herausgefunden hatten, dass er Verwandte in Homburg und Zweibrücken hatte, beschloss er, uns in Homburg einen Gegenbesuch abzustatten.

Heute ist ein Schicksalstag der Deutschen. Heute ist der Tag der Freiheit, 1989 in Berlin, als die Mauer fiel, konnte endlich zusammenwachsen, was zusammengehört. Doch alle Freude wird getrübt durch ein Ereignis, auf das wir nicht gerne zurückblicken: Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 war eine systematisch geplante Attacke gegen die Juden, die das Leben zahlreicher Juden in Deutschland ruinierte. Gemeinsam mit dem Adolf-Bender-Zentrum und der Stadt Homburg haben wir uns auf den Weg gemacht, Homburg aus einem neuen Blickwinkel kennenzulernen. Eine Gruppe von Jugendlichen hat sich intensiv mit den Ereignissen des 9. November in Homburg befasst, mit Zeitzeugen gesprochen, ein ehemaliges KZ besichtigt, Staatsanwaltsakten studiert und Einzelschicksale aus der Vergessenheit hervorgeholt. Entstanden ist eine Ausstellung, die die Geschichte in unserer Region erzählt, und dazu auffordert, sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Unser Leitspruch war: "Lernt aus der Vergangenheit, lernt für die Zukunft."

Diese intensive Spurensuche ließ uns einen weiteren faszinierenden und besonderen Menschen kennenlernen: Alex Deutsch. Nach den Gesprächen mit ihm waren wir sofort angetan von seiner unermüdlichen Lebensfreude, die einen immer an das Gute im Menschen glauben lässt: "Ich hatte oft die Gelegenheit, mich zu rächen, aber jedes Mal dachte ich, vielleicht war es einer von den Guten!" Im letzten Jahr standen wir schon einmal an diesem Tag zusammen, damals war es im Forum. Ich erinnere mich, dass es auch darum ging, wen wir als Vorbild für uns sehen. Schon damals waren wir uns vollkommen einig, dass Alex Deutsch für uns ein Vorbild, sogar ein Held ist. Es ist unfassbar, wie sehr es einem innerlich wehtun kann, wenn jemand sich diesem Helden gegenüberstellt und ihm deutlich macht: "Ich weiß gar nicht, warum du dich so engagierst." Aber und damit wenden wir uns jetzt ganz besonders an Sie, Herr Deutsch, und an die Vertreter der Stadt "Homburg": Wir wissen, warum Sie sich so engagieren und wir danken Ihnen dafür. Wir engagieren uns nicht nur für gute Noten, sondern weil es uns wichtig ist, etwas zu bewegen und ein Zeichen zu setzen: ein Zeichen gegen Rassismus, ein Zeichen für Toleranz, ein Zeichen für eine gemeinsame, bessere Welt.

"Lernt aus der Vergangenheit, lernt für die Zukunft."

Anna Berlich und Pascal Kihm vom Saarpfalz-Gymnasium

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