Eine moderne Heldenreise durch die ostdeutsche Provinz

Homburg/St Ingbert · Fatih Akins Film „Tschick“ läuft am Sonntag und Montag in der Kinowerkstatt St. Ingbert.

 Maik und Tschick fliehen in einem blauen Lada. Fotos: Reiner Bajo/Studiocanal

Maik und Tschick fliehen in einem blauen Lada. Fotos: Reiner Bajo/Studiocanal

Die Kinowerkstatt in St. Ingbert, Pfarrgasse 49, zeigt am Sonntag und Montag, 25. und 26. März, jeweils um 18 und 20 Uhr, "Tschick" von Fatih Akin. Es ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolfgang Herrndorf.

Kann "Tschick" im Kino dem Mega-Bestseller gerecht werden? Regisseur Fatih Akin wagte es mit seiner ersten Literaturverfilmung, heraus kam das perfekte Roadmovie. Der Roman wurde mehr als zwei Millionen Mal verkauft, mit diversen Preisen ausgezeichnet und vor allem: von seinen Lesern so heiß geliebt wie wenige Veröffentlichungen der letzten Jahre.

Insofern war die Erwartungshaltung an eine Verfilmung sehr hoch und wurde gleichzeitig von bangen Fragen dominiert: Braucht man den Film überhaupt? Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" meint: "Ganz deutlich: Tatsächlich braucht man "Tschick", den Film, unbedingt, wenn man "Tschick", den Roman, begeistert verschlungen hat. Dass Fatih Akin und sein Team es schaffen, die Atmosphäre des Romans in Bilder und Dialoge zu übersetzen, das ist ihr ganz großes Verdienst." Die Handlung dreht sich um Maik (Tristan Göbel), der in einer Wohlstandsblase lebt, während sein Vater auf den Bankrott zusteuert; dessen Mutter alkoholkrank ist und immer wieder in einer als "Beautyfarm" etikettierten Entzugsklinik verschwindet; der in seiner Klasse Psycho genannt wird, keine Freunde hat und die schöne Tatjana nur aus der Ferne anhimmelt. Und um Tschick (Anand Batbileg), der Andrej Tschichatschow heißt, aus einer Familie russischer Spätaussiedler stammt und neu in der Klasse ist. Der kommt betrunken zur Schule, trägt Assi-Klamotten und sagt ansonsten kaum ein Wort. Was Maik und Tschick verbindet, ist die Tatsache, dass beide nicht zur Geburtstagsparty von Tatjana eingeladen sind, die den Beginn der großen Ferien einläutet. Irgendwann sitzen beide dann in einem gestohlenen Lada und gehen auf eine Reise durch den Sommer in die ostdeutsche Provinz. Eine Heldenreise, ganz ohne Zweifel.

Das Drehbuch schrieb Akin mit dem mit Herrndorf befreundeten Autor Lars Hubrich, Hilfe holte er sich von Hark Bohm, der 1976 den Jugendfilmklassiker "Nordsee ist Mordsee" drehte.

Überhaupt wirkt der Film stellenweise rasanter, actionreicher als die Vorlage. Wenn Maik und Tschick ihren Lada durch ein Maisfeld jagen und von einem Bauern auf dem Traktor verfolgt werden, dann tritt der magische Realismus des Buches etwas zurück. Aber Akin und sein Kameramann fangen ihn dann wieder ein, wenn sie ihre beiden Helden in stille Dörfer mit ihren merkwürdig freundlichen Bewohnern schicken. So wird "Tschick", wie schon das Buch zuvor, zu einem Film für Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen.

 Junge Helden. Maik (Tristan Göbel, links) und Tschick (Anand Batbileg).

Junge Helden. Maik (Tristan Göbel, links) und Tschick (Anand Batbileg).

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