Eine ganz besondere Liebesgeschichte

Saarbrücken. Bis dass der Tod sie scheidet: Hannelore Purzer (52) scheint nicht nur mit ihrem Mann Franz (53) einen Bund fürs Leben geschlossen zu haben: "Ich mache Taekwondo unheimlich gerne. Am liebsten würde ich es machen, bis ich sterbe. Und wenn, dann möchte ich am liebsten in der Halle sterben", sagt Purzer mit entschlossener Stimme

 Kampfsportlerin Hannelore Purzer aus Saarbrücken ist in Besitz des vierten Dans, was für Frauen im Taekwondo beinahe sensationell ist. Foto: Wieck

Kampfsportlerin Hannelore Purzer aus Saarbrücken ist in Besitz des vierten Dans, was für Frauen im Taekwondo beinahe sensationell ist. Foto: Wieck

Saarbrücken. Bis dass der Tod sie scheidet: Hannelore Purzer (52) scheint nicht nur mit ihrem Mann Franz (53) einen Bund fürs Leben geschlossen zu haben: "Ich mache Taekwondo unheimlich gerne. Am liebsten würde ich es machen, bis ich sterbe. Und wenn, dann möchte ich am liebsten in der Halle sterben", sagt Purzer mit entschlossener Stimme. Taekwondo spielt eine zentrale, eine entscheidende Rolle im Leben von Hannlore Purzer und ihrem Mann. 1999 haben die Chemische Assistentin und der Chemie-Laborant ihre bayrische Heimat verlassen, um im Saarland ihre eigene Taekwondo-Schule zu gründen. "In München wäre das nicht möglich gewesen, da es dort schon zu viel Konkurrenz gab. Ich hätte dort eine Schule übernehmen können. Doch wir wollten unsere ganz eigene", sagt Franz Purzer. Und so verschlug es die Purzers ins Saarland, das damals in Sachen Taekwondo noch ein weißer Fleck auf der Landkarte war. Bis die Purzers kamen: Mittlerweile besuchen rund 250 Athleten die Kurse im Taekwondo Center Saarbrücken und ungefähr 60 im zweiten Center der Purzers in Wadgassen. Dabei kommen fast schon mehr Frauen in die Zentren, wie die beiden versichern. "Wir können da gar nicht so viel dafür", sagt Hannelore Purzer bescheiden, um zu ergänzen: "Ich denke, wenn man einmal für diese Sportart Feuer gefangen hat, dann bleibt man dabei."Die 52-Jährige scheint aus eigener Erfahrung zu sprechen. Denn die Sportart lernte sie nur durch ihren Mann kennen. "Zunächst war mein Interesse eher passiver Art. Ich bin mit auf Vorführungen gegangen, ohne erst einmal zu verstehen, was da eigentlich abgeht", sagt Purzer. " Dann hat mich aber die Art der Menschen beeindruckt. Die Höflichkeit und der gegenseitige Respekt, den sich die Athleten entgegen gebracht haben, obwohl sie auch gegeneinander gekämpft haben", sagt Purzer. Und sie ergänzt: "Mein Mann meint, ich wäre ein Karate-Typ, der geerdet ist und mit viel Kraft agiert. Doch Taekwondo ist durch die vielen Beintechniken gerade das richtige für mich, da es mir eine Lockerheit verleiht, die mir vielleicht ein bisschen fehlt." Diese Lockerheit geben die beiden in ihren Centern an die Athleten durch die Stilrichtung "classic Taekwondo" weiter. Dabei stünden im Gegensatz zu den Taekwondo-Wettkämpfen, die auch bei olympischen Spielen zu sehen sind, vor allem der Aspekt durch Bewegung etwas für die eigene Gesundheit zu tun, im Vordergrund, sagt Hannelore Purzer. Seit 1982 streift sich Purzer nun schon den Taekwondo-Anzug über und ist eine Pionierin in der Sportart, die ihren Ursprung in Korea hat. Mittlerweile hat sie bereits den vierten Dan, der einen Meistergrad im Bereich der Kampfkünste bezeichnet, errungen. "In Deutschland haben das wohl nur noch zwei weitere Frauen geschafft", sagt ihr Mann Franz, der selbst den sechsten Dan trägt. Doch dafür scheint Hannelore Purzer auch doppelt so hart kämpfen zu müssen. "Unser Großmeister Son denkt, wie ich glaube, dass Frauen nicht immer so gut mithalten können", sagt Purzer, die elf Jahre für den vierten Dan gearbeitet hat, und ergänzt ehrgeizig: "Ich hätte nie gedacht, dass ich soweit komme. Doch mein Job ist es, Meister Son zu zeigen, dass es auch eine Frau schaffen kann." Dafür fährt sie mit ihrem Mann einmal im Jahr ins kroatische Porec, wo Meister Son zum viertägigen Lehrgang einlädt. Mit Blick auf den fünften Dan sagt Purzer mit freudiger Stimme: "Das Experiment geht weiter." Und wenn es nach ihr ginge, wohl bis zu ihrem Tod. "Ich bin mit auf Vorführungen gegangen, ohne erst einmal zu verstehen, was da eigentlich abgeht."Hannelore Purzer über ihre Anfängeim Taekwondo

HintergrundTaekwondo ist ein koreanischer Kampfsport und steht für Fußtechnik (Tae), Handtechnik (Kwon) und die Kunst oder der Weg (Do). Taekwondo unterscheidet sich von anderen Kampfsportarten in wesentlichen Punkten. So ist die Taekwondo-Technik auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt, was nicht zuletzt durch den Wettkampf bedingt ist. Im Taekwondo dominieren Fußtechniken deutlicher als in vergleichbaren Kampfsportarten. red

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