Eine Freude für Jahrzehnte

Saarbrücken. Von der Decke baumeln Kabel, auf dem Boden liegen staubige Bretter. Im Hintergrund dröhnt eine Schleifmaschine, ein Handwerker bearbeitet hämmernd die Fenster. Im Eingang hängt eine lange Liste mit all den Arbeiten, die zu leisten sind, bis aus dem reichlich runtergekommenen "Feuerdrachen" ein nagelneues Theater werden kann

Saarbrücken. Von der Decke baumeln Kabel, auf dem Boden liegen staubige Bretter. Im Hintergrund dröhnt eine Schleifmaschine, ein Handwerker bearbeitet hämmernd die Fenster. Im Eingang hängt eine lange Liste mit all den Arbeiten, die zu leisten sind, bis aus dem reichlich runtergekommenen "Feuerdrachen" ein nagelneues Theater werden kann.

"Wir sind gut im Plan", sagt Architektin Sabine Hesse-Ruck. Mitte Januar soll alles fertig sein, damit die Theaterleute mit der Inneneinrichtung beginnen können. Am 1. März ist die Eröffnung geplant. Und es sieht so aus, als würde das klappen. Die Mitarbeiter vom städtischen Gebäudemanagement (GMS) haben in relativ kurzer Zeit schon viel geschafft. "Hier wird mit hoher Qualität geplant und gebaut", lobt Kulturdezernent Erik Schrader bei der Baustellenbegehung. "Das wird uns noch Jahrzehnte Freude machen".

Wer dieser Tage einen Blick in die Baustelle wirft, braucht aber schon ein bisschen Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier in nicht mal drei Monaten Theater gespielt werden soll. "Dort kommt die Zuschauertribüne hin, über fünf Ebenen absteigend". Veronika Haefele-Zumbusch deutet in eine derzeit noch eher staubige Ecke. Die Bühne selbst wird ebenerdig sein, "damit sie variabel bespielt werden kann", ergänzt die TiV-Vorsitzende und ehrenamtliche Bauleiterin des Theaters im Viertel. Die Räume für Büros, Garderobe mit Kasse, Regie sind vorbereitet. Aber wo es demnächst zur Künstlergarderobe im Keller gehen soll, gähnt noch ein Loch im Boden. Die Treppe fehlt noch.

Zurzeit wird über Farben geredet. Denn auch wenn der ehemalige Feuerdrachen über Jahre eher vergammelte - jetzt, wo renoviert wird, ist auch der Denkmalschutz mit im Boot. Da gilt es, so manchen Kompromiss zu finden.

"Das alles kostet schon Nerven", lächelt Veronika Haefele-Zumbusch. Die zierliche Frau ist die treibende Kraft hinter dem neuen Theater im Viertel am Landwehrplatz. Und das ehrenamtlich und neben ihrem normalen Brotberuf. Sie und Dieter Desgranges, künstlerischer Leiter des TiV, verbringen viel "Freizeit" mit der Planung des neuen Theaters. Wobei Desgranges das Inhaltliche besorgt - was heißt, er bastelt jetzt schon am Programm für ein Theater, das noch gar nicht steht.

"Nächstes Jahr ist unser Junioren-Jahr", sagt er. Vor allem junge Leute versucht er ans Theater zu binden, denn das TiV sieht sich auch als Talentschmiede und Chancen-Geber. "Wenn man sich heute die Saarbrücker freie Szene anschaut: Da sind doch die meisten ab 50 aufwärts". Die Schließung der staatlichen Schauspielschule vor ein paar Jahren macht sich schmerzlich bemerkbar, findet Desgranges und versucht, gegenzusteuern. So gibt er etwa jungen Autoren wie Jan Meier eine Chance - der hat am Freitag im "alten" TiV Uraufführung mit seinem Stück "Herr Siemann, why don't we do it in the road?".

Im neuen TiV am Landwehrplatz werden dann zum Beispiel Kunst-Studenten Performances anbieten, Musik-Studenten Projekte erarbeiten, und es wird Tanztheater geben - was in der Nauwieser Straße nicht möglich war, zu eng, zu niedrig sind dort die Räume.

Wer im TiV spielen will und überzeugt, bekommt seine Chance. "Wenn wir jemanden noch nicht kennen, setzen wir uns zusammen und reden - aber es muss passen, und es muss natürlich profimäßig sein", erklärt Desgranges.

Die Bühne hat schließlich einen Ruf zu verlieren. Und im neuen Haus am Landwehrplatz wird die Erwartungshaltung des Publikums sicher auch höher - man spielt nun schließlich Tür an Tür mit dem Staatstheater. Mit Letzterem ist der Kontakt übrigens prima: "Das Verhältnis ist ganz entspannt und offen", lobt Desgranges. Die Theaterleitung unter Dagmar Schlingmann habe keinerlei Dünkel der freien Szene gegenüber. Im Gegenteil: Das große SST hat dem kleinen TiV gerade zugesagt, beim Bau der Zuschauer-Tribüne zu helfen. Soviel gute Nachbarschaft, das lässt für die Zukunft hoffen . . .

Auf einen Blick

Die Arbeit im Theater im Viertel wird weitgehend von ehrenamtlichen Theaterbegeisterten geleistet. Sie stemmen 14 bis 15 Vorstellungen im Monat, das heißt sie schieben auch "Abenddienste", machen die Kasse, den Getränkeausschank. Da ist jede Hilfe willkommen. Wer Lust hat, einen Teil seiner Freizeit dem TiV zu opfern, kann sich jederzeit melden.

Kontakt: (0681) 3 90 46 02, Email: info@dastiv.de

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