Eine Frau allein auf dem Jakobsweg

Kirkel · Die Globetrotter-Reihe im Bildungszentrum in Kirkel wird am Donnerstag, 27. April, fortgesetzt.

 Marsha-Jane Rodriguez nimmt die Gäste mit auf Tour auf den Jakobsweg. Foto: M.J.Rodriguez/Arbeitskammer

Marsha-Jane Rodriguez nimmt die Gäste mit auf Tour auf den Jakobsweg. Foto: M.J.Rodriguez/Arbeitskammer

Foto: M.J.Rodriguez/Arbeitskammer

Die erfolgreiche Vortragsreihe "Mit Globetrottern unterwegs" im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel wird am Donnerstag, 27. April, um 19 Uhr mit einer ungewöhnlichen Frau und einer Wanderung fortgesetzt. Marsha-Jane Rodriguez war allein auf dem Camino del Norte unterwegs. Der rund 860 Kilometer lange Küstenweg ist nach dem Camino Primitivo der älteste Jakobsweg überhaupt. Marsha-Jane Rodriguez sagt im Vorfeld ihres Vortrags: "Der Jakobsweg führt an der Atlantikküste Spaniens von Irún, über die Pyrenäen nach Bilbao, durch Santander, Gijón, Ribadeo, bis nach Santiago de Compostela." In einer Video-Reportage nimmt sie die Zuschauer mit auf den Pilgerweg im Norden Spaniens. Was ihr vorher nicht wirklich bewusst war, wurde mit jedem Schritt, jedem Kilometer deutlicher: Das allein laufen ist zentraler Bestandteil des Jakobsweges. Sie verweist auf Hape Kerkeling. Er habe es vorgemacht, habe sich getraut und gesagt: "Ich bin dann mal weg."

Dank ihm wurde der Jakobsweg zu einem populären Pilgerpfad und erfreut sich Jahr für Jahr wachsender Beliebtheit. So, wie sprichwörtlich viele Wege nach Rom führen, gibt es neben dem bekannten Camino Frances, quer durch das Festland Spaniens, ein Netz von Pfaden nach Santiago de Compostela. Für die 27-jährige Marsha-Jane Rodriguez sollte der Camino del Norte ihr Weg ins Abenteuer sein. "Eine Wanderung am Meer, dachte ich, ist die ideale Balance zwischen sportlicher Aktivität und Strandurlaub. Die Weichen für das Abenteuer waren gestellt." Und für die junge Frau aus St. Wendel hieß es auf einmal nur noch: "Ich bin dann auch mal weg!" Trotz seiner guten Infrastruktur strahlt der Weg immer noch den Charme eines Insiderweges aus, auf dem die Pilger in den Dörfern unterwegs gern gesehen sind und des Abends in den Herbergen noch eine familiäre Atmosphäre herrscht.

Ein besonderes Merkmal des Küstenweges seien die zahlreichen Varianten, von denen ein großer Teil nahe des Meeres oder sogar direkt auf dem Sandstrand oder oberhalb der bizarren Felsklippen verläuft. Beim Erzählen weiten sich die Augen von Marsha-Jane Rodriguez - man kann nachempfinden, dass sie ihre abenteuerliche Tour nochmals vor sich sieht. Los ging es dann von San Vincente de Baraquera bis nach Ribadeo. "14 Tage an Orten fernab von Tourismus und teilweise unberührter Natur. Menschenleere, kilometerlange Traumstrände. Wilde Meeresströme, die auf Felsklippen treffen. Eukalyptuswälder, soweit das Auge reicht. Hohe Gebirge. Aufgeschlossene und freundliche Menschen. Kulturell sehenswerte, Jahrhunderte alte Gebäude und Gebilde. Tag für Tag unter Menschen aus aller Welt, die dieselben Strapazen der Wanderung auf sich nehmen und spüren, wie ihr Päckchen, das sie tragen, immer leichter wird", erzählt sie weiter. Auf dem Jakobsweg allein als Frau zu pilgern, könne dabei helfen, die Stopp-Taste im Alltag zu drücken. Oder zumindest "die Taste Pause". Das langsame Vorangehen wirke offenbar als natürliche Bremse in unserer schnellen, dahinrasenden und hektischen Welt. Es sei, als würde man einen Gang zurück schalten. All diese Momente und Erlebnisse wurden von Marsha-Jane Rodriguez zu einem Filmtagebuch zusammengeschnitten. Eine sehr authentische Dokumentation über 75 Minuten zeigen Emotionen und Erfahrungen vollkommen unterschiedlicher Art und eine Erkenntnis, die ein neues Lebensgefühl in ihr weckte.

Sie sagt lächelnd: "Lassen Sie sich inspirieren und sogar anstecken vom Jakobsweg-Fieber. Alleine wandern bedeutet nicht alleine sein!"

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Unter dem Titel "Die Welt zu Gast im Bildungszentrum" fanden erstmals in den Jahren 2015 und 2016 über 20 Vorträge über fremde Länder und Kulturen statt. Dieses Jahr wird die Reihe mit dem Titel "Mit Globetrottern unterwegs" fortgesetzt. Zu den Veranstaltungen in Kirkel Am Tannenwald kommen im Schnitt bis zu 100 Zuhörer. Beim Vortrag über den Iran im Februar waren es fast 200. Der Eintritt ist, wie bei allen Veranstaltungen dieser Reihe im Bildungszentrum der Arbeitskammer frei. Mit einer Spende können die Gäste aber sozialen Hilfsprojekten, die weltweit von den Freunden des Abenteuermuseums unterstützt werden, helfen.

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