Eine ernüchternde SaisonbilanzDie immer wiederkehrende FluktuationEbertz' erstes Ziel: Qualität der Ausbildung weiter verbessern

Saarbrücken. Offiziell ist Jan Berger erst am 1. Juli Jugendleiter des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Dann löst er auch förmlich seinen Vorgänger Hans-Peter Jene, der 33 Jahre in diesem Amt wirkte, ab. "Das letzte halbe Jahr war für mich so etwas wie eine Übergangszeit, in der ich mich eingearbeitet habe", sagt Berger. Harald Ebertz, 2

Die U15 sorgte mit der Meisterschaft in der Regionalliga Südwest für den Lichtblick in der Saison 2011/2012. Foto: Schlichter

Die U15 sorgte mit der Meisterschaft in der Regionalliga Südwest für den Lichtblick in der Saison 2011/2012. Foto: Schlichter

Saarbrücken. Offiziell ist Jan Berger erst am 1. Juli Jugendleiter des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Dann löst er auch förmlich seinen Vorgänger Hans-Peter Jene, der 33 Jahre in diesem Amt wirkte, ab. "Das letzte halbe Jahr war für mich so etwas wie eine Übergangszeit, in der ich mich eingearbeitet habe", sagt Berger. Harald Ebertz, 2. Vorsitzender des FCS, sagt über den Berufs-Feuerwehrmann: "Er ist unheimlich engagiert, kreativ und macht sich viele Gedanken. Unabhängig davon war er auch als Trainer mit seiner Mannschaft sehr erfolgreich, was bestätigt, dass bei ihm auch der Fußball-Sachverstand vorhanden ist."Nicht jede Jugendmannschaft konnte wie die von Jan Berger trainierte U15, die Meister der Regionalliga Südwest wurde, ihre Saisonziele erreichen. Die von Bernd Rohrbacher geleitete U19 stieg mit nur zwölf Punkten gleich wieder aus der Bundesliga ab, die U17 verpasste die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest und die U16 die in der Verbandsliga. "Wenn man jetzt sieht, was unterm Strich nach dieser Runde rausgekommen ist, können wir natürlich nicht zufrieden sein", meint Jan Berger rückblickend.

"Bei der A-Jugend hat oft einfach nur die Cleverness und auch das Quäntchen Glück gefehlt", erklärt Berger. Anfang März stand auch die von Jörg Schampel trainierte U17 noch mit fünf Punkten Vorsprung auf den 1. FC Kaiserslautern auf Platz eins der Regionalliga, wurde aber letztlich mit einem Punkt Rückstand nur Vizemeister. "Die Mannschaft hat ein tolles Jahr gespielt und die Liga über weite Strecken dominiert. Vielleicht waren wir deshalb nicht in jedem Spiel zu 100 Prozent konzentriert", glaubt Berger, dessen Worte bei der Saisonbilanz der U16 deutlicher werden: "Das Abschneiden ist einfach enttäuschend. Damit, dass man in der Verbandsliga vier Niederlagen kassiert und nur Vizemeister wird, können wir natürlich gar nicht zufrieden sein", ärgert sich der 31-Jährige, nimmt aber die Mannschaft und ihren Trainer Klaus Koch aus der Schusslinie. Nach dem Weggang von Joshua Mees (zu 1899 Hoffenheim) und Jens Meyer (in die U17 und dort schwer am Knie verletzt), die in der vorangegangenen U15-Regionalliga mit je 27 Toren gemeinsam Torschützenkönige wurden, habe ein echter Stürmer gefehlt.

"Meine U15-Jungs haben ein tolles Jahr gespielt, aber das war für sie erst ein Schritt", freut sich Trainer Berger: "Wir dürfen jetzt nicht denken, wir hätten alles richtig gemacht, und es würde immer so weitergehen." Die Meistermannschaft der C-Junioren rückt - verstärkt durch einige Neuzugänge (siehe unten) - allerdings nur in die Verbandsliga der B-Junioren auf. "Das heißt nicht gleich, dass wir unterfordert sein werden", sagt Jan Berger.

Was die Zielsetzung für die kommende Spielzeit angeht, meint Jugendleiter Berger allgemein: "Von der U15 bis zur U19 wollen wir uns sportlich weiterentwickeln und gute Ergebnisse erzielen." Das heißt im Klartext: Mit der U17 wird wieder der Bundesliga-Aufstieg angepeilt, mit der U16 die Verbandsliga-Meisterschaft, um im Falle des Aufstiegs der U17 in die Regionalliga nachziehen zu können. "Die U19 wird in der Regionalliga bis auf vier Spieler aus dem jüngeren Jahrgang bestehen, und da wollen wir schauen, ob es für den ersten Platz reicht", sagt Berger.Saarbrücken. Selbst ein erfolgs- und leistungsorientierter Fußballverein wie der 1. FC Saarbrücken muss Abgänge von Top-Spielern aus der Jugendabteilung immer wieder in Kauf nehmen. Auch in dieser Saison verlassen mit Benno Mohr (Jahrgang 1995, zu Borussia Mönchengladbach), Dominik Kinscher (1996, Karlsruher SC) und Philipp Mandla (1995, FC Schalke 04) wieder drei Top-Talente den Verein. "Wir hätten uns als Jugendabteilung natürlich gewünscht, dass ein Spieler wie Benno Mohr in ein, zwei Jahren in unserer ersten Mannschaft gespielt hätte. Jeder Spieler, der aus der Jugendabteilung in die erste Mannschaft rückt, ist ein Erfolg für uns", sagt FCS-Jugendleiter Jan Berger zur Fluktuation und ergänzt: "Es wird immer so sein, dass der ein oder andere Spieler unseren Verein verlässt. Das ist aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir haben jedes Jahr gezeigt, dass, wenn einer geht, der nächste nachrückt. Wir sind gut aufgestellt."

Dazu tragen in der kommenden Saison auch einige Neuzugänge bei. Die U15 verstärken werden Lars Wintrich (kommt von JFG Obere Saar), Jonas Weber (FC Homburg), Jan Luca Reebmann (FK Pirmasens), Jan Fickinger (SV Elversberg), Julian Schauer (DJK Rastpfuhl) und Jonas Federkeil (JFG Marpingen). Zur U16 stoßen Jeff Flies (Swift Hesperange, Luxemburg), Lukas Hoffmann und Pascal Julier (beide FC Homburg), Jan Philipp Engel (JFG Saar Halberg) und Majcen Corentin (SV St. Avold/Frankreich). Auch die U17 bekommt Zuwachs: Steven Labisch und Pascal Gheram (beide FC Homburg), Durhat Akin (SV Röchling Völklingen) sowie Jonas Arweiler und Simon Grohs (eigene U15). Außerdem wechseln Lukas Schön (JFG Marpingen) und Manuel Ecker (SV Elversberg) zur U19 des FCS. Laut Jan Berger könnte bis zum 30. Juni noch der ein oder andere Neuzugang dazukommen. zen

Herr Ebertz, warum ist die Jugendarbeit für einen Fußballverein wie den 1. FC Saarbrücken so wichtig?

Harald Ebertz: Der 1. FC Saarbrücken hat sich zum Ziel gesetzt, saarländischen Talenten eine bestmögliche Förderung und fußballerische Ausbildung anzubieten. Jugendarbeit ist insofern eine Kernaufgabe des FCS. Im optimalen Fall gelingt es, Spieler nach dem Durchlaufen der Nachwuchsmannschaften in die erste Mannschaft zu integrieren. Gerade in der jüngsten Vergangenheit ist dies ja mehrfach gelungen.

Wie ist denn in Sachen Nachwuchs-Leistungszentrum der Stand der Dinge?

Ebertz: Hinsichtlich der Anforderungen an die Infrastruktur eines Nachwuchs-Leistungszentrums haben wir durch den gerade fertig gestellten zweiten Kunstrasenplatz weiter aufgeholt. Weitere Infrastrukturverbesserungen und insbesondere die durch den DFB geforderte hauptamtliche Personalisierung werden künftig allerdings einen enormen finanziellen Mehraufwand erfordern. Es ist unser Ziel, in den kommenden Monaten Partner zu gewinnen, die sich gezielt in der Nachwuchsarbeit des 1. FC Saarbrücken finanziell engagieren wollen, sozusagen als besondere Form der Ausbildungsförderung außerhalb des eigenen Unternehmens. Ideal wäre es natürlich, wenn wir das Leistungszentrum schon zur nächsten Saison einrichten könnten.

Werden Sie im Zuge dessen das Einzugsgebiet von Spielern erweitern?

Ebertz: Erstes Ziel muss es sein, die schon hohe Qualität der Ausbildung im Nachwuchsbereich weiter zu verbessern. Als Konsequenz könnte damit auch eine Erweiterung des Einzugsgebietes verbunden sein, wobei unser Einzugsgebiet schon jetzt über das Saarland hinausgeht. Eine weitere Ausdehnung würde nur Sinn machen, soweit für den Jugendlichen insbesondere mit Blick auf das familiäre Umfeld sowie die schulische oder berufliche Ausbildung keine Nachteile entstehen.

Wie kann man verhindern, dass die Top-Talente den Verein verlassen?

Ebertz: Unsere Aufgabe besteht darin, die Bedingungen und das Niveau unserer Ausbildung weiter anzuheben, nach Möglichkeit zeitnah auf die Stufe eines durch den DFB anerkannten Leistungszentrums. In Verbindung mit dem Leistungszentrum wäre es wichtig, unsere A- und B-Junioren dauerhaft in der jeweiligen Junioren-Bundesliga zu halten. Das alles geht aber nicht von heute auf morgen und erfordert weiterhin gezielte und konsequente Arbeit.

Sehen Sie die im Saarland immer weiter verbreiteten Junioren-Fördergemeinschaften als echte Konkurrenz?

Ebertz: In den Junioren-Fördergemeinschaften wird ebenso wie in den vielen anderen saarländischen Vereinen eine sehr gute Nachwuchsarbeit geleistet. Insofern gibt es natürlich eine entsprechende sportliche Rivalität. Die Nachwuchsarbeit des FCS als im Saarland führend zu bezeichnen, dürfte aber sicher nicht falsch sein. Unabhängig davon sollten die Vereine meines Erachtens nicht übersehen, dass sie bei dem Ziel, saarländische Talente zu entwickeln, voneinander profitieren können.Foto: becker & Bredel

"Wenn man jetzt sieht,

was nach dieser Runde rausgekommen ist, können wir nicht zufrieden sein."

FCS-Jugendleiter

Jan Berger

Auf einen Blick

 Die U15 sorgte mit der Meisterschaft in der Regionalliga Südwest für den Lichtblick in der Saison 2011/2012. Foto: Schlichter

Die U15 sorgte mit der Meisterschaft in der Regionalliga Südwest für den Lichtblick in der Saison 2011/2012. Foto: Schlichter

Beim 1. FC Saarbrücken sind die Entscheidungen, wer welche Mannschaft im älteren Leistungsbereich der männlichen Jugend trainiert, gefallen. Klaus Koch wird die U15 in der Regionalliga Südwest trainieren, über die der bisherige U15-Trainer Jan Berger sagt: "Ich denke, dass unsere U15 im nächsten Jahr so stark aufgestellt ist, dass sie ganz vorne mitspielen wird." Berger übernimmt die U16 in der B-Jugend-Verbandsliga. Die U17 in der Regionalliga betreut wie bisher Jörg Schampel, die U19 in der Regionalliga ebenfalls wie bisher Bernd Rohrbacher. zen

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