"Eine direkte Wahl des Präsidenten wäre besser"

St. Wendel. Das Ergebnis der Blitzumfrage der SZ nach dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff ist eindeutig: Alle Gefragten sind sich einig, dass der Schritt richtig war. Und, dass Wulff zu lange gewartet habe. "Das ist ein absoluter Schnäppchenjäger! Der Rücktritt war längst überfällig", sagt Hans Joachim Schulz aus Marpingen

St. Wendel. Das Ergebnis der Blitzumfrage der SZ nach dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff ist eindeutig: Alle Gefragten sind sich einig, dass der Schritt richtig war. Und, dass Wulff zu lange gewartet habe."Das ist ein absoluter Schnäppchenjäger! Der Rücktritt war längst überfällig", sagt Hans Joachim Schulz aus Marpingen. Die Frage des Nachfolgers betrachtet der 65-Jährige unter parteipolitischen Gesichtspunkten: "Vielleicht wird es Wolfgang Schäuble, da er von der Union ist." Joachim Gauck wäre für Schulz zwar auch eine gute Alternative. Gauck habe jedoch aufgrund seiner gescheiterten Kandidatur 2010 geringe Chancen, gewählt zu werden: "Außerdem fehlen ihm die parteipolitischen Bindungen."

Auf eine Person, die als Nachfolger in Frage kommt, möchte sich Jürgen Ames aus Marpingen nicht festlegen. Er hofft aber, es werde eine integre Persönlichkeit. Der Marpinger kritisiert darüber hinaus scharf das Verhalten Wulffs: "Als die ersten Vorwürfe aufkamen, hätte er gleich reinen Tisch machen müssen." Ames bemängelt auch die Wahlprozedur für das höchste Amt in der Bundesrepublik: "Eine direkte Wahl wäre wesentlich besser."

Dagegen ist Gerd Nilles (62) mit dem Wahlverfahren zufrieden. Auch gibt er an, Wulff sympathisch gefunden zu haben, bis die ersten Vorwürfe aufkamen. "Der Rücktritt war okay. Was bringt es, unter diesen Umständen weiterzumachen?", fragt der Namborner.

"Das Maß ist voll. Er hätte sich einiges ersparen können, wenn er früher zurückgetreten wäre", ist Carmen Puff (52) überzeugt. Der Rücktritt habe sie nicht überrascht. Nach den ersten Nachrichten am Freitagvormittag war sie sich sicher, dass Wulff abdankt. Die Oberthalerin hofft nun auf einen überparteilichen Kandidaten.

"Wer moralische Ansprüche stellt, muss sich auch an diesen messen lassen", sagt Holger Büch. Der 37-Jährige findet, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, mit anderen Maßstäben gemessen werden müssen: "Auch ich wäre froh, wenn mir ein Freund Geld für ein Haus leihen würde. Wenn das alles ohne faden Beigeschmack läuft, ist ja auch alles in Ordnung. Doch bei Wulff war das anders." Außerdem kritisiert er die Verzögerungstaktik, mit der Wulff die Affären meistern wollte.

"Wer die Pressefreiheit angreift, eines unserer Grundrechte, ist als Bundespräsident nicht tragbar", meint Andrea Steingraeber (55) aus Bosen. Daher hätte Wulff spätestens nach dem Bekanntwerden des Anrufs bei Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann zurücktreten müssen. Obwohl sie den Rücktritt als längst überfällig bezeichnet, weist sie auch auf die Rolle der Medien hin: "Die Vorwürfe gingen lange durch die Zeitungen und Fernsehstationen. Das hat wohl einiges zu Wulffs Entscheidung beigetragen." Als neuen Bundespräsidenten wünscht sie sich eine Person mit Lebenserfahrung und guten Umgangsformen, immerhin müsse der Nachfolger oft das Land im Ausland vertreten. Dabei sei es nicht wichtig, ob es am Ende ein Mann oder eine Frau werde. Das repräsentative Amt ganz abzuschaffen, dafür ist Steingraeber jedoch nicht: "Die Engländer haben eine Königin, und die kostet wesentlich mehr."

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