Eine Burgruine erhält Konturen

Wadern. Die Vortragsreihe "Treffpunkt Heimat" des Vereins für Heimatkunde Wadern entwickelt sich weiter sehr positiv. 50 Besucher verfolgen dieser Tage mit großer Neugier die Präsentation von Dr. Joachim Zeune, dem bekanntesten deutschen Burgenexperten und Inhaber des renommierten Büros für Burgenforschung

 Diese virtuelle Rekonstruktion zeigt die Burg Dagstuhl um das Jahr 1466. Foto: Heimatverein

Diese virtuelle Rekonstruktion zeigt die Burg Dagstuhl um das Jahr 1466. Foto: Heimatverein

Wadern. Die Vortragsreihe "Treffpunkt Heimat" des Vereins für Heimatkunde Wadern entwickelt sich weiter sehr positiv. 50 Besucher verfolgen dieser Tage mit großer Neugier die Präsentation von Dr. Joachim Zeune, dem bekanntesten deutschen Burgenexperten und Inhaber des renommierten Büros für Burgenforschung.In einem einstündigen Streifzug stellte Zeune die Grabungs- und Forschungsarbeiten auf der Burgruine Dagstuhl dar, beginnend mit den unter Leitung von Willy Weinen - ihm kommt der unbestrittene Verdienst zu, die Burgruine aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeweckt zu haben - zwischen 1984 bis Mitte der 1990er Jahre durchgeführten Grabungen und Rekonstruktionsversuchen.

Die in Trägerschaft des Vereins für Heimatkunde Wadern zwischen 1999 und 2002 durchgeführten Arbeiten fanden unter verstärkter wissenschaftlicher Begleitung durch das staatliche Denkmalamt statt. Unter der Leitung einer kompetenten Archäologin gab es nun Grabungen im Palaskeller mit wissenschaftlicher Dokumentation. Zahlreiche Funde, vielfach Fragmente von Gebrauchsgegenständen, konnten registriert, auch teilweise rekonstruiert werden. Andere harren im Landesdenkmalamt weiterer Untersuchungen. Zeitgleich gab es Annäherungen zum total verwilderten Bereich der Vorburg. Mit der Erarbeitung eines burgenkundlichen und kulturtouristischen Erschließungskonzeptes im Auftrag der Stadt Wadern stehen die seit 2003 ausgeführten Arbeiten, die wissenschaftliche Untersuchung der Ruine und Dokumentation unter der Leitung des Büros für Burgenforschung. Eine vom Historiker Johannes Naumann durchgeführte Archivalienforschung zum Thema Burg Dagstuhl unterstützte und ergänzte dabei die Arbeiten des Forscherteams.

In ständiger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt ist der Wissenshorizont über die Burg inzwischen beträchtlich erweitert worden. Es wird nun zum Beispiel möglich, bestimmte Mauerpassagen einwandfrei bestimmten Jahrhunderten zuzuordnen und in einem Katasterplan farbig darzustellen. Das Gesamtbild erhält immer klarere Konturen, auch werden Interpretationen zunehmend erleichtert.

Zentraler Gedanke des Erschließungskonzeptes ist die Wiederherstellung der historischen Zuwegung zur Burgruine. Dabei fand auch eine Anregung des Vereins für Heimatkunde Wadern, nämlich Brücken über die Halsgräben zu legen, Eingang in das Konzept. Die Umsetzung konnte schließlich im Frühjahr 2005 begutachtet werden. Mit beträchtlichen Fördermitteln des Landes und der Stadt Wadern ist damit der Brückenschlag von Burgenforschung über Denkmalsanierung bis hin zu einer umfassenden kulturtouristischen Erschließung der Anlage gelungen. Der Maßnahmenkatalog ist bis heute fast abgearbeitet. Die Burgruine ist in das Bewusstsein der Menschen in der Region zurückgekehrt und ist Schauplatz außergewöhnlicher Veranstaltungen, wie dem "Sagenhaften Spectakulum", geworden. Zum Abschluss machte Zeune nochmals deutlich, dass ein solches Projekt, mit der über zehn Jahre dauernden Zusammenarbeit der Partner, Landesdenkmalamt, Büro für Burgenforschung, Stadt Wadern und Verein für Heimatkunde, ein wissenschaftlich korrektes Ergebnis und in dieser Form einmaliges Projekt im Saarland darstellt.

Von der Burganlage gibt es bis zum heutigen Tag keine bildliche Darstellung. Die erforschte und interpretierte Datenlage ermöglicht es jedoch, die Burg virtuell erstehen zu lassen, was Burgenexperte Dr. Joachim Zeune zur großen Freude auch präsentierte. Friedrich Ebert als Vorsitzender des Vereins dankte auch im Namen der Zuhörer für all die geleistete Arbeit. red

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