Ein zufälliger Fund, der sich sehen lassen kann

Trier. Ein glücklicher Zufall hat die Sammlung des Stadtmuseums Simeonstift um ein herausragendes Zeugnis der Stadtgeschichte reicher gemacht: Dem Museumsmitarbeiter Dr. Bernd Röder fielen bei einem Rundgang auf der renommierten Maastrichter Kunst und Antiquitätenmesse Tefaf zwei Jugendstilvasen auf. Bei näherer Betrachtung machte ihn der Stempel "VSW AG Ehrang" stutzig

Trier. Ein glücklicher Zufall hat die Sammlung des Stadtmuseums Simeonstift um ein herausragendes Zeugnis der Stadtgeschichte reicher gemacht: Dem Museumsmitarbeiter Dr. Bernd Röder fielen bei einem Rundgang auf der renommierten Maastrichter Kunst und Antiquitätenmesse Tefaf zwei Jugendstilvasen auf. Bei näherer Betrachtung machte ihn der Stempel "VSW AG Ehrang" stutzig. Die Auskunft der Händlerin, die Vasen seien in einer Manufaktur in der Nähe von Berlin hergestellt worden, stellte sich als falsch heraus das Vasenpaar stammt aus den Vereinigten Servais Werken in Trier-Ehrang. Bis dato war selbst ausgewiesenen Experten diese Produktionssparte nicht bekannt gewesen. Die Servais Werke, 1878 gegründet von dem Luxemburger Ingenieur und Tonwarenfabrikanten Paul Servais, hatten sich ihren klangvollen Namen vor allem durch Jugendstilfliesen gemacht, die weit über die Region hinaus Verwendung fanden und Auszeichnungen erhielten. Das Tonwarenwerk entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Region Trier, das ab 1898 neben Fliesen auch künstlerisch anspruchsvolle Objekte wie glasierte Brunnenstöcke und Wasserspeier produzierte.

Zeugnis ihrer Epoche

Die 1902 (oder wenig später) entstandenen, knapp 40 Zentimeter hohen Steinzeugvasen sind ein einzigartiges Zeugnis dieser Epoche der Trierer Industriegeschichte. Ihre geschwungene Form und die ineinander verlaufenden Glasuren oben in gedecktem Grün, nach unten in Blau und Violetttöne übergehend weisen sie als herausragende kunsthandwerkliche Zeugnisse ihrer Epoche aus. Zugleich verdeutlichen sie den Anspruch und die Kunstfertigkeit, mit der in der Blütezeit des Jugendstils in den Trierer Servais Werken gearbeitet wurde.

Das Vasenpaar kann ab sofort in einer Vitrine im Treppenhaus des Stadtmuseums besichtigt werden. Eine Führung zu der Neuerwerbung findet im Rahmen der Trierer Museumsnacht am 15. September statt: Dr. Bernd Röder erklärt dann ab 22.30 Uhr anschaulich die Hintergründe der Vasen aus Ehranger Herstellung. Noch bis 12. August steht Keramik auch in anderer Hinsicht im Fokus des Stadtmuseums: Die Sonderausstellung "Zierrat/Sieraad" vereint herausragende Zeugnisse der künstlerischen Auseinandersetzung mit Schmuck und Keramik von Pablo Picasso bis Cindy Sherman. red

Öffnungszeiten: täglich außer montags, von zehn bis 17 Uhr. Weitere Informationen: Stadtmuseum Simeonstift Trier, Simeonstiftplatz 1, 54290 Trier, Telefon (06 51) 7 18 14 59, Fax (06 51) 7 18 14 58 oder per E-Mail: stadtmuseum@trier.de.

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