Ein Wolf geht durch die Hölle

Merzig. Hoffen, bangen und bis zuletzt zittern. Vom eigenen Körper matt gesetzt und hilflos erleben müssen, wie sich die Handballfreunde Untere Saar auf dem Feld zerreißen und am Ende doch mit leeren Händen dastehen - die passive Beobachterrolle ist für einen Vollblut-Handballer wie Andreas Dörr die Hölle

Merzig. Hoffen, bangen und bis zuletzt zittern. Vom eigenen Körper matt gesetzt und hilflos erleben müssen, wie sich die Handballfreunde Untere Saar auf dem Feld zerreißen und am Ende doch mit leeren Händen dastehen - die passive Beobachterrolle ist für einen Vollblut-Handballer wie Andreas Dörr die Hölle. Und dennoch wird der 29 Jahre alte Rückraumspieler auch am morgigen Samstag in der Merziger Thielspark-Halle wieder nur zuschauen können, wenn seine Teamkollegen ab 19.30 Uhr gegen die VTV Mundenheim um wichtige Punkte kämpfen."Ich würde so gerne helfen, aber ich muss auch an meine Gesundheit denken. Diese Situation ist echt hart", seufzt Dörr. Nur die ersten zwei Spiele hat der Torjäger in seiner dritten Saison für die stark abstiegsgefährdeten HF Untere Saar bestreiten können. Bei der derben 26:40-Hinspiel-Klatsche in Mundenheim war der wurfgewaltige Linkshänder nicht mehr dabei. Ein Bandscheibenvorfall, sein dritter, verhinderte es. Es folgte eine lange Leidenszeit mit mühsamen Reha-Maßnahmen und einer Ärzte-Odyssee. Mittlerweile ist Dörr wieder schmerzfrei. Das ist auch der Grund, warum ihn kein Arzt operieren will. Hobby-Sport wäre kein Problem mehr. Ob es aber schon zur Rückkehr auf die Regionalliga-Bühne reicht, ist fraglich. "Ich trainiere zwar ein bisschen mit. Nach fünf Monaten Pause fehlt aber noch viel. Wer weiß, was bei Körperkontakt im Spiel passieren würde", ist der auf Eis gelegte Vollstrecker skeptisch. Aus Angst vor einem (erneuten) schweren Rückschlag hält er sich zurück. Stattdessen schlüpfte er unter der Woche in die Rolle des Trainers. Weil Teamchef Berthold Kreuser aus beruflichen Gründen fehlte, bereitete Dörr das Team aufs schwere Heimspiel vor. Im Hinspiel hielt Untere Saar das Spiel bis zur Pause (14:15) offen. Dann folgte ein brutaler Einbruch. "Wir dürfen vorne nicht mehr so überhastet abschließen und müssen hinten stabiler stehen. Dann haben wir eine Chance", versuchte Dörr im Training, die Fehler abzustellen. Die wieder gewonnene Nähe zur Mannschaft tat dem Pechvogel sichtlich gut. Berthold Kreuser kann sich Dörr gut in der Rolle eines Co-Trainers vorstellen. Gespräche gab es schon. "Wenn es halt nicht mehr geht, könnte man ihn so an die Mannschaft binden. Seine Erfahrung ist enorm", schwärmt Kreuser und der muss es ja wissen. Sieben seiner elf Jahre im überregionalen Handball-Geschäft bei Saarlouis, dem TBS Saarbrücken und Merzig spielte Dörr unter Kreusers Regie.Ein Sieg ist ein MussDa ist eine Männerfreundschaft gewachsen. Zu gerne sähe der Coach seinen Torjäger wieder in Aktion. So wie zuletzt im Training, als Dörr einige Bälle aufs Tor hämmerte. "Wenn der fit wäre", sinniert Kreuser, "wir würden anders dastehen." Aber im gnadenlosen Abstiegskampf muss es weiter ohne ihn gehen. "Das Match gegen Mundenheim ist das erste von 13 Endspielen. Ein Sieg ist ein Muss", sagt Dörr und stellt sich schon mal auf die nächste Zitterpartie ein.

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