"Ein wenig stolz bin ich schon"
2012 steigen die Renten in Deutschland so kräftig wie schon seit Jahren nicht mehr - freut Sie das, Herr Carpendale? Immerhin sind Sie inzwischen auch 65 und damit im Rentenalter . . .Carpendale: Das betrifft mich nicht - ich bekomme keine Rente
2012 steigen die Renten in Deutschland so kräftig wie schon seit Jahren nicht mehr - freut Sie das, Herr Carpendale? Immerhin sind Sie inzwischen auch 65 und damit im Rentenalter . . .Carpendale: Das betrifft mich nicht - ich bekomme keine Rente.
Aber Sie haben sicher genug zurückgelegt, um beizeiten über einen Ruhestand nachdenken zu können?
Carpendale: In der heutigen Zeit wissen wir alle nicht, ob genug zurückgelegt ist . . . Die Leute gucken alle aufs Geld und machen sich Sorgen. Ich merke das auch bei meinen Konzerten: Das ist nicht mehr wie früher, als 30 000 Menschen an einem Tag Karten gekauft haben - heute ist kein Künstler mehr restlos ausverkauft. Einer der größten deutschen Künstler hat jüngst auf seiner Tournee ein Vermögen verloren. Es sind unberechenbare und verrückte Zeiten.
. . . und Sie müssen dann womöglich sogar bis an Ihr Lebensende auf der Bühne stehen?
Carpendale: Ich sehe mich auf einer Bühne stehen, solange ich das Gefühl habe, dass ich nicht lächerlich wirke und es nur noch heißt: Ach ja, der hat früher mal so wunderschöne Lieder gesungen . . . Irgendwann kommt der Punkt, wo man nur noch eine Parodie von sich selber ist - und ich hoffe, diesen Moment verpasse ich nicht.
Noch wird Ihrer künstlerischen Leistung ja durchaus Respekt entgegen gebracht.
Carpendale: Was mich tierisch freut, denn als ich ein Schlagersänger war, gab es diesen Respekt nicht. Doch inzwischen sind die Menschen bereit zu sagen: 'Auch wenn es nicht mein Ding ist, was er macht - Respekt habe ich schon, denn 45 Jahre sich in dieser Branche zu halten, ist unendlich schwer.' Das haben nur Maffay und Jürgens neben mir geschafft - und die hatten es leichter . . .
Wieso hatten es Peter Maffay und Udo Jürgens bei ihrer Karriere einfacher?
Carpendale: Die kamen nicht aus dem Kern der ZDF-Hitparade: Das ist eigentlich der Tod für einen jeden Künstler - und ich war dort die Nummer 1, hatte die meisten Auftritte in der Hitparade. Aber ich habe es überlebt, mich verändert und meinen durchaus erfolgreichen Weg gefunden - und darauf bin ich schon ein wenig stolz, auch wenn ich das Wort Stolz sonst ablehne.