Ein völlig neues Gefühl am Bostalsee
Bosen. Das Gefühl, Meister zu werden, kennt Tanja Bernhardt bereits aus ihrer Zeit beim SV Steinberg-Deckenhardt. Für viele ihrer Teamkolleginnen bei der SG Bostalsee war der erste Platz vergangene Saison in der Fußball-Landesliga dagegen eine Premiere
Bosen. Das Gefühl, Meister zu werden, kennt Tanja Bernhardt bereits aus ihrer Zeit beim SV Steinberg-Deckenhardt. Für viele ihrer Teamkolleginnen bei der SG Bostalsee war der erste Platz vergangene Saison in der Fußball-Landesliga dagegen eine Premiere. Obwohl beim FV Gonnesweiler schon vor 13 Jahren Frauenfußball eingeführt wurde, ist der seit 2006 in Spielgemeinschaft mit dem SC Bosen antretende Verein somit eher ein Spätstarter.
Fünf Titel im Jugendbereich
Gleiches gilt übrigens auch für Bernhardt, die erst spät zum Fußball kam: "Ich habe mit 24 Jahren in Gonnesweiler angefangen. Seit drei Jahren bin ich jetzt wieder hier", verrät die heute 33-Jährige. Ein Grund für ihren Weggang damals seien vor allem die sportlich eher niedrig angesiedelten Ambitionen gewesen. Schon während ihrer Abstinenz hat sich da jedoch einiges getan. Vor allem im Jugendbereich. 2005 fand das erste Spiel eines Gonnesweiler Mädchenteams statt, im Rahmen der SG sammelte der weibliche Nachwuchs danach bis heute fünf Titel von den D- bis hin zu den B-Juniorinnen und ist damit die erfolgreichste Abteilung der SG Bostalsee. "Es fangen auch immer mehr Mädchen bei uns an", erzählt Bernhardt. Hauptanteil daran tragen Bernhard Scherer und Eva Rublack (selbst aktive Spielerin), die seit Jahren das Jugendtraining leiten.
Der inzwischen auch auf Frauenebene erfolgreiche Werdegang ist nicht zuletzt mit dem Namen Michael Morsch verbunden: "Es ist ein großer Glücksfall, dass wir so einen namhaften Trainer verpflichten konnten", sagt der SG-Vorsitzende Stefan Kunz. Seit zwei Jahren ist Morsch Damentrainer. Nach Platz sechs im ersten Jahr führte er die Frauen jetzt zum souveränen Titelgewinn (zehn Zähler Vorsprung) und damit in die Verbandsliga. "Natürlich war es keine einfache Entscheidung, vom Männer- in den Frauenbereich zu wechseln. Ich denke aber, es müsste mehr Leute geben, die sich im Frauenfußball engagieren und da ich zehn Jahre aktiv in Bosen gespielt habe, habe ich eben ein gewisses Ansehen im Verein. Nach Rücksprache mit der Familie habe ich dann gesagt: Gut, wir versuchen es", erzählt Morsch. Wie zuletzt bewiesen, mit Erfolg. Den hatte Morsch auch bei seiner vorigen Trainerstation: Mit den Herren der SF Winterbach schaffte er den Sprung von der Kreis- bis in die Landesliga. Er ist aber eben kein "Typ Mario Basler", der das WM-Spiel der deutschen Frauen gegen Nigeria so kommentierte: "War das schlimm, war das frauenhaft."
Ähnliche Kritiker gibt es auch bei der SG noch, ihre Wortmeldungen sind aber laut Kunz seit den Erfolgen der Frauen deutlich verhaltener ausgefallen: "Es herrscht inzwischen große Akzeptanz. Das haben sich die Frauen erarbeitet und es ist heute eine Selbstverständlichkeit, dass das entsprechend unterstützt wird. So wurde 2009 auch ein Förderverein für den weiblichen Bereich gegründet", so Kunz.
Vorfreude auf die Verbandsliga
Attraktiven Fußball wollen die Damen nun in der Verbandsliga zeigen: "Darauf freuen wir uns", sagt Trainer Morsch, der abgesehen vom Ligaverbleib das Ziel hat, das erarbeitete Nachwuchspotenzial weiterhin einzubauen. Namhafte Zugänge wird es nicht geben. "Eine gute Mischung aus alt und jung sowie der große Teamgeist", zeichneten die Mannschaft aus, verrät Bernhardt, die deshalb auch sagt: "Ich hänge doch noch ein Jahr dran." Für den Verein dagegen dürften noch viele erfolgreiche Jahre folgen.
Im Rahmen der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland stellt die Saarbrücker Zeitung die Frauenfußball-Vereine in der Region vor. Vereine können sich per Mail an sport@sz-sb.de melden.