Ein Typ zum Schweinestehlen

SZ-Mitarbeiterin Ruth Rousselange denkt über einen ihrer liebsten Helden nach.

Meinung:

Ein Typ zum Schweinestehlen

"Le premier qui touche a Idéfix, se ramasse une baffe!" Der erste, der Idéfix anrührt, fängt eine. Obélix, gefährlich rotgesichtig, regt sich auf. Es ist aber auch allerhand! Da will doch dieser hergelaufene Seher seinem kleinen Freund ans Fell, um in dessen Innereien zu lesen. Die Gallier fürchten nämlich, dass ihnen bei diesem schrecklichen Gewitter noch der Himmel auf den Kopf fallen wird.

Dabei ist Obélix sonst meist ganz entspannt, unkompliziert, loyal, freundlich zu Tier und Mensch - zu Römern etwas weniger - und dabei so sympathisch naiv. Ein super Typ, der Obélix, jemand, mit dem man gerne eine lauwarme Cervisia trinken oder ein Wildschwein teilen würde. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, muss sich nicht hervortun, er fällt ja so schon auf.

Durch einen unbedachten Sturz in den Zaubertrankkessel ist der große Dicke ("Wer ist hier dick?") von Kleinkindesbeinen an gedopt. Überhaupt ist er ein großes Kind, freut sich genauso unbändig, wie er manchmal traurig ist. Und hat er Krach mit Freund Astérix, dann heult er zum Hinkelstein-Erweichen.

Die "Astérix"-Hefte der beiden Unvergleichlichen René Goscinny und Albert Uderzo machen einfach Spaß. Lustig sind sie, tiefsinnig, stecken voller humorig angebrachtem Wissen über Allzumenschliches. Liest man sie im Original, ist das eine prima Frankreichstrategie.

Natürlich wird Obélix nicht zulassen, dass der Seher, der sich als böswilliger Scharlatan herausstellt, seinem Idéfix was antut. Wäre auch zu schade. Wo doch der weiß-schwarze Winzling ein recht besonderes Hündchen ist. Freveltaten gegen Bäume gehen dem Kleinen so zu Herzen, dass er das komplette gallische Dorf zusammenjault oder gleich ohnmächtig zu Boden sinkt.

Also, Idéfix darf seine Eingeweide behalten, und Obélix endet die an den Betrüger adressierte Standpauke mit: "Personne ne nous a jamais lus, et personne ne nous lira!!!" Kein Mensch hat uns je gelesen, und es wird uns auch keiner lesen!!! Tatsache? Da hat sich Obélix wohl ein kleines bisschen geirrt….

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