Ein Sulzbacher Traditionshaus gibt auf

Sulzbach. Über der edlen Ware in den großen Schaufenstern kann man sie besichtigen, die dicken Lettern, die den ganzen Stolz des Unternehmens widerspiegeln: 140 Jahre Pelzhaus Kuschel steht da zu lesen. Doch zum Jahresende geht diese Tradition zu Ende. Dann schließt das Geschäft, das sich in der Sulzbachtalstraße so viele Jahrzehnte gehalten hat

 Chefin Regina Engel-Erhardt in ihrem Geschäft. Foto: SZ

Chefin Regina Engel-Erhardt in ihrem Geschäft. Foto: SZ

Sulzbach. Über der edlen Ware in den großen Schaufenstern kann man sie besichtigen, die dicken Lettern, die den ganzen Stolz des Unternehmens widerspiegeln: 140 Jahre Pelzhaus Kuschel steht da zu lesen. Doch zum Jahresende geht diese Tradition zu Ende. Dann schließt das Geschäft, das sich in der Sulzbachtalstraße so viele Jahrzehnte gehalten hat. Dem großen Ladenlokal hat die SZ diese Woche einen Besuch abgestattet.

Es empfängt uns zwischen modischen Jacken, eleganten Mänteln und diversen Accessoires Inhaberin Regina Engel-Erhardt. Ihr Mann Georg (69) ist nicht da, er ist gesundheitlich angeschlagen, sagt sie. Und das ist auch der eigentliche Grund, warum das Ehepaar sich zum Ende des Jahres 2008 ins Privatleben zurückzieht. Bis dahin schlägt noch die Stunde der Schnäppchenjäger, wenn man bei einer solch kostbaren Ware davon überhaupt reden kann. Viele Stücke sind herabgesetzt. Die Kürschnermeisterin Regina Engel-Erhardt will aber ihre Werkstatt im Haus behalten und dort nach wie vor Umarbeitungen, Neuanfertigungen auf Bestellung und Reparaturen vornehmen. Nur der Verkauf, er wird sich in zwei Monaten erledigt haben. Zweimal in mehr als 30 Jahren, sagt die Chefin, habe sie es geschafft, mit ihrem Mann Urlaub zu machen. Und jetzt, da er krank geworden sei, habe sie mal überlegt, ob das denn alles gewesen sein soll. Also schalten beide einen Gang zurück.

Wir reden über die Vergangenheit, als Ludwig Kuschel seinerzeit das Unternehmen in Sulzbach gründete. Und eine Frau, die was auf sich hielt - zudem über das nötige Kleingeld verfügte - selbstredend einen Pelzmantel besaß. Nerz, Persianer und Co, das war's. Irgendwann aber schlug die Stunde der Tierschützer, und wie. "Ja, die Tierschützer", sagt Regina Engel-Ehrhardt, "die haben uns schwer zugesetzt". Die Leute seien verunsichert gewesen. Dabei, sagt die Unternehmerin, stammten nahezu alle Tiere, deren Fell verarbeitet wird, aus manierlichen Zuchtbetrieben. Ihr Mann Georg, auch er Kürschnermeister, hatte Anfang der 70er Jahre das angesehene Sulzbacher Geschäft vom Vater übernommen. Und nun das Aus. So stirbt schon wieder ein Stück Einzelhandel in einer Stadt, die ringsum schon mit vielen Leerständen zu kämpfen hat.

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