Ein Stück Heimat im Kleingarten

Neunkirchen · Im Aller-Welts-Garten wachsen nicht nur Obst und Gemüse, sondern vor allem interkulturelle Freundschaften. Das Erntedankfest nahm man zum Anlass, um diese auch gebührend zu feiern.

 Viel zu entdecken und viel zu lernen gibt es für die Kinder im Aller-Welts-Garten in der Forststraße. Foto: Willi Hiegel

Viel zu entdecken und viel zu lernen gibt es für die Kinder im Aller-Welts-Garten in der Forststraße. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Der Aller-Welts-Garten in der Neunkircher Forststraße hat sein Erntedankfest gefeiert. Dabei dankten die Kleingärtner nicht nur für die reichliche Ernte aus der eigenen Anlage. Ein besonderer Dank galt auch dem Verband Saarländischer Kleingärtner, der nicht nur die Gartenanlage, die seit mehr als einem Jahr beackert wird, pachtfrei zur Verfügung stellt. Zum Erntedankfest überreichte Wolfgang Klos, 1. Vorsitzender des Verbandes, auch eine Bewässerungsanlage für das Projekt des Diakonischen Zentrums Neunkirchen, eine zweite soll bald folgen.

Seit Beginn des "Aller-Welts-Garten-Projektes" im vergangenen Jahr hat sich auf dem Gelände an der Kleingartenkolonie viel getan: Aus den ursprünglich sechs Parzellen sind mittlerweile zwölf geworden, außerdem ist die Zahl der "Gärtner" gestiegen. Neben den Kindertagesstätten "Arche Noah" und "Haus des Kindes", der Neunkircher Bach- und Biedersbergschule, werden die Parzellen auch von Privatpersonen bepflanzt. Das besondere daran: Von den acht Hobbygärtnern haben gleich vier einen Migrationshintergrund.

Eine davon ist Safija Kadic, die seit sieben Monaten dabei ist. Sie fühlt sich im Aller-Welts-Garten "wie zu Hause" und bringt sonntags oft ihre Familie mit. "Die Kommunikation mit Menschen anderer Nationen ist ganz toll", stellte die aus Bosnien-Herzegowina stammende Frau fest, die extra zum Erntedankfest einen Mohnkuchen gebacken hatte.

Gerade diese Kommunikation mit Menschen aus anderen Kulturkreisen ist der Kern des Projektes. "Das interkulturelle Treffen ist Sinn und Zweck dieses Gartens", gab Projektleiter Walter Schnell das Motto aus. Auch sein Kollege Achim Ickler sieht die "Förderung der Integration" als Hauptaufgabe an. Neben Safija Kadic kümmern sich auch Menschen aus Polen, Serbien und Sri Lanka um die Anbauflächen auf dem Gelände. Auch Elmar Schreyer aus Neunkirchen ist für ein Stück Land im Aller-Welts-Garten verantwortlich und sieht das Projekt als "kulturell wertvoll" an. "Man lernt immer wieder etwas neues kennen", gab er zu.

Bei der Arbeit im Garten lernen auch die Kinder aus den Kindertagesstätten und den Schulen ständig dazu. Laut Betreuerin Petra Hübschen von der KiTa "Arche Noah" ist das soziale Miteinander sehr wichtig. 60 Prozent ihrer Schützlinge haben einen Migrationshintergrund. Der Lerneffekt im Garten sei für diese Kinder immens, gerade beim Lernen alltäglicher Wörter wie "Wasser" oder der Namen von Gemüsesorten. "Die Kinder aus der Neunkircher Unterstadt haben oftmals keinen Garten, deshalb macht es ihnen hier so viel Spaß", stellte sie einen weiteren Grund für das Lächeln in den Gesichtern der Kinder fest.

Wolfgang Klos, vom Verband Saarländischer Kleingärtner, begründete die Unterstützung für das Projekt durch den "sozialen Gedanken Mitmenschen zu helfen, der bei den Kleingärtnern schon immer vorhanden war." Er sieht die Kleingärtner als eine Art Sozialarbeiter, da die soziale Arbeit schon bei Gesprächen am Gartenzaun losgehe. Für die Zukunft stellte er eine Erweiterung des Projektes in Aussicht. "Die Fläche wird für die enorme Nachfrage zu klein", sagte Klos.

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Auf einen Blick Vorgestellt wurde auch ein Fotobuch, das die Entwicklung des interkulturellen Gartens dokumentiert. Es ist für 25 Euro zu erwerben und zeigt Bilder von den Anfängen des Projektes bis zum heutigen Stand. kev

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