Ein Stück Heimat, ein Stück Molschd

Malstatt · Als Nachfolger von Gisela Bahr wollen Hans-Martin Derow und Armin Beyer im Kulturzentrum Breite 63 für Kontinuität sorgen. Die beiden machen nicht nur Kulturarbeit, sie sind auch in der Sozialarbeit tätig.

 Camille Lawinger gehört zu den Stars der Breite 63. Foto: Bahr

Camille Lawinger gehört zu den Stars der Breite 63. Foto: Bahr

Foto: Bahr
 Armin Beyer, links, und Hans-Martin Derow. Foto: Rolshausen

Armin Beyer, links, und Hans-Martin Derow. Foto: Rolshausen

Foto: Rolshausen
 Gisela Bahr. Foto: Iris Maurer

Gisela Bahr. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Einige Wochen hat die alte Dame nicht gesprochen - und dann fängt sie plötzlich an zu singen. Das war ein Moment, in dem Armin Beyer sich ganz sicher war, dass er eine richtige Entscheidung getroffen hat, als ihn sein Arbeitgeber fragte, ob er nicht eine zusätzliche Aufgabe übernehmen wolle. Armin Beyer ist 62 Jahre alt und bereitet im Burbacher Zentrum für Bildung und Beruf Saar (ZBB) Jugendliche darauf vor, eine Ausbildung beginnen zu können. Seit einigen Wochen ist Beyer auch technischer Leiter des Kulturzentrums Breite 63 in Malstatt.

Und dort stand neulich "an einem ganz normalen Nachmittag", wie Beyer sagt, Camille Lawinger, auch bekannt als Madame Lilith, auf der Bühne - im Paillettenkleid, mit roter Federboa. Sie sang von Lili Marleen und Lieder von Zarah Leander und sie brachte einige der alten Leute, die im Saal saßen, zum Mitsingen. Einer der Pfleger, der eine Gruppe alter Menschen aus einem Heim zum Seniorennachmittag in der Breite 63 begleitet hatte, habe es nicht fassen können, erinnert sich Armin Beyer.

Die Seniorenveranstaltungen und der Molschder Tanztreff seien deshalb nicht wegzudenken aus dem Programm der Breite 63. Das sieht auch der neue künstlerische Leiter des Kulturzentrums, Hans-Martin Derow, so. Auch Derow ist nicht ganztags in der Breite 63. Er leitet beim ZBB die Abteilung "Arbeit und Lernen" mit 35 Mitarbeitern, die rund 400 Ein-Euro-Jobber und Bürgerarbeiter betreuen.

Dass die ZBB-Geschäftsführung ihn gefragt hat, ob er in der Breite 63 Programm machen wolle, nachdem dessen Leiterin Gisela Bahr in den Ruhestand ging, kam nicht von ungefähr. Hans-Martin Derow, 57 Jahre alt, ist in der Kulturszene kein Unbekannter. Er ist Teil der Gruppe An Erminig, die bretonische Musik macht, hat Festivals organisiert, kennt, wie er sagt, "die Kulturakteure in der Stadt und in der Region eigentlich alle".

Es werde wohl etwas mehr Folk und Weltmusik geben. Aber die Breite 63 "soll Heimat bleiben", sagt Derow - Heimat für die, die hier schon lange auftreten, und Heimat für die, die immer wieder kommen, sich teilweise mit den Künstlern angefreundet haben.

Man wolle aber "keine Kunst für die Kunst" machen, sagt Armin Beyer. Die Breite 63 sei ein Stück Malstatt, ein Angebot an die Malstatter. "Soziale Aspekte verbinden mit kulturellen Anliegen" wolle man, sagt Derow. Im Haus gibt es unter anderem ein Café mit Mittagstisch, hier lernen junge Flüchtlinge aus Afghanistan, sich in Deutschland zurechtzufinden. Das alles sei nicht von dem, was kulturell läuft, zu trennen. Dass sie beide nicht nur Kultur machen, sei da hilfreich, sagt Hans-Martin Derow. Armin Beyer formuliert es so: "Wir haben beide unsere Landeplätze in der rauhen Wirklichkeit."

breite63.zbb-saar.de

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