Ein Sportstar als Lehrer

Rohrbach. Vorwärts, bücken, umdrehen und weiterlaufen. Die Zehntklässler kommen an diesem Morgen ganz schön ins Schwitzen. Bei jedem Händeklatschen müssen die Jugendlichen blitzschnell reagieren - und das ist nur das Aufwärmprogramm. Keine Frage, ihr Sportunterricht hat es in sich

 Eugen Spiridonov in seinem neuen Element als Lehrer: Der Leistungsturner achtet beim Liegestütz auf die korrekte Haltung. Foto: Wieck

Eugen Spiridonov in seinem neuen Element als Lehrer: Der Leistungsturner achtet beim Liegestütz auf die korrekte Haltung. Foto: Wieck

Rohrbach. Vorwärts, bücken, umdrehen und weiterlaufen. Die Zehntklässler kommen an diesem Morgen ganz schön ins Schwitzen. Bei jedem Händeklatschen müssen die Jugendlichen blitzschnell reagieren - und das ist nur das Aufwärmprogramm. Keine Frage, ihr Sportunterricht hat es in sich. Aber schließlich klatscht auch kein gewöhnlicher Lehrer, sondern ein Spitzensportler: Er ist Star-Turner, Olympia-Teilnehmer - und heißt Eugen Spiridonov. Seit zwei Monaten unterrichtet der gebürtige Russe an der Erweiterten Realschule St. Ingbert II in der Rohrbacher Johannesschule. "Das ist für mich ein ganz neues Leben, ein ganz anderer Rhythmus", sagt der 26-Jährige. "Aber es läuft super." Die Unterstützung ist groß; Spiridonovs Kollegen helfen ihm beim Lehrplan oder bei seiner Fortbildung zur Arbeitslehre, seinem zweiten Unterrichtsfach. Nur ein kleines Problem bleibt noch: "Ich unterrichte von Klassenstufe 5 bis 10 insgesamt etwa 200 Schüler", berichtet er. "Sich da alle Namen zu merken - das ist schwer."Früher trainierte Spiridonov sechs Stunden am Tag, heute unterrichtet er 27 Schulstunden pro Woche. "Deshalb trainiere ich auch nur noch einmal täglich", erklärt der Diplom-Sportlehrer. Denn die Doppelbelastung als Lehrer und Bundesliga-Turner für die TG Saar hat es in sich: "Nach der Schule bin ich schon ein bisschen müde", verrät er und lacht.Dabei wollte der Leistungssportler nach Olympia ohnehin etwas kürzer treten. Zwei Jahre lang keine internationalen Wettkämpfe mehr, weniger Turnen, mehr Zeit für "was anderes" - das war sein Plan. Dabei stand aber auch fest: Eine Stelle als Lehrer soll es sein. "Als Sportler hat man schnell Probleme, Arbeit zu finden, vor allem, weil ich gerade aus der Bundeswehr komme", erklärt Spiridonov. Hier kam das Kultusministerium ins Spiel, das ihm eine Aushilfsstelle als Sportlehrer an der Johannesschule vermittelte; vorläufig für ein Jahr, möglicherweise aber auch länger. Denn für die Johannesschule ist der Sportler ein "riesiger Gewinn", findet Schulleiter Karl-Heinz Härdter: "Wir sind mit Eugen sehr zufrieden. Und unsere Schüler sind auch begeistert." Kein Wunder, denn im Unterricht macht Spiridonov alle Übungen vor, packt beim gemeinsamen Dehnen selbst mit an - oder gibt ganz nebenbei auch mal eine kleine Kostprobe seines Könnens. Das motiviert sogar unsportlichere Schützlinge. Und als der Olympiavierte aus dem Spagat mühelos in den Handstand geht, klatschen seine Schüler Beifall: Das ist großer Turnsport - zum Anfassen. célIn der Turn-Bundesliga tritt Spiridonov am kommenden Samstag in Dillingen gegen Tabellenführer Stuttgart an.

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