Ein Schloss für alle Bürger

Eigentlich muss man ja sonntags niemanden mehr ans Saarbrücker Schloss schicken. Es sind ja sowieso schon fast alle da. Dennoch will ich Ihr Augenmerk heute auf die Open-air-Reihe "Sonntags ans Schloss" lenken. Und das natürlich auch wegen der Musik - aber nicht nur

Eigentlich muss man ja sonntags niemanden mehr ans Saarbrücker Schloss schicken. Es sind ja sowieso schon fast alle da. Dennoch will ich Ihr Augenmerk heute auf die Open-air-Reihe "Sonntags ans Schloss" lenken. Und das natürlich auch wegen der Musik - aber nicht nur. Wenn sonntagsmorgens um 11 Uhr im Schlossgarten die Blueser in die Saiten greifen und so mancher Sänger ob der für Künstler doch recht frühen Stunde noch kratziger klingt als sonst, dann sollten Sie zwischendurch mal ein bisschen rumlaufen und den Blick schweifen lassen. Denn die heimlichen Stars dieser wunderbaren Konzerte sind die Zuhörer. Es ist schwer vorstellbar, dass es irgendwo eine Veranstaltung geben sollte, deren Publikum noch bunter gemischt ist als hier. Da sitzen Familien mit kleinen Kindern auf Picknick-Decken friedlich gleich neben diesen Leuten, die immer mit ziemlich vielen, ziemlich großen Hunden auflaufen. Da genießt der nicht mehr allzu junge Beamten-Typ sein Weißbier, während zwei Bänke weiter ein paar Menschen sitzen, die offensichtlich lieber kein Getränk kaufen, weil sie wohl auch nicht hier wären, wenn die Konzerte Eintritt kosten würden. Kinder rennen rum, Motorrad-Helden jeden Alters fahren vor, Studenten, Mittelständler, Gelegenheitsarbeiter, vielleicht ist sogar der eine oder andere Millionär da. Wundern würde es einen nicht, denn sonntags am Schloss ist die gesamte Bandbreite der Gesellschaft vertreten.Die Leute mit den kleinen Kindern bleiben dann meistens gleich da, essen auf der Picknick-Decke und nehmen noch das Kindertheater um 15 Uhr mit. Es gibt sogar Leute, die bleiben bis abends. Um 18 Uhr in den Soiree-Konzerten gibt es zwar keinen Blues, aber oft die musikalisch abwechslungsreicheren Angebote.

An diesem Sonntag spielt morgens übrigens Big Daddy Wilson. Der hat eine herrlich knarzige Stimme und im Saarland schon etliche Fans. Da werden sie wieder von überall her strömen, so der Regen das nicht tut. Abends gibt es schrägen bajuwarischen Gipsy-Pop mit Django 3000. Da merkt man zwar erst nach einer ganzen Weile, dass die Jungs kein verhunztes Englisch sondern eine Art Deutsch singen, aber die Musik reißt einen so oder so mit. Trotzdem nicht vergessen: Schauen Sie sich auch mal im Pulikum um.

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