Ein Schandfleck ist Vergangenheit

St. Wendel. Alle reden von der Frauenquote, in St. Wendel wurde sie, zumindest am Donnerstagnachmittag, umgesetzt: Felicitas Gabler stand hoch über den Köpfen der Männer. Vom höchsten Punkt des Colbus-Hauses erbat die Zimmermannmeisterin Gottes Segen für den Bau, Schutz vor Blitzschlag, leerte ihr Schnapsglas in einem Zug und zerschmetterte es auf dem Beton des obersten Stockwerkes

 Über dem Colbus-Haus hängt der Richtstrauß. Ende 2012 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Foto: B & K

Über dem Colbus-Haus hängt der Richtstrauß. Ende 2012 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Foto: B & K

St. Wendel. Alle reden von der Frauenquote, in St. Wendel wurde sie, zumindest am Donnerstagnachmittag, umgesetzt: Felicitas Gabler stand hoch über den Köpfen der Männer. Vom höchsten Punkt des Colbus-Hauses erbat die Zimmermannmeisterin Gottes Segen für den Bau, Schutz vor Blitzschlag, leerte ihr Schnapsglas in einem Zug und zerschmetterte es auf dem Beton des obersten Stockwerkes."Kein schönes Wetter, aber ein umso schöneres Ereignis", begrüßte Bürgermeister Klaus Bouillon die Gäste des Richtfestes. Vor rund zwei Jahren hätten die Arbeiten am Um- und Erweiterungsbau des Hauses Colbus begonnen, jetzt könne man sehen, wie groß das Projekt ist. Ein Projekt, das gleichsam den Schlusspunkt unter die fast komplette Sanierung der Altstadt setze. Der größte Schandfleck in der Altstadt werde jetzt beseitigt. Als Nächstes werde man gegenüber der Baustelle den Bereich des so genannten Taubenhauses angehen. Zwei der drei Gebäude hat die Stadt bereits erworben, um das letzte werde man bei der anstehenden Versteigerung mitbieten.

Für das Colbus-Haus hat die Stadt einschließlich Ankauf schon etwa 3,5 Millionen Euro ausgegeben. Die Endsumme werde bei rund sechs Millionen Euro liegen. Inzwischen hat die Stadt auch das angrenzende Anwesen Schaadt erworben. Auch das soll von Grund auf saniert werden. Ohne die finanzielle Unterstützung der Landesregierung, für die der Bürgermeister sich ausdrücklich bedankte, hätte die Stadt dieses Projekt nicht umsetzen können. Denn trotz intensiver Bemühungen habe sich kein Privatinvestor gefunden. "Das Projekt hat sich ganz einfach nicht gerechnet", zeigte Bouillon dafür Verständnis. Die Maßnahme sei sehr aufwendig. Das sehe man schon daran, dass drei Mitarbeiter des Bauamtes komplett mit den Arbeiten fürs Colbus-Haus ausgelastet seien.

Der Gebäude-Komplex des Hauses Colbus umfasst die Einheiten Schlossstraße 2, Luisenstraße 1, 3 und 5 sowie Grabenstraße 1. Bis auf das Wirtschaftsgebäude der Grabenstraße unterliegen die Fassaden dem Denkmalschutz. Die Fassaden der denkmalgeschützten Gebäudeteile im Altbaubereich werden in Stand gesetzt. Der Bereich des Erdgeschosses wird an die historische Fassade angepasst. Die marode Dachkonstruktion muss komplett erneuert werden, wobei die zur Schloss- und Grabenstraße hin sichtbaren Dachflächen wieder hergestellt werden.

Voraussichtlich Ende 2012 kann dann die Einweihung des gesamten Komplexes gefeiert werden. Dann steht eine Nutzfläche von 2430 Quadratmetern zur Verfügung. 300 Quadratmeter werden als Einzelhandelsgeschäft genutzt. Der Rest wird als Verwaltungs- und Dienstleistungsgebäude der Stadt dienen. Untergebracht werden hier, wie der Bürgermeister sagte, das Bürgerbüro und weitere Abteilungen mit hoher Publikumsfrequenz. Alle diese Maßnahmen, da ist Bouillon zuversichtlich, werde diesen Bereich der Altstadt entscheidend aufwerten und deutlich beleben.

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