Ein Radio erzählt Geschichte

Beeden/St. Ingbert. Die Geschichte des ältesten Radios, das wir im Saarpfalz-Kreis finden konnten, liest sich wie ein Stück deutscher Geschichte. Hannelore und Peter Koller aus Beeden sind in dieser Woche unsere Kreisrekordler. Das Erzählen von ihnen ist spannend. Die Vita ihres 87 Jahren alten Radios: Hersteller Dr

Beeden/St. Ingbert. Die Geschichte des ältesten Radios, das wir im Saarpfalz-Kreis finden konnten, liest sich wie ein Stück deutscher Geschichte. Hannelore und Peter Koller aus Beeden sind in dieser Woche unsere Kreisrekordler. Das Erzählen von ihnen ist spannend. Die Vita ihres 87 Jahren alten Radios: Hersteller Dr. Georg Seibt, Spezialfabrik für Rundfunkgeräte, Berlin-Schöneberg, Kolonnenstraße 29, Typ EW 496. Schirmgitterempfänger für Wechselstrom 125 und 220 Europaempfang im Lautsprecher und Anschluss für Telefon.

Diese Daten verraten so einiges über seine Herkunft. Die Firma Seibt wurde Anfang 1900 in Schönberg gegründet. Im Ersten Weltkrieg gehörte es zum Standard des deutschen Militärs. Erst danach, mit Völkerbundsgenehmigung, durfte ab Anfang 1921 das Radio an Zivilpersonen verkauft werden.

"Wir haben das Radio bei unserer Großtante Eva Bleymehl, die Am Steinwald in Neunkirchen wohnte, auf dem Sperrmüll, herausgeholt, sagte Hannelore Koller am Dienstag im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Die Tante ist im Jahr 1981 im Alter von 81 Jahren gestorben. Zuerst wurde das geschichtsträchtige Stück "zwischengelagert"; zwischenzeitlich hat es einen Stammplatz auf einer Anrichte im Hause Koller, das selbst viel Geschichte zu bieten hat: "Unser Haus ist ein altes Bliesfischer-Haus aus dem Jahr 1812", sagte Peter Koller, und zeigt Fotos von früher, auf denen unter anderem auch noch "der alte Beeder Steg" über die Blies zu sehen ist. Zudem ist Hannelore Koller vielfach ehrenamtlich engagiert, so als Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, als Sozialdemokratin und im Diakoniezentrum Haus am Schlossberg. "Ich bin eine leidenschaftliche Sammlerin, vor allem von Clownsfiguren, Sammeltassen und Schweine in allen Variationen." Zudem liebt sie Geschichte und Geschichten. Deshalb ist sicherlich aus das Radio erhalten geblieben.

Die Firma Seibt baut zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch die zivilen Radios, ab 1942 nur noch Geräte für militärische Zwecke. Die Firma geht ins Unternehmen Optik Steinheil in München auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird im Westen die Firma liquidiert. Im Osten werden bis 1953 in Zittau die Radios weitergebaut, die Nationale Volksarmee hat sie zeitweise im Gebrauch. Dann ist das endgültige Ende der Seibt-Radios gekommen - in Beeden noch nicht.

Hannelore Koller berichtet: "Wir haben Kontakt zum Seibt-Museum in Berlin-Schöneberg aufgenommen. Wir warten noch auf Antwort." jkn

Auf einen Blick

Unsere neue Serie "Kreisrekord" stößt auf große Resonanz bei den Menschen im Saarpfalz-Kreis. Diesmal suchen wir den ältesten Motorroller. Wenn Sie ein solches Gefährt besitzen, dann sind Sie bei uns richtig! Meldeschluss ist Sonntag, 24. Januar. Wir stellen die Siegerin oder den Sieger in Wort und Bild vor. In unserer neuen Serie veröffentlichen jede Woche einen Rekord aus unserem Kreis. Liebe Leserin , lieber Leser, wenn Sie sich beteiligen wollen, dann schreiben Sie uns: Saarbrücker Zeitung, Redaktion St. Ingbert, Kaiserstraße 73, in 66386 St. Ingbert oder melden sich per Tel. (06894) 9 29 92 50, Fax: (06894) 9 29 92 59 oder E-Mail: redigb@sz-sb.de. jkn

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