Ein Pläydoyer für Frieden und Toleranz

St. Ingbert. "Die Erde gehört jedem Menschen, egal wo er lebt und er sollte das Recht haben, wo auch immer er lebt, glücklich zu werden, und nicht, dass andere bestimmen, wo er leben muss. Mein größter Wunsch ist, dass eine Generation das schafft: Frieden auf Erden" - so das Schlussplädoyer von Alex Deutsch im Foyer des Leibniz-Gymnasiums in St

 Der Auschwitzüberlebende Alex Deutsch (rechts) sprach vor Schülern des St. Ingberter Leibniz-Gymnasiums. Foto: bgl

Der Auschwitzüberlebende Alex Deutsch (rechts) sprach vor Schülern des St. Ingberter Leibniz-Gymnasiums. Foto: bgl

St. Ingbert. "Die Erde gehört jedem Menschen, egal wo er lebt und er sollte das Recht haben, wo auch immer er lebt, glücklich zu werden, und nicht, dass andere bestimmen, wo er leben muss.

Mein größter Wunsch ist, dass eine Generation das schafft: Frieden auf Erden" - so das Schlussplädoyer von Alex Deutsch im Foyer des Leibniz-Gymnasiums in St. Ingbert, wo er am Freitag vor über 100 Schülern der Klassen 10 bis 12 von seinem Leben berichtet hat.

Alex Deutsch, geboren in Berlin, ein Auschwitzüberlebender, ist 96 Jahre alt. Davon hat er 64 Jahre in Deutschland verbracht. "Ich bin heute ein glücklicher und zufriedener Mensch", sagte er. "Ich bin in Deutschland geboren und bin ein Deutscher jüdischen Glaubens". Und dennoch: Durch das Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft vom 14. Juli 1933 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Die Ausbürgerung, die zwangsweise Entziehung der Staatsbürgerschaft, war eine der juristischen Instrumente der Nationalsozialisten gegen politische Gegner und ganz besonders gegen die Juden. Deutsch wurde dann, wie viele andere Juden, staatenlos. Staatenlos blieb er auch nach der Befreiung des Konzentrationslagers von den amerikanischen Soldaten. Er wanderte 1946 nach Amerika aus, wo ihm fünf Jahre später die amerikanische Staatsbürgerschaft, trotz fehlender Papiere, verliehen wurde.

Deutsch kehrte 1978 nach Deutschland zurück. Bis zum Jahre 1983, in dem er seine jetzige Frau Doris Loeb geheiratet hat und in Folge dessen eine Daueraufenthaltserlaubnis für Deutschland bekam, musste er alle sechs Monate seine Aufenthaltserlaubnis bei den Behörden erneuern.

Er stellte einen Antrag, um deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen. Der wurde zunächst abgelehnt, da er nicht bereit war auf seine amerikanische Staatsbürgerschaft zu verzichten. Erst nach einigen Jahren, durch das Engagement eines Vertreters der saarländischen Landesregierung, konnte er seine deutsche Staatsangehörigkeit wiedererlangen.

Schwere Kindheit

Von dem geborenen Deutschen verlangten die Behörden jedoch sowohl seine Geburtsurkunde, wie auch die Heiratsurkunde, die ihm in den 30-er Jahren weggenommen worden waren. Die Ersatzdokumente musste sich Deutsch in dem damaligen Ost-Berlin selbst besorgen.

Alex Deutsch berichtete über seine schwere Kindheit und Jugend. In dieser Zeit lernte er bereits Hunger, Prügel und schwere Arbeit kennen. "Den stumpfsinnigen Befehl-Gehorsam-Mechanismus, der ja keine Menschlichkeit duldet, hatte ich in den langen Jahren im Waisenhaus und in meiner Lehre längst verinnerlicht. So irrsinnig es sich anhört, dies half mir gleichwohl im Konzentrationslager zu überleben. Ich hatte gelernt, mich widerspruchslos anzupassen" - so Deutsch.

Er erzählte von der "industriellen Vernichtung" der Juden in Auschwitz, wo auch seine erste Frau und sein Sohn vergast worden sind.

Als eine Schülerin fragte, woher er die Kraft und Hoffnung zum Überleben hatte, antwortete Deutsch: "Liebe, Barmherzigkeit, Toleranz, Glaube und Religion sind die Säulen der Hoffnung. Diese gaben mir die Kraft." Auch einige andere Schüler suchten das Gespräch mit ihrem Gast. "Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sehen, dass es noch heute rechtsradikale Gruppen gibt, die den Holocaust leugnen und Hass predigen?" - wollte Fabian Kosmale wissen. Tobias Burgard stellte die Frage nach der Schuld der Deutschen: "Sind wir alle schuldig? Ist das richtig oder falsch, wenn die Bundesregierung die Schuld offiziell anerkennt?", so der Schüler.

Alex Deutsch lässt keine Zweifel daran, dass die heutige Jugend keine Schuld trägt. Er selbst konnte den Schuldigen vergeben. Aber vergessen kann er nicht.

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