Ein Pieks, der Leben retten kann

Saarbrücken · Über 32 000 Saarländer sind bereit, Stammzellspender zu werden – Tendenz steigend. Seit einiger Zeit richtet sich die Deutsche Knochenmarkspenderdatei verstärkt an die türkischstämmige Bevölkerung.

 Bei Typisierungsaktionen wie hier an der Saar-Universität wird ermittelt, ob eine Person als Spender infrage kommt. Foto: Uni

Bei Typisierungsaktionen wie hier an der Saar-Universität wird ermittelt, ob eine Person als Spender infrage kommt. Foto: Uni

Foto: Uni

. Menschen, die an einem aggressiven Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind, haben immer bessere Aussichten, einen geeigneten Stammzell- oder Knochenmarkspender zu finden. Allein im Saarland ist die Zahl der potenziellen Spender, die sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) haben registrieren lassen, dieses Jahr um etwa 15 Prozent gestiegen, wie DKMS-Sprecherin Simone Henrich der SZ mitteilte. "Wir haben jetzt 32 223 Menschen aus dem Saarland, die bei uns registriert sind und somit als potenzielle Spender zur Verfügung stehen", sagte Henrich. 4764 Registrierungen aus dem Saarland seien in der Tübinger Datei 2013 neu verzeichnet worden.

58 der 32 223 potenziellen Spender haben in diesem Jahr die Strapazen einer Stammzellspende auf sich genommen und damit den Erkrankten eine neue Chance gegeben, weiter zu leben. Insgesamt waren es seit 1991 etwa 260 Spender. Wie viele dieser Stammzellspenden im Saarland selbst vergeben wurden, konnte Henrich nicht sagen, da der Spendenvorgang aus Gründen des Datenschutzes anonymisiert ist. Damit bleibt ebenfalls unbekannt, wie viele Menschen von außerhalb des Saarlandes mit ihren Spenden saarländischen Leukämie-Patienten geholfen haben.

"Damit noch mehr Patienten jeglicher Herkunft mit einer Stammzellspende geholfen werden kann, ist es im Saarland und in allen anderen Bundesländern notwendig, dass sich Menschen aller Nationalitäten in die DKMS aufnehmen lassen", betonte Henrich. Da die für eine Transplantation wichtigen Gewebemerkmale regional unterschiedlich seien, könne beispielsweise einem türkischen Blutkrebspatienten oft nur ein türkischer Spender helfen. Seit einigen Jahren richte sich die DKMS daher beispielsweise verstärkt an die türkisch-stämmige Bevölkerung in Deutschland. Religiöse Einschränkungen beispielsweise bei den türkischen Mitbürgern hinsichtlich der Themen Blut- oder Stammzellspende seien der DKMS nicht bekannt. Probleme könnten aber auftreten, wenn sprachliche Barrieren zu Verständnisschwierigkeiten zum Thema Stammzellspenden-Praxis führten. "Deshalb ist es wichtig, dass in solchen Situationen türkische Muttersprachler bei der DKMS zur Verfügung stehen, um Unklarheiten zu beseitigen", betonte die DKMS-Sprecherin.

Um Stammzellspender im Saarland bemüht sich auch der DRK-Blutspendedienst West. "Seit zwei Monaten pflegen wir eine intensivere Kooperation mit der Stefan-Morsch-Stiftung, damit sich auch im Saarland immer mehr Spender registrieren lassen", erklärt Heinz Kapschak, Pressereferent beim DRK-Blutspendedienst West. Die in Birkenfeld ansässige Stefan-Morsch-Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahre 1986 eine Datei für Knochenmark- und Stammzellspender mit 380 000 Einträgen aufgebaut. Kapschak sagte, Menschen könnten sich auch bei einer regulären Blutspende gleich typisieren lassen. "Blutspender zeigen oft eine größere Bereitschaft, sich mit dem Thema Stammzellspende auseinanderzusetzen." Grundsätzlich könne sich jeder, der in Deutschland lebt, zwischen 18 und 55 Jahre alt und gesund ist, registrieren.

Informationen zur Stammzell- oder Knochenmarkspende bei der DKMS unter www.dkms.de und Tel. (0 70 71) 94 30 oder beim DRK-Blutspendedienst West unter www.blutspendedienst-west.de oder bei der Stefan-Morsch-Stiftung unter www.stefan-morsch-stiftung.com.

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Auf einen BlickZur Bestimmung der Gewebemerkmale eines Stammzell- oder Knochenmarkspenders werden etwa 10 Milliliter Venenblut gebraucht. Bei der DKMS kann man auch Wattestäbchen für Abstriche von der Wangenschleimhaut anfordern. Die Daten werden verschlüsselt und mit anonymer Personenkennziffer an das deutsche Zentralregister (ZKRD) in Ulm weitergegeben. Wenn für einen Patienten ein passender Spender gefunden worden ist, wird der Spender vier Wochen vor der Spende umfangreich untersucht. Entnommen werden die Blutstammzellen dann in etwa 80 Prozent der Fälle ambulant in einer Klinik; Operation und Narkose sind in diesen Fällen nicht erforderlich. red

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