Ein Panzer schützt nicht immerBenjamin Großmüller hat sein Hobby zum Beruf gemacht

Neunkirchen. Sie gilt als aggressiv und bissig. Einem leichtsinnigen Menschen, der seine Hand nahe ihrem Maul ins Wasser hält, würde sie mühelos den Finger abbeißen. Da passt der Name Schnappschildkröte prima. Drei Exemplare davon leben im Neunkircher Zoo. "Alle getrennt", erklärt Tierpfleger Benjamin Großmüller beim Ortstermin mit der SZ

Neunkirchen. Sie gilt als aggressiv und bissig. Einem leichtsinnigen Menschen, der seine Hand nahe ihrem Maul ins Wasser hält, würde sie mühelos den Finger abbeißen. Da passt der Name Schnappschildkröte prima. Drei Exemplare davon leben im Neunkircher Zoo. "Alle getrennt", erklärt Tierpfleger Benjamin Großmüller beim Ortstermin mit der SZ. "Die leben als Einzelgänger. Als Lauerjäger bewegen sie sich wenig. Warten, bis Beute vorbei kommt." Im Zoo gibt es einmal die Woche Fisch. Auf zehn bis zwölf Jahre schätzt Großmüller den "Schnappi" in seinem Single-Heim in der Tropenhalle. Wahrscheinlich ein Männchen. So ganz genau weiß man das nicht. "Schnappi" Nummer zwei wohnt nebenan bei den Kaimanen. Nummer drei im Affenhaus. Gerade diese Schnappschildkröten brauchen auf keinen Fall den Weltschildkrötentag, der ja vor dem Aussterben der bedrohten Tiere warnen will (siehe Info). "Schnappschildkröten", so Tierpfleger Großmüller, "gibt es genug. Sie kommen aus Nordamerika, können auch bei uns leben. Ausgesetzte Exemplare sind schon gefunden worden. Da wird es gefährlich." Dass die drei Neunkircher "Schnappis" getrennt leben, hat also auch was mit Familienplanung zu tun. Großmüller: "Strenges Zuchtverbot." Gefährdet sind vielmehr Schildkröten aus tropischen Breiten, viele Süßwasser- und zudem alle Meeresschildkröten.Darf es keine kleinen "Schnappis" geben, würde sich Benjamin Großmüller schon über Nachwuchs bei den Spaltenschildkröten freuen. Denn sie gehören zu den bedrohten Tierarten. Zwei Männchen wohnen wenige Meter von "Schnappi" Nummer eins entfernt in ihrem Terrarium. Weibchen gesucht. Spaltenschildkröten kommen aus Afrika und ernähren sich rein vegetarisch.

Bei allen Gefahren draußen in der Welt, im Neunkircher Zoo müssen sich die Schildkröten nicht sorgen. Für sie wird gesorgt. Im vergangenen Sommer hat ein Privatmann ein Dutzend Schildkröten-Eier vorbeigebracht. Mama war eine Griechische Landschildkröte, Papa eine Maurische Landschildkröte. Die Pfleger haben sie im Inkubator ausgebrütet. Zwei kleine Schildkröten sind schließlich am 17. und 19. August 2007 geschlüpft, so groß wie früher mal ein Fünfmarkstück. Inzwischen füllen sie Großmüllers Handfläche. Die beiden leben noch "hinter den Kulissen", weil es an Platz für Schildkröten im Zoo mangelt und die Planungen für neue Wohnangebote noch reifen. Und wer genau auf den Teich neben der Zooschule schaut, entdeckt auch immer wieder mal einen Schildkrötenkopf. So an die 20 Wasserschildkröten, schätzt Benjamin Großmüller, dürften sich derzeit da tummeln.Neunkirchen. Für Benjamin Großmüller haben sich Hobby und Beruf bestens verbunden. Denn schon lange vor seiner Ausbildung zum Tierpfleger hatte er sein Herz für Reptilien entdeckt. "Drei Griechische Landschildkröten, drei Panterschildkröten, Blauzungen skinke, Schlangen wie eine grüne Baumpython oder auch 27 Vogelspinnen", zählt der 21-Jährige auf, was im Elternhaus in Merzig so kriecht und krabbelt. Die Mutter kümmert sich, denn der Sohn wohnt inzwischen in Neunkirchen. Doch wenn Benjamin Großmüller mal mit seiner Verlobten Bianca Meiser zusammenzieht, wollen die beiden gemeinsam ein Reptilienzimmer einrichten. Denn auch Bianca teilt Benjamins Hobby und wird ebenfalls Bewohner mitbringen. Im Neunkircher Zoo kümmert sich Benjamin Großmüller um die Zoohalle, die Aquarien, die Vögel und die Paviane. Und was ist das Faszinierende an Reptilien? Großmüller: "Die wollen ihre Ruhe, ich will meine Ruhe. Ich gucke ihnen gerne zu." cle

Hintergrund

Am 23. Mai war Welttag der Schildkröten. Der Tag soll auf die Gefährdung des Artbestandes hinweisen. Gefahren drohen von vielen Seiten. Die Virusinfektion Herpes setzt dem Bestand massiv zu, wie die weltweite Naturschutzorganisation World Wide Fund for Natur (WWF) ausführt. Weitere Bedrohung ist der Mensch. Lebensraum etwa wird vernichtet. Alle Meeresschildkröten, viele Süßwasser- und Landschildkröten stehen inzwischen auf der Liste bedrohter Tiere. red

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