Ein Otzenhausener Urgestein

Otzenhausen. "Ich gehöre zu einer alteingesessenen Otzenhausener Familie. Und darauf bin ich schon ein wenig stolz." Das Gesicht von Alois Drocur, der am 12. März 88 Jahre alt wird, drückte Freude und Zufriedenheit aus, als er das sagte. Beim Besuch der SZ in seinem Haus in der Bahnhofstraße plauderte der im ganzen Dorf bekannte Senior munter drauf los

 Sein Dorf liegt ihm am Herzen: Alois Drocur mit einigen seiner Kleinschriften, die er herausgebracht hat. Foto: b&k

Sein Dorf liegt ihm am Herzen: Alois Drocur mit einigen seiner Kleinschriften, die er herausgebracht hat. Foto: b&k

Otzenhausen. "Ich gehöre zu einer alteingesessenen Otzenhausener Familie. Und darauf bin ich schon ein wenig stolz." Das Gesicht von Alois Drocur, der am 12. März 88 Jahre alt wird, drückte Freude und Zufriedenheit aus, als er das sagte. Beim Besuch der SZ in seinem Haus in der Bahnhofstraße plauderte der im ganzen Dorf bekannte Senior munter drauf los. "Meine Vorfahren waren eine der ersten Familien, die sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in dem entvölkerten Dorf niederließ", erzählte er. "Das kann im Heimatbuch des Landkreises von 1971/72 nachgelesen werden." Walter Petto notierte dort in seinem Beitrag "Zur Bevölkerungsgeschichte von Otzenhausen" einen "Johann Ludwig Drocour, erstmals genannt 1699."Alois Drocur zeichnet nicht nur eine starke Verbundenheit mit seinem Heimatdorf aus. Sein ganzer Lebenslauf liest sich spannend. Viele Jahrzehnte hat er mit sinnvollen Tätigkeiten ausgefüllt und dabei das Ehrenamt in den Vordergrund gestellt. Nach der Rückkehr aus dem Krieg wohnte er zunächst in Otzenhausen, war Mitglied im Männergesangverein und Abteilungsleiter beim Theaterverein. 1955 siedelte er aus beruflichen Gründen (er war Steiger bei der Grube) nach Neunkirchen um. In der Hüttenstadt wollte er nicht untätig sein, wirkte im Karnevalverein "Neinkeijer Plätsch" mit und meldete sich beim Kirchenchor der Pfarrei Herz Jesu als Sänger an.

1980 in den Ruhestand getreten kehrte er in sein Heimatdorf Otzenhausen zurück und zog in das zwischenzeitlich gebaute Haus ein. Jetzt ging es mit der Vereinsarbeit erst richtig los. Er wurde wieder Mitglied im Männergesangverein und wollte auch im Kirchenchor dabei sein - übrigens bis heute. In beiden Vereinen bekleidete er lange verschiedene Ämter. Und in den Obst- und Gartenbauverein trat Alois Drocur ein. Als 1982 der Bau des Kelterhauses begann war er einer der wichtigsten Männer, die dabei mithalfen. Über das Werden des Gebäudes verfasste er eine Dokumentation. 1983 war er dabei, als der Verein für Heimatkunde ins Leben gerufen wurde. Von diesem Zeitpunkt an stieg der Otzenhausener verstärkt in die Forschung über sein Dorf ein. Er schrieb unzählige Texte, die später als Kleinschriften erschienen sind. Darunter waren "Das Dorfborre-Feschd" mit der Geschichte der Dorfbrunnen, "125 Jahre Glockenturm der Pfarrkirche St. Valentin" mit der Chronik der Pfarrei, "120 Jahre Kirchenchor Cäcilia", "100 Jahre Brandschutz" mit der Chronik der Feuerwehr, "Die Renovierung der Pfarrkirche" und "150 Jahre Männergesangverein und 140 Jahre Kirchenchor". Der rüstige Senior beginnt seit 1948 den Tag mit dem Lesen der Saarbrücker Zeitung. Sein besonderes geistiges Fitnesstraining ist das tägliche Sudoku, das Rätselspiel mit Zahlenquadraten. Seit Jahren wohnt er allein im Haus, nachdem seine Frau, die er lange liebevoll gepflegt hat, 2004 verstorben ist. Einsam ist er jedoch nicht. Viele Bürger fragen ihn um Rat, denn er weiß unheimlich viel über die Dorfgeschichte und wenn es um Obst- und Gemüseanbau geht.

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