Fidget Spinner im Trend Neuer Hype um einen Zappel-Kreisel

Saarbrücken · Sie lassen sich drehen, wirbeln und balancieren — Fidget Spinner erobern das Saarland. Vor allem Grundschüler lieben das Spielzeug.

 Ein Junge spielt mit einem der neuen Handkreisel namens Fidget Spinner. Der Trend ist auch im Saarland angekommen und erobert die Pausenhöfe.

Ein Junge spielt mit einem der neuen Handkreisel namens Fidget Spinner. Der Trend ist auch im Saarland angekommen und erobert die Pausenhöfe.

Foto: dpa/Alessandro Della Valle

„Mama, ich hätte gern einen fidschääd spinna!“ – einen was? So manche Mutter muss erst einmal mit dem Junior googeln, um herauszufinden, was er meint: Fidget Spinner (Zappel-Kreisel), so lautet der englische Name eines Trend-Spielzeugs, das seit einigen Wochen im Saarland Einzug hält.

Kinder nehmen die Handteller große Scheibe mit abgerundeten Ecken zwischen Daumen und Zeigefinger einer Hand. Ein Schubs mit der anderen Hand - und das Spielzeug mit Kugellager in der Mitte dreht sich so schnell im Kreis, dass seine Form vor dem Auge verschwimmt. Dabei vibriert es noch. Wer lange genug übt, schafft es dann den rotierenden Fidget Spinner auf der Fingerkuppe, anderen Körperteilen oder Schuhen zu balancieren, ohne ihn von oben zu halten. Oder wirft ihn rotierend von einer Hand in die andere, ohne dass er runterfällt. Wer solche Kunststücke beherrscht und sie am längsten präsentiert, ist der Spinner-König vom Pausenhof: „Vor zwei, drei Wochen ging es hier auf dem Schulhof los“, heißt es aus der Nachmittagsbetreuung einer Saarbrücker Grundschule, „mittlerweile haben 70 Prozent aller Kinder so ein Ding. Sie machen sogar schon Wettbewerbe, wer es länger auf Stirn oder Nase in Bewegung halten kann“.

Aus den USA ist der Trend erst vor wenigen Wochen nach Deutschland gekommen. Vor allem Grundschüler sind davon fasziniert. Das Youtube-Video „Fidget Spinner Tricks für Anfänger“ ist binnen kürzester Zeit über eine Million Mal aufgerufen worden. Etliche andere Internet-Videos zeigen die akrobatischen Möglichkeiten des Spielzeugs und derer, die es beherrschen. Die Entwickler des Fidget Spinners versprechen dank der taktilen Vibration Entspannung, verbesserte Konzentration oder Linderung bei Nervosität. Wissenschaftlich bewiesen ist das bislang nicht. Doch das Geschäft boomt trotzdem. Mittlerweile gibt es Fidget Spinner ab etwa vier Euro aufwärts: mit LED-Lampen und ohne, die Zahl der Kugellager variiert, ebenso das Material. Sylvia Klauss, Geschäftsführerin des Flohmarkt-Ladens „Schnickschnack“ in Saarbrücken, kannte den Fidget Spinner bis vor wenigen Tagen noch gar nicht. Mittlerweile hängt ein Foto von ihm im Schaufenster ihres Ladens und Klauss sagt: „Ich hatte noch nie ein Produkt hier im Geschäft, das so gut lief.“ 50 Stück bekam sie vergangene Woche geliefert, keine 48 Stunden später waren alle weg. Etliche Nachfragen habe es über Facebook gegeben. „So einen Hype habe ich in sechs Jahren hier nicht erlebt“, freut sich die Geschäftsfrau, die prompt Nachschub beim Großhändler besorgt hat. Für sie ist klar: „Das ist ein Gesellschaftsphänomen: Einer hat es, alle wollen es.“ Ähnlich sieht das Nicole Hager, die mit Vanessa Drumm-Merziger das Spielwaren-Fachgeschäft „spielbar“ im Saarbrücker Nauwieser Viertel betreibt: „Egal ob aus Kunststoff, Chrom, Titan - die Fidget Spinner werden bei uns nachgefragt wie Notfallmedizin.“ Vor neun Wochen hat sie das Spielzeug das erste Mal eingekauft - seitdem sei eine „wahre Kettenreaktion“ von statten gegangen. Anfragen auf dem Anrufbeantworter, Grundschüler, die es haben wollen, Eltern, die es eigentlich für ihre Kinder kaufen wollen, aber dann auch selbst mit einem Fidget Spinner nach Hause gehen.  „Es ist wirklich ein Mega-Hype, quasi eine Suchtverschiebung, weg vom Handy, hin zum Fidget Spinner“, sagt Hager. Von Lehrern, die in ihren Laden kommen, kennt sie beide Positionen zum Handkreisel mit Kugellager: Die einen sammeln sie verzweifelt im Lehrerpult ein. Die anderen lassen die Kinder im Unterricht leise gewähren. Lisa Brausch ist Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes und hat den Fidget Spinner auch schon auf dem Schulhof in Aktion erlebt. Ihre Sicht als Grundschullehrerin: „In der Schule ein generelles Verbot für dieses Spielzeug auszusprechen, halte ich persönlich für übertrieben. Es hat immer schon solche Mode-Erscheinungen gegeben. Früher war es der Jo-Jo. Jetzt ist es das.“ Im Unterricht gehört der Fidget Spinner ihrer Meinung nach in den Ranzen. Auf dem Pausenhof, sagt sie, sei nichts gegen das Spielzeug einzuwenden, wenn es nicht zu Konflikten führe. Denn immerhin schule es ja die motorischen Fähigkeiten.

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