Ein Museum als Ort des Zeitgeistes

Saarbrücken. Zwischen dem Eingang zur Sparte 4 und dem Matratzenladen im ehemaligen Haus Garelly in der Eisenbahnstraße 22 liegt unscheinbar eine Glastür, auf der ein kleiner Aushang Großes verkündet: "Museum Gosz", ein Schallplattenrund mit dem Buchstaben B und dem Hinweis "Seite B - Parallelausstellung zur Landeskunstausstellung 2008"

Saarbrücken. Zwischen dem Eingang zur Sparte 4 und dem Matratzenladen im ehemaligen Haus Garelly in der Eisenbahnstraße 22 liegt unscheinbar eine Glastür, auf der ein kleiner Aushang Großes verkündet: "Museum Gosz", ein Schallplattenrund mit dem Buchstaben B und dem Hinweis "Seite B - Parallelausstellung zur Landeskunstausstellung 2008". Im zweiten Stock findet der Kunstinteressierte einen hellen, etwa 100 Quadratmeter großen Ausstellungsraum, wo am Donnerstag, 14. August, die offizielle Eröffnung stattfinden wird. Noch riecht es ein wenig nach Farbe, die Wände sind leer, doch die verpackten Gemälde stehen schon an der Wand und warten darauf, ausgepackt und aufgehängt zu werden. "Wir haben schon eine eigene Sammlung mit Schenkungen und Leihgaben, die wir hier außerhalb der Wechselausstellungen zeigen möchten", erzählen die frisch gebackenen "Museumsleiter" Andres Golczewski und Malgorzata Sztremer, ein Künstlerpaar, das hier eine große Idee in die Tat umsetzen will: Ein Museum als einen Ort des Zeitgeistes, in dem "künstlerische Positionen, die wir als wesentlich für die zeitgenössische Kunst erachten" vermittelt werden sollen. "Eine Plattform, ein Forum für Künstler soll es sein", erzählen die beiden, die aus den Anfangsbuchstaben ihrer Namen das Kürzel "Gosz" kreierten. Unter diesem Namen betrieben sie bis vor kurzem die "Galerie Gosz" auf den Saarterrassen. Bis sie im Februar von diesem Raum in direkter Nachbarschaft zur Sparte 4 erfahren haben. "Das passt wegen der zentralen Lage", sagten sie sich und unterschrieben im Mai den Mietvertrag, erst einmal für ein Jahr. "Eine Probezeit, nach deren Ablauf sich rausstellen wird, wie es weitergeht", erzählen die beiden, die schon in Polen einige künstlerische Projekte mitorganisiert haben. Golczewskis Stelle als Kunsterzieher am Homburger Saarpfalz-Gymnasium sichtert zwar die Existenz, doch rechnet das Paar damit, dass sein "Erspartes draufgehen wird". Zur weiteren Finanzierung wird ein geringes Eintrittsgeld verlangt, es werden Kunstwerke verkauft und ein Förderverein gegründet, von dem sie Unterstützung erwarten, denn die Miete muss gezahlt, Einladungen entworfen und gedruckt werden. Nach langen Überlegungen hat sich das Paar bewusst für den Begriff Museum entschieden, denn sie wollen begleitend zu den Ausstellungen öffentliche Künstlergespräche, Vorträge oder Aktionen organisieren; gleichzeitig demonstrieren sie damit ihre Unabhängigkeit vom Galeriebetrieb und dem herrschenden Publikumsgeschmack. Doch "vieles wird sich erst während der täglichen Arbeit entwickeln".

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