Ein Möbelstück mit Geschichte

Saarpfalz-Kreis. Alte Schränke mit einer Entstehungszeit bis 1900 findet Gerd Steuer "spannend". Denn: "Sie sind ein Stück Kulturgut. Jede Region hatte früher ihren eigenen Möbeltyp", meint Steuer. So könne man anhand der "typischen Handschrift", die diese Schränke tragen, noch heute nachvollziehen, woher sie kommen

Saarpfalz-Kreis. Alte Schränke mit einer Entstehungszeit bis 1900 findet Gerd Steuer "spannend". Denn: "Sie sind ein Stück Kulturgut. Jede Region hatte früher ihren eigenen Möbeltyp", meint Steuer. So könne man anhand der "typischen Handschrift", die diese Schränke tragen, noch heute nachvollziehen, woher sie kommen.Dies ist auch der Fall bei Steuers Wohnzimmerschrank. Der massive Eichenschrank von 1720 ist für Gerd Steuer ein ganz besonderes Stück. Es ist ein so genannter "früher Pfälzer", wie der 52-Jährige erklärt: "Der Schrank ist wohl im Gebiet um die Südpfalz rund um Landau und Wissembourg entstanden, denn er weist viele elsässische Einflüsse auf. Nur die Eisenbeschläge und die Form des Schrankes sind typisch pfälzisch."

Eine solche Kombinierung verschiedener Stilrichtungen, sei nach dem dreißigjährigen Krieg ein pfälzisches Phänomen gewesen: "Gewisse Regionen der Pfalz waren nach diesem Krieg fast ausgestorben. Deshalb gab es viel Zuwanderung, unter anderem aus der Schweiz, Tirol und Frankreich. In diesem Schmelztiegel flossen die überlieferten Gestaltungsformen der Einheimischen mit den Verzierungen und Arbeitsweisen der Zugewanderten zusammen." So entstanden die unterschiedlichsten Stilmischungen.

Vor zehn Jahren erwarb Gerd Steuer den heute 291 Jahre alten Schrank: "Er stammt aus der Sammlungsauflösung eines privaten Sammlers."

In einem Top-Originalzustand präsentiert sich das alte Möbel: "In dieser Originalität bekommt man selten so ein Stück", freut sich der Antiquitätenliebhaber, der sich bereits seit rund vierzig Jahren sehr für die Kunst- und Kulturhistorie seiner Region interessiert.

Der Eichenschrank ist zwei Meter hoch, 1,80 Meter breit, 65 Zentimeter tief und wiegt rund 150 Kilo: "Das ist noch echte Handarbeit. Damals waren Möbel auf Generationen ausgerichtet. Sie wurden meist zu Hochzeiten angefertigt und dann in der Familie weitergegeben", erzählt Steuer. Sein Schrank habe früher wohl im bürgerlichen Bereich gestanden: "Wahrscheinlich wurde er als Wäscheschrank genutzt. Heute sind diese Schränke viel zu dekorativ, um im Verborgenen zu stehen. Deshalb stehen sie jetzt meist im Wohnzimmer", so Gerd Steuer.

Der Antiquitätenliebhaber schätzt an seinem zweitürigen Schrank von 1720, dass er "ein Stück Geschichte" und mit seiner Region verbunden ist: "Ich kann mich mit diesem Möbel identifizieren, und zudem ist es unverwüstlich. Wenn man solch ein Stück gut behandelt, hält es noch 500 Jahre."

AUF EINEN BLICK

Besondere Hausfassaden suchen wir in dieser Woche bei unserem Kreisrekordwettbewerb. Es kann sich dabei um Motive aus der Werbung, aus der Kunst und Kultur oder aus dem Tierreich handeln. Natürlich sind auch Porträts oder andere Motive als Fassadenschmuck möglich. Jeder aus der Saarpfalz kann mitmachen unter Telefonnummer (0 68 94) 9 29 92 50 sowie Fax (0 68 94) 9 29 92 59 und E-Mail: redigb@sz-sb.de. Der Einsendeschluss ist am kommenden Sonntag, 9. Oktober. bla

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