Ein Mann lässt alle Wände wackeln

Homburg · Für einen Nachmittag hat der Death-Metal-Schlagzeuger George Kollias von der Band Nile im Homburger Saalbau gespielt. Heraus kam dabei ein Trommelwirbel, der den Zuhörern noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

 Hinter seiner riesigen „Schießbude“ bewies George Kollias, Schlagzeuger der US-Death-Metal-Band Nile, dass er ein Meister des schnellen, harten und präzisen Spiels ist. Foto: Thorsten Wolf

Hinter seiner riesigen „Schießbude“ bewies George Kollias, Schlagzeuger der US-Death-Metal-Band Nile, dass er ein Meister des schnellen, harten und präzisen Spiels ist. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Eigentlich, ja eigentlich ist das Homburger Kulturzentrum Saalbau eher ein Schauplatz für das, was gerne mal mit "Hochkultur" gleichgesetzt wird: Anspruchsvolle Klassik-Konzerte, aufwendige Ausstellungen, Bühnenkunst. Am vergangenen Mittwoch aber, da änderten sich die Vorzeichen deutlich, von der Bühne im großen Saal hinab gab es etwas zu hören, was man so wohl noch nicht dort gehört hatte: George Kollias, der 1977 im griechischen Korinth geborene Schlagzeuger der US-Death-Metal-Band Nile, ließ mit seiner Metal-Drum-Show "Loud and fast" die Wände ein ganz klein bisschen wackeln.

Vor der Bühne: Fast schon ehrfürchtig lauschende Schlagzeugfans, darunter auch Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner, selbst ein bekennender Schlagzeuger. Für ihn und die anderen Zuhörer ließ es Kollias ordentlich krachen. Wer aber in einiger Unkenntnis gedacht hatte, Kollias wäre einfach nur laut und schnell, der wurde zügig eines deutlich Besseren belehrt.

Höchstes Niveau

Kollias präsentierte sich und sein Können nämlich laut, schnell und technisch auf höchstem Niveau.

Befragt man als Nicht-Kenner der Metal-Szene das weltweite Datennetz, dann wird schnell klar, dass mit George Kollias am Mittwoch nicht irgendein Schwermetall-Trommler in Homburg zu Gast war. So ist zu lesen, dass er bekannt sei für seine extrem präzise und schnelle "Swivel-Technik", eine auf der "Ferse-Zehen-Spieltechnik" basierende "Blastbeat und Doublebasstechnik", bei der beide Füße eine spezielle Drehbewegung ausführen, die es erlaube, mit einem Pedaltritt zwei Schläge auf die große Bass-Trommel auszuführen. Dadurch seien Spielgeschwindigkeiten bis zu 300 Schlägen pro Minute möglich. Ein weiteres Markenzeichen von Kollias sei es, extrem schnell mit nur einem Fuß zu spielen - "One-Foot-Blasting" nennt sich das. Hört sich alles sehr fachspezifisch an? Stimmt, aber auch buchstäblich gut.

Und mit noch einem weiteren Vorurteil Unkundiger räumte der fixe Grieche am Mittwochabend auf: Bei aller Pose, die dem Death-Metal oft innewohnt, entpuppte sich Kollias als durchweg netter Typ. Nach den ersten drei Schlagzeug-Stücken wandte er sich lächelnd direkt an die Fans im Saal mit einer gerne gehörten Voraussage: "Wir werden heute viel Spaß haben."

Für eben den zeichnete auch die Modern Music School Homburg als Veranstalter der Metal-Drum-Show verantwortlich. Seit zwei Jahren gibt es diese etwas andere Musikschule in Homburg als Teil eines weltweit präsenten Netzwerks von 80 Modern Music Schools, von Anfang an hat Martin Spies als Schulleiter das Kommando. Und während George Kollias drinnen im großen Saal für ordentlich Schalldruck sorgte, stellte sich Spies gerne unseren Fragen. Und er machte gleich zu Beginn klar: "Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zur städtischen Musikschule Homburg. Mit unserem Angebot von Rock und Pop liegen wir etwas anders." Davon zeugte eben auch Kollias Auftritt im Saalbau. Möglich gemacht habe dieses Gastspiel der Umstand, so Martin Spies, dass Kollias selbst als Musiklehrer der Athener Modern Music School aktiv sei. "Deswegen gibt es die Kontakte zu ihm."

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