Ein Mann - eine Stadt - ein Buch

Neunkirchen. "Wie es in den Wald reinruft . . ." - dieses Sprichwort beschwört er in einer seiner Geschichten. Ein Leitspruch, der voll und ganz zu unterstützen ist. Deshalb müsste dieser Text vielleicht so geschrieben sein, wie er selbst das getan hätte. Dann, wenn es nicht über ihn selbst, sondern irgendeinen anderen bekannten Neunkircher gehen würde

 Mit Ehefrau Nora, der auch das Buch gewidmet ist, mischt sich André Noltus gerne unters Volk. Foto: Thomas Seeber

Mit Ehefrau Nora, der auch das Buch gewidmet ist, mischt sich André Noltus gerne unters Volk. Foto: Thomas Seeber

Neunkirchen. "Wie es in den Wald reinruft . . ." - dieses Sprichwort beschwört er in einer seiner Geschichten. Ein Leitspruch, der voll und ganz zu unterstützen ist. Deshalb müsste dieser Text vielleicht so geschrieben sein, wie er selbst das getan hätte. Dann, wenn es nicht über ihn selbst, sondern irgendeinen anderen bekannten Neunkircher gehen würde.Dabei ist das so eine Sache mit den Übereinstimmungen. Seit sechs Jahren lebt André Noltus wieder in Neunkirchen, war 36 Jahre lang weg, zuletzt in Berlin. "Wieder" heißt: Er war schon mal hier. Und damals schon kreuzten sich die Wege. Unfreiwillig. Noltus war Lehrer. Mit Leib und Seele - vermutlich. Denn schwierig wird das dann, wenn der engagierte Musik-Lehrer mit dem entzückenden holländischen Akzent auf gesanglich völlig unbegabte und zum Flötenspiel mehr oder weniger gedrängte Achtjährige trifft. Es wurde für sie kein schwerer Abschied. Der Eintrag ins Poesiealbum allerdings, der wurde sogar zum Lebensmotto "Sage nie, das kann ich nicht . . ." - von wem die Zeilen eingetragen wurden in wunderschöner Füllerschrift, das allerdings brauchte gute 36 Jahre, um so richtig ins Bewusstsein zu gelangen. Da war er nämlich wieder. Ein Buch unterm Arm über die Geschichten von Jan. Beim Musical-Projekt Neunkirchen - mit Solistenrolle bei "Stumm" als alternder Arbeiter. Mit Lesungen über Lesungen aus seinen Büchern überall in der Stadt. Und auch im Rahmen einer SZ-Serie über "Modernes Leben in alten Gemäuern" tauchte der mittlerweile 73-Jährige wieder auf, stellt sein wohnliches Zuhause in der Lutherstraße vor. Das Haus, das "Schuld" hat an der Rückkehr aus der Bundeshauptstadt.

Vor diesem Menschen gibt es kein Entrinnen. Trifft man ihn nicht als Akteur, dann sitzt er als Zuschauer da, ist Gast, Besucher, Interessierter und Neugieriger am Leben in der ehemaligen Hüttenstadt. Man sieht ihn im Center im Eiscafé, mit dem Einkaufskorb in der Bahnhofstraße und immer wieder im Gespräch mit Menschen. Noltus bringt sich ein, engagiert sich, wohnt nicht nur hier, sondern ist Teil der Stadt, prägt sie mit. Menschen, wie er selbst einer ist, sind es, die ihn zu seinem neuen Buch animiert haben: "Neunkirchen". SZ-Fotograf Willi Hiegel beispielsweise, oder der ehemalige Redaktionsleiter Gerd Meiser, aber auch die Wirtin des Alt-Neunkirchen, Helene, und mancher mehr. Es sind kurze Geschichten. Aufs Wesentliche beschränkt. Aber sie fangen den Menschen ein, berühren. Gelesen hat man das Büchlein für Neunkirchen Liebhaber schnell. Die Nachwirkung aber, die dauert lange. Und ebenso wie der Autor seinen Freund Paul nach 40-jähriger Freundschaft - auch von ihm handelt eine Geschichte - in neuem Lichte kennenlernt, so sieht auch eine ehemals Achtjährige nach der Lektüre und über 40 Jahren den ehemaligen Lehrer in neuem Licht. Nur singen, das kann sie immer noch nicht.

Auf einen Blick

Heute Abend um 19.30 Uhr stellt André Noltus sein Buch "Neunkirchen" im Kommunikationszentrum Bachstraße vor. Eintritt frei. ji

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