Ein Mann der "rechten Lehre"

Alt-Saarbrücken. Für den russisch-orthodoxen Geistlichen Dimitrij Svistov ist seine Konfession die ursprünglichste aller christlichen Glaubensgemeinschaften. "Wir sind seit dem ersten Jahrtausend die Kirche des Ursprungs, und wir waren anfangs absolut identisch mit der römisch-katholischen Kirche

 Dimitrij Svistov vor der Friedenskirche in Alt-Saarbrücken. Foto: Becker&Bredel

Dimitrij Svistov vor der Friedenskirche in Alt-Saarbrücken. Foto: Becker&Bredel

Alt-Saarbrücken. Für den russisch-orthodoxen Geistlichen Dimitrij Svistov ist seine Konfession die ursprünglichste aller christlichen Glaubensgemeinschaften. "Wir sind seit dem ersten Jahrtausend die Kirche des Ursprungs, und wir waren anfangs absolut identisch mit der römisch-katholischen Kirche." Jetzt aber hätte sich diese ebenso wie die evangelische Kirche von den eigenen Wurzeln entfernt, meint der 31-jährige in Moskau geborene Russe. Und so übersetzt er orthodox auch als "rechte Lehre" oder als "rechten Lobpreis". Seine Gemeinde, die in der kleinen Friedenskirche zuhause ist, hat riesige Dimensionen. "Wir decken ein Gebiet ab, das von hier aus 100 Kilometer in alle Richtungen reicht", sagt er. Dementsprechend bunt ist auch die Gemeinde, die sich zu den Gottesdiensten versammelt. Zu Russlanddeutschen gesellen sich vor allem Franzosen und Georgier. Obwohl Kirchenslawisch - laut Svistov mit einem starken Dialekt gesprochenem Russisch vergleichbar - die Sprache im Gottesdienst ist, versucht er allen Nationalitäten gerecht zu werden: "Dann lese ich auch oft auf Französisch oder Georgisch vor." Er wurde vor fünf Jahren zum Priester geweiht, seit sechs Jahren ist er mit Ludmila verheiratet. "Russisch-orthodoxe Priester dürfen vor ihrer Weihe heiraten", erklärt er. Kinder hat das Paar noch nicht. Insgesamt betreut er fünf Gemeinden. Im Schwarzwald und in Idar-Oberstein, die Hauptgemeinde ist jedoch Saarbrücken. Zeit für andere Sachen bleibt da kaum - auch nicht fürs Studium. "Ich absolviere ein Fernstudium, was mir ermöglicht, langsam zu studieren", sagt er. Normal sollte das Studium fünf Jahre dauern, Svistov ist bereits seit neun Jahren dran. Die Ikonen, von denen es in der Friedenskirche eine ganze Wand und mehrere Einzelstücke gibt, seien das wichtigste in der Kirche. Oft finden sich Gläubige ein, spenden für eine Kerze, die sie dann bei einem bestimmten Heiligenbild anzünden und dort beten. Svistov erklärt, dass sich viele russisch-orthodoxen Christen nicht so recht in Glaubensfragen auskennen: "Denn in Russland gab es religiöse Erziehung weder in der Schule noch zuhause." So müsse er versuchen die Gläubigen anzuleiten, ihre Religion richtig zu praktizieren. Dafür stellt er auch die Bibliothek der Gemeinde zur Verfügung. Die Haare schneidet sich der Geistliche weder am Kopf noch im Gesicht. Nicht, weil er nicht darf - sondern weil es Tradition sei bei russisch-orthodoxen Geistlichen - und diese Traditionen für die Menschen, die den Glauben lieben, sehr wichtig seien. Schließlich sagt er noch etwas, das ihm sehr am Herzen liegt: "Auch wenn wir russisch-orthodoxe Kirche heißen, sind wir für alle da - und nicht nur für die Russen."

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