Ein Manager mit sozialer Ader

Mettlach. 2009 ist ein Jahr der Jubiläen bei Villeroy & Boch: Vor 200 Jahren hat der Luxemburger Keramik-Unternehmer Jean-François Boch ein Werk auf deutschem Boden gegründet - in den leer stehenden Abteigebäuden in Mettlach, dem heutigen Firmensitz des Konzerns. Hier ist er mit seiner Familie, deren jüngster Spross Anton Eugen (1809-1898) erst wenige Monate alt war, auch eingezogen

Mettlach. 2009 ist ein Jahr der Jubiläen bei Villeroy & Boch: Vor 200 Jahren hat der Luxemburger Keramik-Unternehmer Jean-François Boch ein Werk auf deutschem Boden gegründet - in den leer stehenden Abteigebäuden in Mettlach, dem heutigen Firmensitz des Konzerns. Hier ist er mit seiner Familie, deren jüngster Spross Anton Eugen (1809-1898) erst wenige Monate alt war, auch eingezogen.

Das aus diesem Anlass geplante große Fest fiel nun der Wirtschaftskrise zum Opfer. Das zweite wichtige Jubiläum dagegen wurde jetzt im Refektorium in Mettlach gefeiert, mit kleiner Verspätung: Der 200. Geburtstag des Anton Eugen von Boch, der genau in diesen Räumen aufgewachsen ist, hier sein ganzes Leben verbrachte - und Firmengeschichte schrieb. Als "Geburtstagsgeschenk" hat Franz Büdinger, langjährige Archivleiter von V & B, selbst kürzlich 87 Jahre alt geworden, ein Buch über Eugen von Boch verfasst. Und wo der kleine Eugen einst gelebt hat, wurde das Buch nun vorgestellt. Was darin an Fakten über Eugen von Boch zusammengetragen ist, macht staunen: Der Mann soll ein Ausbund an Intelligenz, Tatkraft, Aufmerksamkeit, Fantasie und Weitsicht gewesen sein. Die Redner - der Autor, die Vettern Wendelin und Luitwin Gisbert von Boch und Frank Göring, der V&B-Vorstandsvorsitzende, lobten jedenfalls übereinstimmend, dass Eugen von Boch ein Unternehmer war, der im 19. Jahrhundert bereits praktiziert hat, was man heute unter modernem Management und Marketing verstehe. Der aber auch geschickt Anregungen aufgegriffen habe. Das römische Mosaik von Nennig etwa, in seiner Zeit gefunden, hat ihn zur Fliesenherstellung inspiriert - damit wurde V & B schließlich zum Weltunternehmen. Die ersten Bausteine für das Keramikmuseum und für das Firmenarchiv, eines der größten in Deutschland, hat er auch gelegt.

Er habe sich aber auch für seine Arbeiter eingesetzt, hieß es. Zu einer Zeit, als das für andere Großunternehmer nicht selbstverständlich war. Bei Eugen von Boch bekamen sie verbriefte Sicherheiten, konnten Siedlungshäuser bauen, waren versorgt bei Krankheit und im Alter. Eugen Boch wurde aus Anlass seiner Goldenen Hochzeit mit Octavie geborene Villeroy geadelt. Und der damals völlig heruntergekommene "Alte Turm", auf den das Saarland heute sehr stolz ist, der ist auch von Eugen von Boch gerettet worden.

Das Buch ist in kleiner Auflage erschienen und kommt nicht in den Buchhandel. Zu haben ist es über das V&B-Museum in Mettlach, Tel. (0 68 64) 81 14 96.

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