Ein „Leuchtturm“ für die Inklusion

Heusweiler · Beim Spatenstich war Sozialminister Andreas Storm fast erfroren, gestern bei der Einweihung des im Saarland einzigartigen Wohnhauses für Autisten in der Eisenbahnstraße wurde ihm „warm ums Herz“.

 Das eingeschossige Bauwerk, mit Grundstückserwerb etwa drei Millionen Euro teuer, liegt natur- und dennoch zentrumsnah in der hinteren Eisenbahnstraße in Heusweiler. Foto: Oliver Dietze

Das eingeschossige Bauwerk, mit Grundstückserwerb etwa drei Millionen Euro teuer, liegt natur- und dennoch zentrumsnah in der hinteren Eisenbahnstraße in Heusweiler. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Was bringen Gäste als Geschenk mit, wenn sie zur Eröffnung eines Wohnhauses für Menschen mit Autismus eingeladen sind? Also in eine Umgebung, in der auffällige optische Reize tunlichst vermieden werden sollten? Gestern in Heusweiler, wo nach gut einjähriger Bauzeit das erste Haus dieser Art im Saarland offiziell eröffnet wurde, dachten die Besucher beim Schenken in der Tat einfühlsam mit. Architekt Willi Latz schenkte ein dezentes Wandbild in Weiß und Bürgermeister Thomas Redelberger hatte, was nie verkehrt ist, ein kleines Geldkuvert dabei - und eine sehr gute Rede, in der er die Menschen ermunterte, sich geduldig mit den Stärken und Eigenheiten von autistischen Behinderten zu befassen.

Der Bürgermeister zeigte sich "sehr stolz", dass der saarländische Schwesternverband dieses Wohnhaus für 16 Autisten (in vier Wohngruppen) ausgerechnet in Heusweiler baute, übrigens auf einem Grundstück in der hinteren Eisenbahnstraße, das die katholische Kirche abgetreten hatte. Während der Bauphase gab es weder Unfälle noch Firmeninsolvenzen, so dass das Gesamtwerk wohl unter einem guten Stern steht.

Der saarländische Sozialminister Andreas Storm, der das Vorhaben seit dem Spatenstich (am bitterkalten 22. November 2012) aufmerksam verfolgt, sprach von einem "Leuchtturm" für die Inklusion, also für die Bemühungen des Landes, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Kostenträger ist das Landesamt für Soziales, die Tagessätze je Bewohner reichen bis zu 285 Euro.

Thomas Dane, Vorstandsvorsitzender des Schwesternverbandes, dankte an erster Stelle den Nachbarn und den verantwortlichen Kommunalpolitikern, die das Projekt freundlich aufgenommen hätten, dann den Planern, Firmen und Geldgebern und schließlich den Eltern von Betroffenen, die den Bau angestoßen hätten. Bei weitem nicht alle Bewerber fanden nun aber einen Platz.

Seit Anfang des Jahres sind die Mitarbeiter der Einrichtung bereits im Haus, um sich einzuarbeiten. Am kommenden Montag sollen die ersten Bewohner einziehen. Einige von ihnen haben bereits Sachen und Kleider eingeräumt. Mitarbeiter und Angehörige sind bestrebt, möglichst von Anfang an Harmonie und einen guten Geist in den Alltag einziehen zu lassen. Nicht alles ist plan- und vorhersehbar. Die Theleyer Bildhauerin Helga Bernhard, deren "Menschenbilder"-Skulputuren den Eröffnungstag zierten, wird im Haus einen Modellierkurs anbieten - aber ob er passt, weiß sie selbst nicht zu sagen. Solche Unwägbarkeiten nimmt man locker als typisch für den Start hin.

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