Ein Lebacher räumt auf

Lebach. Morgens, wenn Albert Wagner zu seiner "neuen Arbeitsstätte" kommt, ist sein Kittel noch blütenweiß. Aber drei Stunden später hat der Zahn der Zeit, sprich die trockenen Überreste des Hochwassers von vor 15 Jahren, seine schmutzigen, braunen Spuren auf dem Kittel hinterlassen

 Albert Wagner (links) und Bürgermeister Arno Schmidt beim Sortieren und Sichten der alten Akten im Keller des Lebacher Rathauses. Foto: Thomas Seeber

Albert Wagner (links) und Bürgermeister Arno Schmidt beim Sortieren und Sichten der alten Akten im Keller des Lebacher Rathauses. Foto: Thomas Seeber

Lebach. Morgens, wenn Albert Wagner zu seiner "neuen Arbeitsstätte" kommt, ist sein Kittel noch blütenweiß. Aber drei Stunden später hat der Zahn der Zeit, sprich die trockenen Überreste des Hochwassers von vor 15 Jahren, seine schmutzigen, braunen Spuren auf dem Kittel hinterlassen. Seit drei Monaten arbeitet der Lebacher täglich drei Stunden im Keller des Lebacher Rathauses, um peu a` peu Ordnung in die alten Akten und Dokumente zu bringen. Starke SchädenZur Vorgeschichte: 1993 hatte ein Hochwasser unter anderem den Keller des Rathauses fast bis zur Decke geflutet. Dort lagerten alte Akten und Dokumente der Lebacher Verwaltung. Nach dem Hochwasser kamen sämtliche Ordner zwar in eine Trockenanlage, aber das Hochwasser hatte starke Schäden hinterlassen. Auch konnte von chronologischer Ordnung keine Rede mehr sein. Viele Seiten klebten und kleben noch in den Ordnern zusammen, die Beschriftung war teilweise weg. Diesen Zustand fand Albert Wagner vor.Als alter Lebacher, als Mitglied des Historischen Vereins und als ein Mensch, der sehr an Geschichte interessiert ist - mit 75 Jahren schloss er ein Studium in Literatur und Geschichte als Magister ab -, will der rüstige Rentner nun das Archiv auf Vordermann bringen. Täglich schafft er zehn bis zwölf Ordner. Um die 600 wurden bereits von ihm durchgeschaut. Zuerst befreit er sie vom gröbsten Dreck, dann sichtet er Seite für Seite und macht auf einem neuen Deckblatt kurze Notizen, was im Ordner drinsteht. Dieses Deckblatt mit Aktennummer wird später von Margit Thewes, der das Archiv unterstellt ist, in den Computer eingegeben. Dann kommen die Ordner in eine große Kiste, und auf die Kiste wird wiederum ein Blatt geklebt, auf dem steht, was in der Kiste drin ist.Noch ein Jahr Arbeit "Das ist die erste Stufe", erklärt Wagner. "Daran werde ich noch gut ein Jahr arbeiten müssen, bis ich alles durchgesehen habe." Hilfestellung hat der ehemalige Chef von Saartoto bereits von Johannes Naumann bekommen. Der Historiker hat ältere Akten bereits gesichtet.Wenn die Aktenberge durchgearbeitet und erfasst sind, kann mit dem Ordnen nach Inhalten begonnen werden. Ziel soll sein, so Wagner: "Wenn dann jemand aus Rümmelbach kommt, und will wissen, wie die Wasserleitung 1956 dort ausgesehen hat, müsste das dann per Knopfdruck gehen, und man im Keller die passende Kiste finden." Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg und wie die Lebacher so schön sagen: "Da fließt noch viel Wasser die Theel runner."

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