Ein Kulturort wie ein Nest

Obersalbach. Wie in einem Nest liegt die Kirche Maria Königin mitten in Obersalbach, gebaut am tiefsten Punkt des Dorfes. Aus der Scheune gegenüber schauen Kühe heraus, ein Traktor parkt nahebei, eine Katze schleicht über die fahrzeugleere Straße. Ungewohnt mutet die katholische Filialkirche an mit ihrem Tonnengewölbedach, wie eine kleine Burg, ein Kubus aus rotem Ziegelstein

 Hans Krächan ist stolz auf "seine" Kirche. Fotos: Iris Maurer

Hans Krächan ist stolz auf "seine" Kirche. Fotos: Iris Maurer

Obersalbach. Wie in einem Nest liegt die Kirche Maria Königin mitten in Obersalbach, gebaut am tiefsten Punkt des Dorfes. Aus der Scheune gegenüber schauen Kühe heraus, ein Traktor parkt nahebei, eine Katze schleicht über die fahrzeugleere Straße. Ungewohnt mutet die katholische Filialkirche an mit ihrem Tonnengewölbedach, wie eine kleine Burg, ein Kubus aus rotem Ziegelstein.

Ein solch auffälliges Gebäude erwartet man nicht in ländlicher Abgeschiedenheit. Nachdem die alte Kirche, die an anderer Stelle gestanden hatte, Ende der Achtziger wegen Bergbauschäden nicht mehr zu retten war, gründete sich 1992 ein Kirchenbauverein, erzählt dessen 1. Vorsitzender Hans Krächan: "Es stellte sich die Frage, welche Kirche wir bauen wollen, nach bekannter Art oder eine für die Zukunft?". Sicher war, dass man sich an das 2. Vatikanische Konzil halten wollte. Es besagt u.a., dass der Zelebrant bei der Messe in der Mitte der Kirche steht, den Menschen zugewandt und die Gemeinde um den Altar versammelt sein soll. Mehrere Kirchen wurden begutachtet. "Am meisten imponierte uns eine Kirche in Waldweiler nahe Hermeskeil, ein Bau aus dickem Bruchstein, wie eine Urkirche", erklärt Krächan.

Das Generalvikariat Trier habe 1995 für fünf Architekturbüros einen Wettbewerb ausgelobt. Man wollte ein echtes, kompaktes und konzentriertes Bauwerk. "Das Büro Alt & Britz aus Saarbrücken setzte als einziges konsequent alle Anforderungen um", sagt Krächan. Er erzählt von Obersalbach, das ohne direkte Verbindung zu anderen Heusweiler Ortsteilen, in einem Talkessel liege, an die 680 Einwohner habe, die meisten katholisch, von denen etwa 15 Prozent die Sonntagsmesse besuchten. Bei Festen kämen deutlich mehr, die Kirche fasse 350 Sitzplätze.

Die Jury entschied sich überzeugt für den Entwurf von Peter Alt und Thomas Britz, aber es regten sich Widerstände: "Da wurde unsere Kirche bei einer Niedersalbacher Kappensitzung schon mal Moschee von Obersalbach genannt". Doch man sei in die Idee von dieser Kirche hineingewachsen, immer mehr Fachleute hätten sich für sie interessiert und "innerhalb eines halben Jahres nach Fertigstellung waren plötzlich alle begeistert", so Krächan. Tatsächlich strahlt Maria Königin mit ihren roten Mauern, dem zentralen Altar unter der Dachlaterne, durch die Licht fällt, dem schnörkellosen Holz von Kreuzgang und Empore, Wärme, Schutz und Geborgenheit aus. Ein geschnitzter Kreuzweg, das Missionskreuz aus der alten Kirche sind fast der einzige Schmuck, alles ist pur, lebendig, frisch. Scheint die Sonne, beginnen die vier großen halbrunden Jahreszeiten-Fenster des bekannten englischen Künstlers Brian Clarke zu leuchten.

Krächan meint: "Mit dieser Kirche haben wir was gebaut für die Menschen, hier kann man zur Ruhe kommen. Man fühlt sich viel stärker zugehörig." Verwendet wurden heimische Baustoffe, die Orgel mit den glatten Stahlpfeifen stammt von Orgelbauer Hugo Mayer aus Heusweiler, die Kirche wurde 1998 geweiht, die Orgel 2008.

63 Mitglieder habe der Kirchenbauverein heute, der sich um den Erhalt von Maria Königin kümmert. Dazu zähle alles, von kleinen Reparaturen bis Schnee räumen. Auch bei Pfarrfest oder Erntedank sei der Verein federführend.

Krächan ist pensioniert, war Bergingenieur, Bau- und Eisenbahningenieur. Er hat 1962 in Luisenthal das Grubenunglück miterlebt und war Projektleiter für Bergschäden an Bahnanlagen. Da er sich für Heimatforschung interessiert, lag nahe, sich auch im Kirchenbauverein zu engagieren.

Auch besondere Veranstaltungen finden in Maria Königin statt, wie Konzerte mit Orlando und den Unerlösten, den Gregorian Voices aus Bulgarien oder Pantomime mit Jomi. Die Planung für 2013 läuft. Kommendes Jahr soll unter anderem der Projektchor aus den Kirchenchören der umliegenden Pfarreien auftreten. Die Aufnahme in die Reihe des Regionalverbandes Saarbrücken "Orte der Kunst und Kultur" findet Krächan wichtig: "Das ist eine Bestätigung, dass wir als kleines Dorf hier ein Bauwerk nicht nur als Liturgieort haben, sondern auch als besonderen Ort, in dem Kunst erlebbar ist."

Info: Katholische Kirche Maria Königin, Schwarzenholzer Straße 27, 66265 Heusweiler-Obersalbach, Hans Krächan: Tel. (0 68 06) 68 85, Hans.Krächan@t-online.de; www.obersalbach-kurhof.de

 Die Kirche von außen.

Die Kirche von außen.

 Ein guter Orte für Konzerte ist das außergewöhnliche Gotteshaus.

Ein guter Orte für Konzerte ist das außergewöhnliche Gotteshaus.

Die Broschüre gibt es kostenlos beim Regionalverband Saarbrücken: Tourist Information im Saarbrücker Schloss, Schlossplatz 1-15, Tel. (06 81) 5 06 13 13, Mail: touristinfo@rvsbr.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort