Ein klares Plädoyer für mehr Sportunterricht in der Schule

Saarbrücken. "Grundsätzlich haben Krankenkassen natürlich ein großes Interesse daran, eine nachhaltige Gesundheit für ihre Mitglieder zu sichern. So kann langfristig das Gesundheitssystem entlastet werden", sagt Bettina Bergmann, Gesundheitsberaterin der Krankenkasse IKK Südwest, zum Thema Schulsport und nennt das Grundschulalter als wichtige Phase für Prävention von Übergewicht

Saarbrücken. "Grundsätzlich haben Krankenkassen natürlich ein großes Interesse daran, eine nachhaltige Gesundheit für ihre Mitglieder zu sichern. So kann langfristig das Gesundheitssystem entlastet werden", sagt Bettina Bergmann, Gesundheitsberaterin der Krankenkasse IKK Südwest, zum Thema Schulsport und nennt das Grundschulalter als wichtige Phase für Prävention von Übergewicht. Ähnlich sieht das Dr. Gunter Hauptmann, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Saarland, und fordert: "Schulsport sollte breit angelegt sein und viele verschiedene Sportarten abdecken, damit bei den Schülern ein Körpergefühl entsteht." Außerdem werde im Schulsport auch die wichtige soziale Komponente geschult. Während man im Sportverein quasi unter Spezialisten sei, gelte es im Schulunterricht, Rücksicht auf Schwächere zu nehmen und Toleranz zu lernen.

"Ausweitung erforderlich"

Sowohl die Vertreter der Krankenkassen, als auch die Ärzte sind sich einig: Zwei Stunden Schulsport pro Woche sind zu wenig. Dr. Dieter Breithecker, Leiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG), meint dazu: "Die Ausweitung des Sportunterrichts ist dringend erforderlich. Die Trainingswirksamkeit von zwei Stunden Schulsport ist grundsätzlich zu hinterfragen." Das deckt sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen (siehe Haupttext). Mit drei Schulstunden wäre laut Breithecker hingegen zielgruppenorientiertes Vorgehen - zum Beispiel für übergewichtige Sportmuffel - möglich.

Auch in einem weiteren Punkt herrscht Einigkeit. "Der Schulsport braucht mehr Fachkräfte, also Sportlehrer. Es ist unzureichend, dass besonders in der Grundschule ein Großteil des Sportunterrichts von nicht ausgebildeten Sportfachkräften unterrichtet wird", sagt Breithecker von der BAG, und Hauptmann von der KV Saarland ergänzt: "Die Lehrer müssen ihre Schüler ja kennen lernen, um zu sehen, ob jemand eine Förderung bräuchte oder mal zum Kinderarzt oder Orthopäden gehen müsste."

Kritik an Benotungs-System

Dass der Ausbau des Sportunterrichts an der Schule allein dafür nicht ausreicht, scheint klar zu sein. "Die präventive Wirkung von Schulsport wird überschätzt. Den Verantwortlichen in Politik, Schule und Elternhaus muss es gelingen, mehr Bewegung in die tägliche Routine zu integrieren", meint Breithecker und verweist auf ein Bewegungsmangel-Problem unserer Gesellschaft.

Hauptmann sieht aber eine wichtige Funktion des Schulsports: "Er ist meiner Meinung nach nicht dazu da, um Vereins- und Leistungssportler zu rekrutieren, sondern er sollte sich vor allem um die kümmern, die nicht in einem Verein Sport treiben." Während die BAG und die mit ihr kooperierende IKK Südwest auch die Einbeziehung von Themen wie "Gesunderhaltung" in den Sportunterricht befürworten, wünscht sich Hauptmann, der sein Abitur im Fach Sport gemacht hat, faire Benotungs-Systeme: "Die Zeittabellen empfinde ich als unfair. Diese Benotung berücksichtigt nicht, ob sich jemand bemüht, sondern nur die körperlichen Gegebenheiten, die nicht zu beeinflussen sind." Seiner Meinung nach sollten im Schulsport nicht die Leistung bewertet werden, "sondern Bemühen und Sozialverhalten". zen

sportunterricht.de

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