Ein Kinderzimmer für das Homburger Amtsgericht

Homburg · Gestern wurde im zweiten Stock des Homburger Amtsgerichtes ein Kinderzimmer eingeweiht. Wo sich zuvor die Aktenberge stapelten, steht jetzt ein Wickeltisch. Kinder können auch in entspannter Atmosphäre befragt werden.

 Olaf Papesch, der Direktor des Amtsgerichtes, im Gespräch mit der Ärztin Gabriele Ecker. Beide zeigten das neue Kinderzimmer. Foto: maa

Olaf Papesch, der Direktor des Amtsgerichtes, im Gespräch mit der Ärztin Gabriele Ecker. Beide zeigten das neue Kinderzimmer. Foto: maa

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Das Amtsgericht ist normalerweise kein Hort der Gemütlichkeit, auch wenn dieser Eindruck in humorvollen Fernseh-Serien gerne erweckt wird. Im Amtsgericht, und da macht Homburg natürlich keine Ausnahme, geht es um Mietsachen, um Kindschafts-, Unterhalts- und Familiensachen. Das Amtsgericht wird auch als Vollstreckungsgericht, in Verfahren der Zwangsversteigerung oder Zwangsverwaltung, in Insolvenzverfahren sowie als Nachlassgericht und als Vormundschaftsgericht tätig.

Der Direktor des Homburger Amtsgerichtes, Olaf Papesch, drückte die Situation gestern so aus: "Wir kümmern uns hier im Amtsgericht um juristische Fälle, die uns nicht immer positiv stimmen. Deshalb bin froh, wenn wir auch mal eine Sache vermelden können, die von allen begrüßt wird." Damit meint er das neue Kinderzimmer im zweiten Stock des Gerichtsgebäudes, das noch bis vor einigen Wochen als Aktenraum benutzt wurde. Die Akten wurden an einen anderen Ort verbracht, "natürlich unter Berücksichtigung der Brandschutzvorschriften", fügt Thomas Gerstner hinzu, der Geschäftsführer des Amtsgerichtes.

Nun erhielt das Gericht ein schönes, helles Kinderzimmer mit Wickeltisch, Spielsachen, einem kleinen Tisch und Bilderbüchern. Auch ein großer schwarzer Lesersessel steht darin, denn auch Erwachsene können den Raum benutzen.

Das Zimmer diene dazu, dass Eltern vor dem Scheidungstermin in Ruhe mit den Kindern reden könnten, sagt Papesch. Oder, dass Kinder in einer freundlicheren Atmosphäre befragt werden können als im eher einschüchternd wirkenden Gerichtssaal. Auch bei Gewaltschutz und Sorgerechtsprozessen sei ein eigener Raum für die Kinder von Vorteil.

Dieser Meinung waren auch die Vertreter des Jugendamtes, die ebenso erschienen waren wie Anwälte und Mitarbeiter des Amtsgerichtes. Dr. Gabriele Ecker, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum, hielt zur Einweihung des neuen Raumes einen Vortrag, wie Kinder aus ihrer Sicht die Scheidung der Eltern empfinden.

Da war keineswegs die Rede von "moderner Familie" oder der "Normalität einer Scheidung". Im Gegenteil, Kinder, so Ecker, machten eine ebenso schwierige wie verstörende Zeit durch, die sie noch lange nach Vollzug der Trennung belaste.

Am Ende gab es einen Umtrunk und Linsensalat. Den hatte übrigens Olaf Papesch selbst angefertigt. Für einen Amtsgerichts-Direktor eher ungewöhnlich? Papesch, der gerne kocht, findet das gar nicht: "Wenn man den ganzen Tag mit dem Kopf arbeitet, ist man nach Feierabend froh, wenn man auch mal mit den Händen etwas anfertigen kann, zum Beispiel diesen Salat."

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