Ein Instrument mit vielen Stimmen

Völklingen · Eine Gitarre oder gar ein Klavier dürfte bei manchen von den Schülern zuhause stehen. Eine Orgel aber ist etwas Besonderes. Nun durften sich die Kinder dem Pfeifen-Instrument in der Versöhnungskirche nähern.

 Organist Reinhard Ardelt selbst stellte sich gerne auch mal hinten an, damit die Schüler auf die Tasten drücken konnten. Foto: Beatrix Hoffmann

Organist Reinhard Ardelt selbst stellte sich gerne auch mal hinten an, damit die Schüler auf die Tasten drücken konnten. Foto: Beatrix Hoffmann

Foto: Beatrix Hoffmann

Hören, fühlen, sehen und verstehen. Orgelklänge sind vielgestaltig. Mal sirrt es aus der kleinsten Pfeife, mal tönt es tief wie aus einem Brunnen. Mit den Händen kann man wie ein Mäuschen über die Tasten turnen, Hüpfer machen und Purzelbäume schlagen. Hochzeitmärsche, Wiegenlieder und der Aufruf zum fröhlichen Jagen - es gibt fast nichts, was man nicht an einer Orgel ausdrücken könnte. Bei einem Projekt im Rahmen des grenzüberschreitenden Orgelfestivals wurde Schülern und Schülerinnen in der Versöhnungskirche das Instrument näher gebracht. Vier Klassen - eine aus Lauterbach und drei der ERS Sonnenhügel - machten bei dem Projekt, unter Leitung des Organisten Reinhard Ardelt, mit. In Teil Eins der Geschichte lernten die Kinder klassenweise das Instrument kennen. In Teil zwei lauschten alle zusammen einem Orgelmärchen in der Versöhnungskirche.

Die Forbacher Lehrerin Annette Philipp hat das Märchen ersonnen und auch ins Deutsche übertragen. Es spielt in einer beschaulichen französischen Dorfkirche. Hauptpersonen sind Felix, der Kater des Pfarrers, und ein naseweises Kirchenmäuschen, das sich für Orgelmusik interessiert. Jürgen Reitz, Leiter des Titania-Theaters in Völklingen, schlüpfte in die Rolle des Erzählers. Prisca Hellenthal (11), Schülerin vom Sonnenhügel, mimte die Kirchenmaus. Organist Ardelt setzte die gewaltige Orgel in Gang.

Ob Kuckuck, Amsel oder Frosch - für jeden hielt das Instrument eine Stimme bereit. Der Prinzipal der Pfeifen meldete sich in dem Märchen ebenso zu Wort wie seine, um eine Oktave höhere, Frau und der kleine fröhliche Fiffikus. Merke: Je länger die Pfeife, desto tiefer der Ton.

Sirenen, Engel und Trommeln in der Nacht - alles ist möglich. Hübsch bildlich wurde das geschildert, und die jungen Zuhörer hatten das Anschauungsmaterial direkt vor Augen. "Ich unterstütze das voll. Hier können die Kinder ein Instrument, das sie nicht zuhause haben, auf praktische Weise kennenlernen", meinte Musiklehrerin Ulrike Heckmanns. Fatima Ilter-Kirrak, Klassenlehrerin der 5.2, erklärte, die Schüler vom Sonnenhügel kämen aus verschiedenen Ländern und Religionsgemeinschaften, beim Orgelprojekt würden sie ein Stück deutsche Kultur erfahren. Den Schülern gefiel, dass sie selbst die Tasten erproben und Lieder spielen durften. Sie lernten auch, dass man als Zuhörer bei einer Aufführung mucksmäuschen still sein muss, und obendrein konnten sie feststellen, dass Organisten Arbeitsschuhe tragen. Nur mit Absatz und glatter Sohle geht es perfekt an die Pedale.

Die Orgel der Völklinger Versöhnungskirche trägt den Doppelnamen Walcker-Schuke, denn sie wurde Ende der 20er Jahre von der Ludwigsburger Orgelfirma Walcker gebaut und 1979 von der Berliner Firmer Schuke restauriert. Die Orgel verfügt über 54 Register und mehr als 4000 Pfeifen.

Beim Benefizkonzert (hier wird für das Albert-Schweitzer-Hospital in Lambarene gesammelt) an diesem Sonntag, 29. September, 16 Uhr, steht romantische Musik von Franz Liszt im Mittelpunkt. Außerdem sind Werke von Johann Sebastian Bach und dem Pariser Organisten-Komponisten Charles-Marie Widor im Programm.

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