Ein Idyll auf der Sonnenseite des Saarlandes

Die Marienkapelle „Beatae Mariae Virgninis“ wacht stets still über den Harlinger Ortskern. So auch an jenem Samstag, an dem die Kapelle Schauplatz des Fototermins für die SZ-Aktion „Unser Ort hat viele Gesichter“ im Merziger Stadtteil war.

 Vor der Harlinger Marienkapelle hatten sich etliche Einwohner des Merziger Stadtteils für das Dorffoto der Saarbrücker Zeitung eingefunden. fotos: Rolf Ruppenthal

Vor der Harlinger Marienkapelle hatten sich etliche Einwohner des Merziger Stadtteils für das Dorffoto der Saarbrücker Zeitung eingefunden. fotos: Rolf Ruppenthal

 Ein wahres Kleinod und religiöses Zentrum für den Bietzerberg ist die 1750 erbaute Wallfahrts-Kapelle.

Ein wahres Kleinod und religiöses Zentrum für den Bietzerberg ist die 1750 erbaute Wallfahrts-Kapelle.

 OrtsvorsteherinChrista Berg

OrtsvorsteherinChrista Berg

 Die Goldtafel erinnert an die Goldmedaille beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ im Jahr 1983.

Die Goldtafel erinnert an die Goldmedaille beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ im Jahr 1983.

Neben einer beeindruckenden Anzahl Harlinger Bürger, war auch Ortsvorsteherin Christa Berg anwesend. Sie hat diesen Posten seit 2007 inne und ist in der langen Geschichte des Ortes die erste Frau, die diese Funktion wahrnimmt.

"Auf Grund seiner speziellen Lage hat Harlingen im Durchschnitt die meisten Sonnentage des ganzen Saarlandes, was zusammen mit der Idyllischen Natur rund um den Ort die idealen Voraussetzungen für Freizeitaktivitäten schafft", erklärt Berg. An erster Stelle auf der Liste der Aktivitäten, für die Harlingen und Umgebung prädestiniert sind, steht das Wandern. "Auf den natürlichen Wald- und Wiesenflächen in und um Harlingen befindet sich eine Reihe abwechslungsreicher Wanderwege.

Geschlossene Waldflächen wechseln sich mit weitläufigen Feldern und Streuobstwiesen ab. Hier kann die große landschaftliche Vielfalt genossen werden", findet die Ortsvorsteherin. Unterhalten werden die Wanderwege vom Saarwaldverein und sind in das Wanderwegenetz der Kreisstadt Merzig integriert. "Besonders die zwei Rundwanderwege sind hervorzuheben, beide führen über den schon fast legendären Panoramaweg nach Merzig oder auch um das Waldgebiet des ‚Hohen Berg' nach Harlingen.

Das Gebiet um den Panoramaweg, auch als Apfelkiste des Saarlandes bekannt, wurde als Obstlehrpfad eingerichtet. Der Panoramaweg selbst ist, wie der Name schon vermuten lässt, bezeichnend für seinen Ausblick über das Merziger Land. Bei schönem Wetter kann man bis ins benachbarte Frankreich blicken", schwärmt die Ortsvorsteherin. Unterwegs werde man von der abwechslungsreichen Naturlandschaft, zu der im Wald Laub- und Nadelhölzer gehören, begleitet. Um all das zu erhalten, wurde das Gebiet unter Naturschutz gestellt, wie Berg anfügt. Das Dorfleben ist nach ihrer Aussage intakt und wird von den Vereinen und der Feuerwehr getragen.

"Zu den eigenständigen Vereinen zählen die Landfrauen, der Männergesangverein, der 2011 mit der Zelterplakette ausgezeichnet wurde. Als jüngster Verein haben sich 2011 die Bogenfreunde Harlingen gegründet", zählt die Ortsvorsteherin auf. Außerdem organisieren die Vereine, die Feuerwehr und der Ortsrat jedes Jahr die dörflichen Feste.

Erwähnenswert ist nach Meinung von Berg auch, dass sich "auf Grund der Verbundenheit der Bietzerberg-Stadtteile zahlreiche Vereine zu Gemeinschaften zusammengeschlossen haben. Ziele für die Zukunft hat sich die Dorfgemeinschaft ebenfalls einige gesetzt. Christa Berg: "Wir wollen die örtlichen Vereine unterstützen, damit sie ihre Selbstständigkeit bewahren und die Jugend integrieren können. Außerdem soll der Dorfplatz umgestaltet und der Bolzplatz renoviert werden."

Ebenso möchte man die Aktivitäten im Verein "Bietzerberg Miteinander-Füreinander" ausbauen. Zudem liegt der Ortsvorsteherin noch der Wiederaufbau der Harlinger Schutzhütte am Herzen, die 2011, kurz vor ihrer Neu-Einweihung, einer Brandstiftung zum Opfer fiel. "Vor allem für die innerörtliche Verbundenheit und die Gemeinschaft wäre es förderlich, wenn wir diese Hütte, in die die Harlinger viel Zeit und Mühe investiert haben, wieder instandsetzen könnten", sagt die Ortsvorsteherin hoffnungsvoll.Harlingen bildet zusammen mit Menningen und Bietzen die so genannten Bietzerberg-Gemeinden. Urkundlich wird Harlingen erstmal 1153 erwähnt. In diesem Jahr hat Erzbischof Hillin von Trier dem Augustinerkloster zu Merzig Güter in "Harledingen" übertragen. 1459 existierte in Harlingen ein Rittergeschlecht "Johann von Harlingen", auf den das Harlinger Wappen zurückgeht.

Das ursprüngliche Wappen zeigt zwei abgekehrte Fische und eine Schildfigur mit einem Helm, ein Symbol des Ritters Johann von Harlingen, was darauf hinweißt, dass die Wappenträger ein Recht auf das Fischen und die Jagd hatten. Auf dem heutigen Wappen finden sich nur noch die beiden abgekehrten Fische.

Harlingen gehörte seit dem Mittelalter zum trierisch-lothringischen Kondominium Merzig-Saargau und kam 1778 an das Kurtrier-Amt Merzig. Ab 1815 gehörte Harlingen dann zu Preußen und ab 1920 zum Saargebiet. Diese Zeit prägte auch das Bild des Ortes: Vor allem Bauernhäuser zierten den Ort, der überwiegende Teil der Bevölkerung verdiente sich seinen Unterhalt in der Landwirtschaft. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurden allerdings viele Häuser zerstört.

Der Wiederaufbau und die industrielle Wandlung der Region haben zu zahlreichen Um- und Neubauten geführt, die den lothringischen Häusertyp teilweise ersetzten. Erst durch das Bewusstsein, das traditionelle Ortsbild zu erhalten, wurden die alten Bauernhäuser im ursprünglichen Stil restauriert. Sie prägen heute das Ortsbild von Harlingen entscheidend mit. 1983 erlangte Harlingen beim Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" die Goldmedaille.

Ortsmittelpunkt ist die 1750 von Christian Kretschmar erbaute Marienkapelle "Beatae Mariae Virginis", ein Gebäude spätbarocker Baukunst. Sie steht unter Denkmalschutz und gehört zu den schönsten und wertvollsten Barockbauten im Saarland. Außerdem ist sie das einzige sakrale Bauwerk Kretschmarscher Kunst an der Saar.

Seit ihres Bestehens ist die Kapelle ein religiöses Zentrum für den Bietzerberg. Durch die kommunale Neugliederung im Saarland 1974 wurde Harlingen einer von 17 Stadtteilen der Kreisstadt Merzig.

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