Ein Homburger Buch für den PapstErika Rosenberg - couragierte Schriftstellerin aus Argentinien

Homburg/Rom. Die AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums will Papst Benedikt XVI. ein Buch überreichen, das die Schüler selbst erstellt haben. Für eine kleine Schülergruppe der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums geht dieser Wunsch bald in Erfüllung: Am 9

 Der Vatikanstaat mit einer Audienz bei Papst Benedikt XVI sowie der Petersdom sind Ziel der Homburger Schüler. Foto: Claudio Onorati/dpa

Der Vatikanstaat mit einer Audienz bei Papst Benedikt XVI sowie der Petersdom sind Ziel der Homburger Schüler. Foto: Claudio Onorati/dpa

Homburg/Rom. Die AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums will Papst Benedikt XVI. ein Buch überreichen, das die Schüler selbst erstellt haben. Für eine kleine Schülergruppe der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums geht dieser Wunsch bald in Erfüllung: Am 9. November wollen sie im Vatikan zusammen mit ihrem Lehrer Eberhard Jung das Buch "Miteinander, nicht gegeneinander!" Papst Benedikt XVI. überreichen. Es enthält auf 338 Seiten eine Vielzahl von Texten, Fotos und Zeichnungen zur Geschichte der Migration und Integration von den Anfängen der Menschheit bis zur Gegenwart - alles in Farbe. Hier der Text des Schülers dazu:"Wir haben das Buch dem Auschwitz-Überlebenden Alex Deutsch gewidmet und erhielten dafür im Juni dieses Jahres den Edith-Aron-Schulpreis der Kreisstadt Homburg. Der Präfekt des "Päpstlichen Hauses" hat unsere Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums zu der Audienz beim Papst eingeladen.

Dabei bleibt jedoch offen, ob es zu einer persönlichen Buchübergabe mit Händedruck und Gruppenfoto kommen wird. Wir nehmen an, dass diesbezüglich unsere Chance gleich Null ist. Wahrscheinlich wird es auch unmöglich sein, dem Papst von Alex Deutsch und seiner Friedensbotschaft zu erzählen. Ein Empfehlungsschreiben des Pilgerbüros in Rom und die engagierte Fürsprache von zwei einflussreichen Schwestern, die uns Erika Rosenberg, die Schindler-Biografin aus Argentinien, vermittelt hat, lassen uns aber hoffen. So wird unsere Reise für uns abenteuerlich und spannend wie ein Kinofilm: Mission impossible im Vatikan. Wir wollen auf jeden Fall mit einem Schweizergardisten - aus der ältesten Armee der Welt - ins Gespräch kommen, und auch ein Interview mit dem Leiter des Deutschen Pilgerbüros, dem italienischen Priester Monsignore Don Antonio Tedesco, wurde uns zugesagt. Tedesco heißt Deutsch, und er wird sicherlich allein schon wegen der Namensparallele ein großes Interesse an unserem Buch und an Alex Deutsch haben.

Dessen Witwe freut sich mit uns: "Es ist wunderbar, dass der Vatikan an dem Buch so interessiert ist. Das würde Alex gefallen." Wahrscheinlich ist es das erste Homburger Buch im Vatikan, beim Papst und in der Vatikanischen Bibliothek. Wir werden jedenfalls einige Exemplare mitnehmen. Unsere Reisegruppe, die sich rund 50 Stunden in Rom aufhalten wird, besteht aus sechs Schülerinnen und vier Schülern der Oberstufe sowie Herrn Jung und seiner Frau, die schon oft mit Schülergruppen in Rom unterwegs waren.

Wir alle freuen uns riesig auf unsere dreitägige Flugreise, denn außer der Papstaudienz im Vatikan und der Besteigung der Kuppel des Petersdoms sind wir gespannt auf das Kolosseum, das Forum Romanum, die Triumphbögen, die Ara Pacis (Friedensaltar) und das Mausoleum des Augustus, das Pantheon, die Engelsburg, den Trevi-Brunnen, die Piazza Navona, die Spanische Treppe und die südländische Atmosphäre. Natürlich wollen wir auch Pizza, Cappuccino und Eis probieren.

In der Gelateria Giolitti gibt es angeblich das beste Eis der Welt - Riesenportionen mit kostenloser Sahne (con panna per favore), haben wir gehört. Von der Stadt, in der es Caesar, Hadrian, den Päpsten, Goethe und Millionen anderen so gut gefallen hat, werden wir sicherlich auch begeistert sein. Bella Italia, wir kommen!

Nils Ortloff (10d) von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums

Homburg. Vor wenigen Tagen hatten wir am Saarpfalz-Gymnasium in Homburg die Ehre, einen ganz besonderen Gast zu empfangen: die argentinische Professorin Erika Rosenberg. Nachdem sie am Mittwoch auf Einladung unseres Geschichtslehrers Eberhard Jung schon einen Vortrag über Oskar und Emilie Schindler in der voll besetzten Aula gehalten hatte, beehrte sie am darauffolgenden Tag unseren Geschichtskurs. Da hatten wir zwei Stunden lang eine Art "Privataudienz", auf die wir natürlich alle sehr gespannt waren. Es wurde eine gemütliche, fast familiäre Diskussionsrunde, bei der auch Doris Deutsch, die Witwe des Auschwitz-Überlebenden Alex Deutsch, und Willi Caster anwesend waren, die ja schon seit langem immer wieder gern gesehene Zeitzeugen des Dritten Reiches an unserer Schule sind.

1300 Juden gerettet

Erika Rosenberg, die Tochter jüdischer Flüchtlinge, ist als Biographin von Oskar und seiner Ehefrau Emilie Schindler bekannt. Beide retteten unter großer Lebensgefahr und mit hohem finanziellen Aufwand während des Zweiten Weltkriegs rund 1300 Juden vor dem sicheren Tod. Als Rosenberg in ihrem Geburtsland Argentinien 1990 von den mutigen, aber verarmten Schindlers erfuhr, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit jüdischer Hilfe in Südamerika eine neue Heimat gefunden hatten, war Oskar bereits seit 16 Jahren tot. So machte sie sich gleich auf den Weg, um Emilie Schindler zu besuchen. Bei ihrem ersten Besuch wusste Erika Rosenberg, dass sich ihr Leben von diesem Zeitpunkt an verändern würde. Über Jahre hinweg entwickelte sich eine Freundschaft zwischen ihr und Emilie, die als "unbesungene Heldin" viel zu kurz kommt in der Geschichtsbetrachtung.

Ohne Emilie hätte Oskar Schindler, "der als charmanter Lebemann Sportautos, Motorräder, Frauen und Cognac liebte", nie so vielen Juden im Dritten Reich helfen können. Beide haben sich ergänzt und außerdem "steckt hinter einem starken Mann oft eine noch viel stärkere Frau", lachte die Argentinierin. Willi Caster zeigte sich sehr beeindruckt von der Zivilcourage des Ehepaares Schindler und von dem Engagement der Erika Rosenberg. Mich selbst hat diese Wissenschaftlerin mit ihren Fachkenntnissen und ihrem freundlichen Wesen sehr beeindruckt, sie hinterlässt das Bild einer couragierten südamerikanischen Powerfrau, die weiß, was sie will und höflich, aber bestimmt sagt, was sie denkt.

Buch über Che Guevara

Sie vermittelt nicht nur historische Fakten, sondern spornt an zu Werten wie Zivilcourage, Solidarität, Moral, Humanismus, Freiheitsliebe und Einsatzbereitschaft. Ganz besonders liegt es ihr am Herzen, den "unbesungenen Helden" der Geschichte ein Denkmal zu hinterlassen. Dabei scheut sie vor Kritik an Autoritäten nicht zurück: ."Auch im nächsten Jahr wird Erika Rosenberg voraussichtlich wieder nach Homburg kommen, denn am 9. November 2012 möchte sie eine Ausstellung über Oskar Schindler und seine Helfer in unserem Saarpfalz-Gymnasium eröffnen. Zu diesem Thema erscheint demnächst ihr neues Buch, ein weiteres ist über den argentinischen Freiheitskämpfer Che Guevara geplant, den die Autorin wegen seiner Ideale schätzt, aber auch kritisch hinterfragt. Sie hat bei ihren Recherchen unter anderem herausgefunden, dass man Ches Geburtsdatum fälschte, damit er nicht als uneheliches Kind angesehen wurde.

Wir freuen uns sehr aufs Wiedersehen mit der Südamerikanerin!

 Corinna Welsch, die Verfasserin des Berichts, im Gespräch mit der argentinischen Professorin Erika Rosenberg.

Corinna Welsch, die Verfasserin des Berichts, im Gespräch mit der argentinischen Professorin Erika Rosenberg.

 Die deutschstämmige Argentinierin Erika Rosenberg begeisterte bei ihrem Besuch Schüler und Lehrer am Saarpfalz-Gymnasium. Fotos: Eberhard Jung/AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums

Die deutschstämmige Argentinierin Erika Rosenberg begeisterte bei ihrem Besuch Schüler und Lehrer am Saarpfalz-Gymnasium. Fotos: Eberhard Jung/AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums

Corinna Welsch (Ge 11) aus der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums

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