Ein Haus als Kunstobjekt

Neunkirchen. "Mama, kuck mal, da ist Rapunzel" - diesen Satz erwartet eine Mutter bei einem Gang durch eine Neunkircher Wohnstraße wohl eher nicht von ihrem Sprössling

 Der Neunkircher Künstler André Woll hat bei der Gestaltung seines Hauses seiner Fantasie freien Lauf gelassen. Eine geflügelte Giraffe ziert die Fassade zum Garten hin. Foto: Willi hiegel

Der Neunkircher Künstler André Woll hat bei der Gestaltung seines Hauses seiner Fantasie freien Lauf gelassen. Eine geflügelte Giraffe ziert die Fassade zum Garten hin. Foto: Willi hiegel

Neunkirchen. "Mama, kuck mal, da ist Rapunzel" - diesen Satz erwartet eine Mutter bei einem Gang durch eine Neunkircher Wohnstraße wohl eher nicht von ihrem Sprössling. Der Künstler pap hat in den letzten Tagen beobachtet, wie eine Mutter - auf diese Aussage ihrer Tochter hin - die Fassade des Hauses in der Scheffelstraße 6 in Neunkirchen emporblickte und erstaunt "tatsächlich!" sagte. Denn an einer Hausecke thront Rapunzel in ihrem Turm und lässt ihr Haar herunter. Eine Fernsehantenne hat sie auch - so ein Tag im Turm kann schließlich einsam sein. "Es geht fast keiner vorbei, der nicht stehen bleibt und sich die Fassade anguckt. Sie erfreuen sich an dem, was hier entstanden ist", erzählt André Woll alias pap.Vor einem Jahr begann er mit einer ganz einfachen Sanierung des Wohnhauses. Dann überfluteten ihn die Ideen. Es sei nicht geplant gewesen, Stühle "aus Wänden wachsen zu lassen" und die Treppenaufgänge mit Themenbildern zu bemalen. "Wenn ich dann anfange, sehe ich bereits das fertige Werk", sagt er. Die Figuren an der Fassade - wie die geflügelte Giraffe - bestehen aus Styropor, der mit Putz überzogen wurde.

Ist die weiße Fassade mit dem Schachbrettmuster zur Straße hin erst einmal erkundschaftet, geht es gleich im Eingangsbereich mit einer verschnörkelten gelben Wandbemalung weiter. Im Treppenaufgang steht zur Begrüßung eine männliche Schaufensterfigur mit Mantel.

Das erste Gemälde im Treppenaufgang reißt in groben Zügen die Wiedervereinigung Deutschlands an: Stacheldraht, eine Mauer, die Risse zeigt, Menschenmassen, die sich vor dem Brandenburger Tor versammelt haben. Sowieso sei es ihm wichtig, auch ein politisches Statement zu setzen, sagt der Künstler. "Auf die eine Hauswand werde ich noch ein Riesenrad mit Eurozeichen malen", erklärt er. Damit will er auf die momentane Eurokrise anspielen.

Heute können potenzielle Mieter und alle Interessierten im Haus in der Scheffelstraße 6, Neunkirchen, von 11 bis 16 Uhr ein und aus gehen. Kontakt: Telefon (0178) 18 44 76 (täglich ab 14 Uhr).

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