Zwei Schaufenster, das kleinere linke mit Kopfbedeckungen für Herren, das rechte mit Damenhüten, beide jetzt im Hochsommer durch eine Markise vor der grellen Sonne abgeschirmt, künden von einem ganz besonderen und vor allem einzigartigen Geschäft in Heusweiler und sogar im Köllertal. Über fünf Stufen links neben den Auslagen erreicht der Besucher die Eingangstür zu "Hutmoden Marita Bossong". Drinnen fällt in dem kleinen, vielleicht nur fünf mal drei Meter großen Verkaufsraum auf den ersten Blick die große Auswahl an schmucken und modischen Damenhüten und Mützen auf, die akkurat nach Größe und Tragezweck geordnet, in den Wandregalen auf ihre zukünftigen Trägerinnen warten. Die eher funktionellen und weniger zur Zierde gedachten Herrenhüte und -mützen nehmen sich dagegen viel bescheidener aus.

Auf einem Drehständer präsentiert die Inhaberin die echten Hingucker ihres einmaligen Ladens: Damenhüte für gesellschaftliche und festliche Anlässe in zum Teil knallbunten Farben - Hüte, die schon einen Hauch von royalem Luxus ausstrahlen oder wie sie auch beim Pferderennen in Ascot getragen werden.

Die Augen von Marita Bossong leuchten, als sie einen der mit künstlichen Federn geschmückten Hüte in die Hand nimmt, um ihn in all seiner Pracht dem Fotografen der Saarbrücker Zeitung zu zeigen. "Dieser Hut hebt die Persönlichkeit seiner Trägerin", sagt sie. Marita Bossong, Jahrgang 1936 und in diesem Haus geboren, absolvierte von 1950 bis 1953 eine Lehre als Modistin und Putzmacherin. Ihre Prüfung habe sie als beste Teilnehmerin im Bezirk der Handwerkskammer Saarbrücken abgelegt, berichtet die Frau mit dem feinen Blick für den passenden Hut für jede Persönlichkeit. Nach ihrer Lehre begann sie in ihrem heutigen Geschäft als Hutmacherin, damals in Diensten ihrer Tante Cäcilie Grewenig, zu arbeiten. Voller Stolz erzählt sie: "Im nächsten Jahr feiern wir das 100-jährige Bestehen." Und mit Wehmut in der Stimme berichtet sie von den früheren Glanzzeiten der Hüte und des Ladens, die bis in die 1980er Jahre andauerten. "Wir mussten öfter Überstunden machen, um alle Wünsche der Kunden zu erfüllen. Die Frauen trugen für jeden Anlass einen Extra-Hut. Ob zur Taufe, Hochzeit, Beerdigung oder Kirmes, der Hut schützte, als fast alle noch zu Fuß gingen, die Frisur bei Wind und Wetter und war obendrein ein modisches Kleidungsstück." 1982 übernahm Marita Bossong das Geschäft und führt es bis heute. "Dies ist mein Reich und mein Herzblut", sinniert sie, als ihr Blick über die Hüte in den Regalen wandert. Und sie fügt an: "Gott sei Dank kommen heute wieder mehr Kunden zu mir, um sich Hüte oder Mützen zu kaufen, auch junge Leute." Vom 18. August bis zum 1. September schließt sie ihren Laden, um ein wenig auszuspannen.